Teamwork: Esslinger Weingärtner reparieren im Jahr 2019 Weinbergmauern. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Kathrin Haasis stößt mit einem Pinot auf den neuen Namen der Genossenschaft an. Sie heißt jetzt zwar ziemlich denglisch Teamwerk Esslingen, aber es klingt auch recht innovativ.

Genau 20 Jahre ist es jetzt her, dass sich die Untertürkheimer Genossen einen ganz neuen Namen gaben: Weinmanufaktur heißt ihr Zusammenschluss seither. Die Umbenennung steht auch für eine Qualitätsoffensive beim genossenschaftlich produzierten Wein. Die Ersten, die die etwas an Kommunismus erinnernde Bezeichnung abstreiften, waren allerdings die Weingärtnergenossenschaften Besigheim und Hessigheim, die sich 1972 lieber nach einem landschaftlichen Wahrzeichen benannten und zur Felsengartenkellerei wurden. Die große Welle der Namensänderungen kam jedoch zur Jahrtausendwende. Damals ließen etwa die Fellbacher Weingärtner den Zusatz Genossenschaft fallen. Collegium Wirtemberg heißen die Uhlbacher und Rotenberger WG seit ihrem Zusammenschluss im Jahr 2007. Auch der provinziell klingende Wengerter hat längst ausgedient: Bottwartaler Winzer oder Winzer vom Weinsberger Tal nennen sich die Kooperativen lieber. Als Weingärtnergenossenschaften firmieren heutzutage nur noch Randerscheinungen wie die Kooperativen in Hohenneuffen-Teck oder Metzingen-Neuhausen. Allerdings ist die Weingärtnerzentralgenossenschaft kein innovatives Vorbild: Ihr Name erinnert an die Planwirtschaft der DDR, wird aber meist auf WZG reduziert.

Esslinger Weingärtner interpretieren sich neu

Wirkliche Nachzügler sind die Esslinger Weingärtner also nicht, zumal sie den Zusatz Genossenschaft schon lange abgelegt haben. Dafür ist ihre Metamorphose die vermutlich gewagteste, weil sie ins Denglische geht: Teamwerk lautet der neue Name. Er stehe für „eine Neuinterpretation des Begriffs der Genossenschaft“, erklären sie. Verschiedene Experten seien am Werk – im Weinberg, im Keller und für die Vermarktung. Was sie verbinde, sei „die Leidenschaft für Wein und jede Menge Elan und Innovationsgeist“. Ihr Pinot Noir ist ein gutes Beispiel dafür mit seinem Duft nach Kirsche, Kräutern und Kaffee, seinem vollmundigen Körper, den weichen Tanninen und der feinen Säure als Gegengewicht. Den haben die Esslinger zwar noch als Weingärtner gemacht, aber der Spätburgunder schmeckt schon sehr nach Teamwerk.

Das Urteil der Weinrunde:  

Holger Gayer Dieser Basis-Spätburgunder macht richtig Spaß. Er hat eine schöne Mischung aus reifen Kirscharomen und wildem Leder.

Harald Beck Ein klarer Beweis, dass sich auch in Esslingen einiges getan hat in den vergangenen Jahren. Kräftige Aromen und genügend Frische für den Genuss.

Michael Weier Alle Achtung, für weniger als zehn Euro ist das wirklich eine Menge Geschmack. Ein Pinot, den ich niemals an der Basis verortet hätte. Großartig.

Pinot Noir 2019 Stufe 8 trocken, 9,50 Euro, Teamwerk Esslingen, Lerchenbergstraße 16, Esslingen, Telefon 07 11 / 9 18 96 20, www.weingaertneresslingen.de