Der isländische Ausnahme-Handballer Aron Palmarsson im Dress des FC Barcelona im Spiel gegen den THW Kiel: Beim Final Four in Köln könnten beide Teams im Finale aufeinandertreffen. Foto: imago//Javier Borrego

Auch ohne Party soll das Final Four um die Champions League in Köln zum krönenden Abschluss eines besonderen Handball-Jahres werden. Wir präsentieren die Besten der Besten.

Köln/Stuttgart - Die Besten der Besten kämpfen an diesem Montag und Dienstag in Köln vor leeren Rängen um die wichtigste Trophäe des europäischen Club-Handballs. Wir stellen die vier Mannschaften vor.

FC Barcelona Der Rekordsieger der Königsklasse (neun Titel) geht als Topfavorit in die Endrunde. In der Gruppenphase der Champions-League-Saison 2020/21 jagte ein überzeugender Auftritt den anderen. Die Katalanen holten in acht Spielen acht Siege, darunter ein 32:26 und ein 29:25 gegen den THW Kiel. Der isländische Ausnahmehandballer Aron Palmarsson kann mit seiner neunten Final-Foul-Teilnahme Geschichte schreiben – kein anderer Spieler nahm öfter an der Endrunde teil. Und für Trainer Xavier Pascual wäre ein Triumph in Köln nach 2011 und 2015 der dritte Champions-League-Titel – er würde mit Bundestrainer Alfred Gislason gleichziehen, der mit dem SC Magdeburg (2002) und dem THW Kiel (2010 und 2012) erfolgreich war. Neben Palmarsson ragt bei den Blau-Roten der kroatische Spielmacher Luka Cindric heraus, der 2017 überraschend die europäische Königsklasse mit Vardar Skopje/Nordmazedonien gewann. Trotz seiner 39 Jahre ist auch Raul Entrerrios nicht aus dem Rückraum wegzudenken, genauso wenig wie Linkshänder Dika Mem. Er feierte gemeinsam mit seinem Barça-Teamkollegen, dem Starkreisläufer Ludovic Fabregas, 2017 die Weltmeisterschaft mit Frankreich. Für das Duo hat das erste Halbfinale an diesem Montag (18 Uhr/Eurosport live) gegen Paris Saint-Germain zusätzliche Brisanz.

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Paris Saint-Germain Im Team der Franzosen ist Mikkel Hansen amtierender Weltmeister und Olympiasieger mit Dänemark. 2012 holte er EM-Gold, und zudem gewann der dreimalige Welthandballer (2011, 2015, 2018) jede Menge nationale Titel in Dänemark, Spanien und Frankreich. Nur der Sieg in der Champions League fehlt dem 33-Jährigen noch in seiner grandiosen Sammlung. „Diese Trophäe bisher noch nicht in die Höhe gehoben zu haben, ist eine riesige Motivation für mich“, sagt der Rückraumhüne. Das ändert nichts daran, dass es Fakten gibt, die gegen den Finanzkrösus sprechen. Mit Nikola Karabatic fällt das Herzstück des Pariser Spiels mit einem Kreuzbandriss aus. Und seine beiden Topleute Sander Sagosen (zum THW Kiel) und Torwart Rodrigo Corrales (zu Telekom Veszprém) hat der Club vor der Saison verloren. Dennoch steckt viel Qualität im Team, was die Namen von Keeper Vincent Gerard, Kreisläufer Henrik Toft-Hansen, oder den Linkshändern Nedim Remili und Dainis Kristopans zeigen. Der 2,13-Meter-Hüne aus Lettland konnte 2019 die Champions League mit Vardar Skopje gewinnen, Saint-Germain-Trainer Raul Gonzalez war das zwei Jahre zuvor ebenfalls mit den Nordmazedoniern gelungen.

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THW Kiel Filip Jicha macht sich wenig aus Statistiken. Doch der tschechische THW-Coach könnte der erste Handballer überhaupt werden, der in Köln als Spieler und als Trainer die Champions-League-Trophäe in die Höhe stemmt. Als Favorit geht der deutsche Meister nicht ins Halbfinale an diesem Montag (20.30 Uhr/Eurosport) gegen Telekom Veszprém. Dafür ist die Belastung in der Liga ungleich höher als für die restlichen drei Teilnehmer. Doch verstecken muss sich die Zebra-Herde vor keinem Team. Niklas Landin, der aktuellen Welthandballer im Tor, Sander Sagosen und Domagoj Duvnjak im Rückraum, sind eine Klasse für sich. Und am eingespielten Innenblock Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler sind schon so manche Angriffsreihen verzweifelt. An Routine mangelt es dem THW nicht. Mit seiner Erfahrung kann auch Steffen Weinhold wertvolle Impulse setzen. Und: Der Linkshänder weiß, dass auch in einem Final Four die Stunde des Außenseiters schlagen kann: 2014 sicherte sich der 34-Jährige mit der SG Flensburg-Handewitt völlig überraschend den Champions-League-Titel.

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Telekom Veszprém Wenn jemand von einem Titel-Fluch sprechen kann, dann ist es der ungarische Topclub. Viermal standen die Roten vom Balaton im Champions-League-Finale. Viermal ging es schief: 2002 gegen den SC Magdeburg, 2005 gegen den FC Barcelona, 2016 gegen Kielce/Polen und 2019 gegen Skopje. Im fünften Anlauf soll es klappen. Große Verantwortung liegt auf dem Mann für die entscheidenden Momente im Team von Trainer David Davis: Auf dem Serben Petar Nenadic. Der frühere Berliner Fuchs – Bundesliga-Torschützenkönig 2015/16 – ist Spielmacher und Torjäger in einem. Ihn entlastet in der Zentrale der in Deutschland aufgewachsene Kentin Mahé (Weltmeister 2015 und 2017 mit Frankreich). Ebenfalls hervorzuheben sind die Rückraumasse Vuko Borozan, Nikolaj Markussen und Jorge Maqueda sowie Kreisläufer Andreas Nilsson.

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All diese Namen zeigen: Das Beste in diesem Handball-Jahr kommt zum Schluss.

Wir haben Fotos von den Handball-Stars, die am Final Four teilnehmen. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie!

Info

Wegen der Corona-Pandemie wurde das Final Four der Spielzeit 2019/20 gleich zwei Mal verlegt. Erstmals werden nun innerhalb einer Saison zwei Titel in der Champions L

Die Halbfinalspiele finden an diesem Montag statt. Erst trifft der FC Barcelona auf Paris Saint-Germain (18 Uhr), dann der THW Kiel auf Telekom Veszprém (20.30 Uhr). Am Dienstag steigt um 18 Uhr das Spiel um Platz drei, um 20.30 Uhr das Finale (alle Spiele Eurosport live)