Einst kostete das Stadtticket drei Euro, dann 3,50 Euro und schließlich wurde es 2023 abgeschafft. Foto: Ines Rudel

Weitere Stadträte sprechen sich für die Wiedereinführung des günstigen Esslinger Stadttickets aus. Doch inzwischen melden sich auch Gegner, die warnen: Das Ticket sei wirtschaftlich unvernünftig, ineffektiv und wenig nachhaltig.

Zunächst waren es SPD und Grüne, dann folgten CDU und Freie Wähler. Sie alle befürworten die Wiedereinführung des günstigen Stadttickes in Esslingen, mit dem man einen Tag lang im öffentlichen Nahverkehr im Stadtgebiet fahren kann. Auch aus der Ratsgruppe WIR kamen entsprechende Signale. Jetzt haben sich auch die Linken/FÜR dafür ausgesprochen, die AfD ist skeptisch und FDP/Volt klar dagegen.

„Keinen zweiten Fehler begehen“

Martin Auerbach von der Fraktionsgemeinschaft Linke/FÜR betont, sie seien schon 2023 gegen die Abschaffung gewesen. Nun spricht sich Auerbach für eine Wiedereinführung „zum baldest möglichen Zeitpunkt“ aus. Die „wesentlichen Fraktionen“ seien sich in den letzten Haushaltsreden einig gewesen, dass die Abschaffung des Stadttickets ein Fehler gewesen sei. Auerbach: „Und wir alle wissen doch, wer einen Fehler begeht und nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“ Im anstehenden Nachtragshaushalt sieht er „eine gute Gelegenheit, die notwendigen Mittel bereit zu stellen“. Damit liegt er in etwa auf der Linie von CDU und Freien Wählern, die sich ebenfalls dafür aussprechen, bereits mit dem Nachtragshaushalt das Ticket wieder einzuführen. Dieser Nachtragshaushalt steht am Montag ganz oben auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Das Geld für die Subventionierung kann nach Auffassung der Linken beispielsweise aus den Gewerbesteuermehreinnahmen oder durch Umschichtung beim Städtischen Verkehrsbetrieb kommen. CDU und Freie Wähler plädieren sogar für ein grundsätzliches Nachdenken über die künftige Ausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs in Esslingen. Insbesondere nach der Insolvenz des belgischen Oberleitungsbus-Herstellers Van Hool seien viele Fragen zur Zukunft des Busverkehrs offen, findet der CDU-Fraktionschef Tim Hauser. „Deshalb müssen wir überlegen, welche Schwerpunkte wir im Nachtragshaushalt setzen müssen.“

SPD und Grüne, die sich ebenfalls für eine Wiedereinführung aussprechen, haben, was den Zeitpunkt betrifft, andere Vorstellungen. Auch sie streben eine Grundsatzentscheidung in diesem Jahr an, sprechen aber von einer „abschließenden Entscheidung im Jahr 2025“ und einer planerisch-finanziellen Umsetzung im nächsten Doppelhaushalt 2025/26. Die AfD -Stadtratsfraktion will sich noch nicht abschließend zum Stadtticket positionieren und macht ihre Zustimmung „von den Kosten und der Finanzierung des Stadttickets abhängig“, sagte Fraktionschef Stephan Köthe. Allerdings ist man skeptisch. Das Ticket scheiterte seinerzeit, weil es keine belastbaren Zahlen zu den Kosten und keinen geeigneten Finanzierungsvorschlag gegeben haben soll. Köthe fragt: „Hat sich daran etwas geändert?“ Der öffentliche Nahverkehr sei „inakzeptabel unzuverlässig und streckenweise überlastet“. Ohne eine Qualitätsoffensive würde das Stadtticket aufgrund der Mehrbenutzung diesen Zustand eher verschärfen, befürchtet die AfD.

Ein klares Nein von FDP/Volt

Ein eindeutiges Nein zur Wiedereinführung kommt von FDP/Volt. „Das Vorhaben ist wirtschaftlich unvernünftig, ineffektiv und wenig nachhaltig“, erklärte Fraktionschefin Rena Farquhar. „Statt nachhaltige und zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte zu fördern, wird hier ein Modell reaktiviert, das schon in der Vergangenheit weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll war.“

Es gebe bisher keinen überzeugenden Nachweis, dass durch das Stadtticket eine signifikante Reduktion des Individualverkehrs erreicht werd. „Somit wird die Einführung des Stadttickets zu reinen Mitnahmeeffekten führen.“