Die Esslingerin Meike Betz-Seelhammer hat ihr erstes Kinderbuch geschrieben. Foto: oh

„Hamster Humboldt – In der Größe liegt die Kraft“ ist eine tierisch-lustige Detektiv- und Abenteuergeschichte für Mädchen und Jungs ab acht Jahren. Geschrieben hat den Kinderkrimi die Esslinger Autorin Meike Betz-Seelhammer.

Esslingen - Humboldt ist Detektiv, Abenteurer und – ein Hamster. Dass er locker in jede Hosentasche passen würde, hält ihn nicht davon ab, den Menschen aus dem fiktiven Ort Ditzendorf immer wieder aus der Patsche zu helfen. Eigentlich ist kein Problem zu groß für den kleinen Nager. Als aber seine Besitzerin Babs und ihre Tochter Elli im Lotto gewinnen und erpresst werden, steht sein Leben auf dem Spiel. Dass Meike Betz-Seelhammer einen Kriminalfall erzählt, kommt nicht von ungefähr. „Ich lese selbst sehr gerne Krimis, aber nicht die brutalen. Dann schon eher Agatha Christie“, sagt die Esslingerin. Und sie wollte kein reines Mädchen- oder ein typisches Jungsbuch schreiben. „Das ganze Marketing-Drumherum stört mich“, sagt Meike Betz-Seelhammer. Deshalb hat sie sich für eine tierische Hauptfigur entschieden. Ein Hamster wurde es, weil in ihrer Kindheit die beste Freundin einen hatte, sie selbst aber nie einen bekam.

Vor wenigen Wochen ist das Buch „Hamster Humboldt. In der Größe liegt die Kraft“ im renommierten Arena-Verlag erschienen – mitten in Corona-Zeiten. Ein schwieriger Start für eine Newcomerin. Die geplante Lesereise wurde abgesagt, das persönliche Kennenlernen mit der Illustratorin musste ausfallen, und weil alle Buchhandlungen geschlossen waren, konnte das Buch auch keiner sehen. Umso größer war die Freude, als neulich ihr vierjähriger Sohn im Vorbeifahren das Cover in einem Schaufenster in der Esslinger Altstadt entdeckt hatte, es stand genau in Höhe seines Laufrads.

Viele träumen davon, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben. Auch bei Meike Betz-Seelhammer war das so. „Eigentlich wollte ich immer Autorin werden, ich habe das aber lange nicht verfolgt, man glaubt nicht so recht daran“, erzählt die 38-Jährige. Als sie dann Redakteurin wurde, wollte sie irgendwann nicht mehr nur Texte, sondern einen ganzen Roman schreiben. Ihr erstes fertiges Manuskript war ein Fantasy-Roman in der Tradition von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Doch kein Verlag wollte den dicken Kinderroman abdrucken. Die Zeit für Fantasy sei vorbei, der Nachwuchs habe sich seit Harry Potter sattgelesen an diesem Genre, bekam sie immer wieder zu hören. So musste sie bitter erfahren, dass es auch in der Literatur Modeerscheinungen gibt. Dass selbst Joanne K. Rowling anfangs nur Absagen für ihr Harry-Potter-Skript bekam, die Bände über den jugendlichen Magier später aber doch zum Welterfolg wurden, hat die Esslingerin wenig getröstet. „Das hat mich damals schon sehr runtergezogen. Ich hatte so große Hoffnungen und war so stolz auf das erste fertige Manuskript“, erinnert sie sich.

Aber Meike Betz-Seelhammer hat nicht aufgegeben und mit viel Disziplin das Kunststück geschafft, als berufstätige Mutter die Zeit für eine zweite Geschichte zu finden. Dieses Mal ist sie das Ganze strategischer angegangen, hat sich gefragt, was sie gerne machen möchte und wofür gleichzeitig das Interesse in der Leserschaft da ist. So ist Hamster Humboldt entstanden, der seinen Namen nicht nur der schönen Alliteration zu verdanken hat, sondern auch Daniel Kehlmanns Roman „Die Vermessung der Welt“, einer fiktiven Biografie des Naturforschers Alexander Humboldt.

Sie wollte ein spannendes und gleichzeitig ein sehr lustiges Buch schreiben. Dass ihr das gelungen ist, haben die Tests mit Kindern von Bekannten gezeigt, und auch ihrem Sohn hat sie einzelne Passagen erzählt. Kinder seien direkt und ehrlich mit ihrer Meinung. „Das flößt einem schon Respekt ein“, sagt sie. „Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass die Namen der Figuren nicht zu kompliziert und zu unbekannt sein dürfen“, sagt die Autorin. Auch mit ihrer Mutter, einer Lehrerin, hat sie die Texte diskutiert, Feedback gab es von ihrer Agentur und von den Lektoren.

Auf Wunsch des Verlags musste sie weitere Figuren einführen, das Dorfleben noch mehr herausarbeiten und alle schwäbischen Ausdrücke streichen – ein hartes Stück Arbeit. Denn jede Änderung zieht ja weitere nach sich, die Anschlüsse müssen stimmen, eine erwähnte Figur, darf beispielsweise nicht einfach verschwinden. Für das Autorendasein ist Frust aushalten deshalb so wichtig wie Fantasie. „Je stimmiger ein Text am Ende ist, desto mehr denken die Leute ja, dass es ganz einfach und fix war, ihn zu schreiben“, hat sie festgestellt. Und für Kinder einen Krimi zu machen, ist eine zusätzliche Herausforderung. „Denn zu spannend darf es ja auch nicht sein“, weiß Betz-Seelhammer, die selbst gerade eine aufregende Zeit erlebt. Vor wenigen Wochen ist ihr zweiter Sohn auf die Welt gekommen. Jetzt wird sie sich erst mal auf die Familie konzentrieren. „Aber die nächste Geschichte brodelt schon in mir“, verrät sie.