Für Wein ohne Alkohol ist viel Technik notwendig, mit dieser Maschine entziehen die Bittenfelder den berauschenden Teil. Foto: /Bittenfelder Apfelsaft

Wir haben in der Weinrunde schon mehrere alkoholfreie Varianten probiert, so richtig überzeugend war keine. Nun hat unser Kolumnist einen Tropfen aus Bittenfeld geöffnet, der bisher beste alkoholfreie Wein, findet Michael Weier.

Dem gepflegten Weinconnaisseur mag das Thema ein bisschen auf den Wecker gehen, aber es muss einfach sein: Alkoholfrei ist das Zauberwort der Gegenwart. An alle, die nun verächtlich den Kopf schütteln: Ich habe Verständnis. Aber denkt dran, als gute Gastgeber muss man immer was im Haus haben, was man  abstinent  lebenden Gästen mit gutem Gewissen anbieten kann. Wir haben hier ja schon einige Produkte probiert, so ganz zufrieden waren wir noch nie.

An die Spitze der Bewegung setzt sich nun  überraschend  ein Experte für Apfelsaft, respektive Fruchtsäfte. Jürgen Petershans, der Chef der Bittenfelder Fruchtsäfte, produziert mit seinem Faible fürs Detail ungelogen den besten alkoholfreien Wein, den ich bisher getrunken habe – auch hochgelobte von VDP-Weingütern. Nun wachsen in Bittenfeld nur wenig Reben, als Anbaugebiet für Wein ist der Flecken nicht berühmt. Aber für sein Streuobst. Und Äpfel brauchen auch ein gutes Aroma. Also fing schon der Vater beim Apfelwein mit dem Entzug von Alkohol an, der Sohn perfektionierte alles.

Alkohol ist ein Geschmacksträger

Das eigentliche Problem liegt auf der Hand: Alkohol ist ein Geschmacksträger. Wenn man diesen entzieht, geht oft auch der Geschmack flöten. Deshalb bastelte Jürgen Petershans an dem zweistufigen Verfahren, das ein bisschen mehr kann. Auf eine ganz kurze Formel gebracht, lautet diese: Dem Wein wird der Alkohol entzogen, diesem dann die Aromen, die wieder in den Wein kommen. Der Experte möge mich bitte nicht rügen angesichts dieser Simplifizierung. Das Ganze ist in der Realität nämlich recht kompliziert, deshalb auch wesentlich teurer als die einfache Variante. Allein 35 Stunden ist ein Angestellter mit 2000 Litern beschäftigt, bis das Ergebnis stimmt und auch die Bürokratie erledigt ist. „Wein“, sagt Jürgen Petershans, „ist ein sehr komplexes Getränk.“

Ihm gebühren nun die Lorbeeren dafür, diese Komplexität in Teilen ins Glas gebracht zu haben. Kräutrig ist sein Muskateller (mit zugekauften Trauben), wenn der Wein in den Mund gelangt, dann stellt sich auch ohne Alkohol ein berauschendes Gefühl ein, allein wegen des Geschmacks des Weins. Holger Gayer Unter den alkoholfreien Weinen ist das einer der besseren. Er ist zwar relativ flach, duftet aber wenigstens ein bisschen nach Salbei und Thymian.

Das Urteil der Weinrunde

Holger Gayer Unter den alkoholfreien Weinen ist das einer der besseren. Er ist zwar relativ flach, duftet aber wenigstens ein bisschen nach Salbei und Thymian.

Kathrin Haasis Tatsächlich ist das der beste alkoholfreie Wein, den wir in unserer Runde probiert haben. Mit schönem Bukett, aber nicht süß!

Harald Beck Nun, vor gut 20 Jahren haben wir den Alkoholfreien – auch aus Bittenfeld – noch nach dem ersten Schluck weggeleert. Das muss man jetzt nicht mehr.

Der Wein

Muskateller alkoholfrei, 10,80 Euro, Bittenfelder Fruchtsäfte, Waiblingen-Bittenfeld, www.bittenfelder.de