Guten Wein gibt es auf dem Historischen Volksfest in der Innenstadt. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Für das historische Volksfest wurde eine ganz eigene Cuvée kreiert. Das Collegium Wirtemberg hat dafür typische württemberger Sorten verwendet. Michael Weier ist begeistert.

Mein kleiner Weinberg in Rotenberg hat den unschätzbaren Vorteil, die Grabkapelle, die fünf Meter tiefer liegt, als Kulisse für den Ausblick ins Neckartal zu haben. Dazu noch das Neckarstadion und das Mercedes-Werk. Wenn die Sonne untergeht, schaut man auf das Lichtermeer der Stadt. Und zwei Wochen im Jahr wird dieses vom Rummel auf dem Cannstatter Wasen garniert, was ein unglaublich malerisches Bild ergibt. Von den Reben schaut man auf den Rummel. Andersrum ist das aber genauso: Vom Rummel aus sieht man wunderbar die Weinberge.

Kein Weinzelt mehr auf dem Volksfest

Diese Vorgeschichte erzähle ich, um meiner Trauer Ausdruck zu geben, dass es auf dem Volksfest kein klassisches Weinzelt mehr gibt. Früher stand das Cannstatter Oberamt als kleine Bastion gegen die großen Biersäle, heute schenken sie dort zwar alles aus, aber die Tradition des Oberamts fehlt mir einfach. Der singende Weinvogt Dieter Zaiß natürlich auch, der dort ausgeschenkt hat. Sein Sohn Andreas zog angesichts des gewaltigen Aufwands einen Schlussstrich.

Umso mehr feiere ich deshalb die Cuvée Volksfest 1818, die das Collegium Wirtemberg zum Historischen Volksfest aufgelegt hat. Eigentlich eine völlig logische Sache, Trauben von unterhalb der Grabkapelle zu nehmen, da ja Königin Katharina, für die dieser Bau entstanden ist, mit König Wilhelm das erste Volksfest im Jahr 1818 ins Leben gerufen hat – in der, wie sich nachlesen lässt, „zwar idyllischen, aber auch etwas feuchten Neckaraue zwischen Wiesen und Weinbergen“.

Zuerst der Wein, dann das Volksfest

Der Wein war also zuerst da, insofern darf man ihm auf dem Volksfest huldigen. Dazu eignet sich die Cuvée 1818 in jedem Fall. Aus den für Rotenberg ganz typischen Sorten Lemberger, Spätburgunder, Heroldrebe und Dornfelder gelang der Genossenschaft ein besonders charakteristischer Wein. Aromen von Lakritz finden sich in diesem Tropfen, er ist eher rauchig denn einschmeichelnd fruchtig. Aber eine Wucht für diesen Preis. Die Cuvée ist derart geerdet, dass auch der König und seine Katharina ihre wahre Freunde daran gehabt hätten.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Wenn alles auf dem Wasen so schmackhaft wäre wie dieser Wein, wäre ich öfter dort. Mir gefallen die dunklen Aromen – von Kakao bis Tabak.

Kathrin Haasis Die Mischung klingt eher historisch, das Resultat ist aber sehr modern. Mit diesem tiefgründig-erdigen Wein kann man sehr gut ein Fest feiern!

Harald Beck Einst war ja der gemischte Satz üblich. Etwas vom Gemischtwarenladen hat die Volksfest-Cuvée an sich – passt irgendwie aber auch wieder.

Volksfest Cuvée 1818, 8,40 Euro, Collegium Wirtemberg, Telefon 07 11 / 3 27 77 58 - 0, www.collegium-wirtemberg.de