Wo noch der alte Bauhof steht, sollen einmal 14 Wohnungen errichtet werden. Foto: Simon Granville

Die Bürgergenossenschaft Wohnen im Landkreis Ludwigsburg könnte unter anderem in Hemmingen bauen. Doch es gibt ein großes Aber.

Sie steht in den Startlöchern, doch ob sie so arbeiten kann wie vorgesehen, ist (noch) nicht sicher. Die im April 2022 gegründete Bürgergenossenschaft Wohnen im Landkreis Ludwigsburg hat es sich auf die Fahne geschrieben, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der ist Mangelware, im Kreis, in der Region, im ganzen Land. Aus dem Grund kooperiert die Genossenschaft mit immer mehr Kommunen, die Grundstücke einbringen und diese dann inhaltlich mitgestalten können. Zusammen mit der Wohnungsbau Ludwigsburg – die stellt das Personal, die Strukturen und Expertise zur Verfügung.

Hemmingen ist nach Bönnigheim die zweite Kommune, in der die Genossenschaft günstige Mietwohnungen bauen könnte. In der Goethestraße, wo der Bauhof bis zum Neubau in der Saarstraße war. Geplant sind in zwei Gebäuden 14 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Das Architekturbüro hat vom Ausschuss das Okay für die weitere Planung erhalten, frühestens im Herbst könnte das Baugesuch eingereicht werden, wie das Ende 2022 in Bönnigheim der Fall war. Dort sollen 22 Wohnungen entstehen. Allerdings bleibt das Problem mit der Neubauförderung.

Neues Bundesförderprogramm „völlig untauglich“

Zwar will der Bund nach dem Stopp im vorigen Jahr sein Förderprogramm im März wieder starten. Andreas Veit moniert jedoch, das Paket sei „völlig untauglich“, gehe am Ziel vorbei. Veit sitzt der Wohnungsbau Ludwigsburg sowie der Genossenschaft vor und spricht von einem „grundsätzlichen Problem beim Wohnungsneubau“. So investiere der Bund künftig bloß noch 1,1 Milliarden Euro, und die Auflagen seien „noch höher“, verlangt werde mindestens der Effizienzhaus-Standard 40. Die Auflagen umzusetzen, bedeute am Ende, dass die Nebenkosten der Mieter deutlich steigen. „All das hilft uns nicht, günstigen Wohnraum zu schaffen.“ Es sei „absolut enttäuschend“, zumal vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen und Baukosten. Letztere hätten sich vervierfacht.

Also hofft Andreas Veit auf das neue Wohnraumförderungsprogramm des Landes – und die passenden Rahmenbedingungen. Der Förderrahmen soll dieses Jahr erhöht werden. „Der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen wächst täglich“, sagt Andreas Veit. Die könnten aber nur mit den passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Verschärft wird der Mangel aufgrund vieler Baustopps bedingt durch das Aus der Bundesförderung vergangenes Jahr. Laut Veit hat die Wohnungsbau Ludwigsburg eine Warteliste mit 1400 Interessenten. Zwei bis drei Jahre warte man auf eine günstige Wohnung.

Zahl der Sozialwohnungen sinkt

Auf Anfrage teilt ein Sprecher des Landratsamts mit, kreisweit gebe es 1706 Sozialwohnungen – Tendenz sinkend, wegen der auslaufenden Mietpreisbindungen. Das Pestel-Institut habe hochgerechnet, dass es 30 000 Haushalte mit niedrigem Einkommen gebe, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen seien. Aktuell würden rund 6000 bis 7000 Wohnungen fehlen. „Das Institut hat die Empfehlung gegeben, überwiegend bezahlbaren Wohnraum zu erstellen.“

Bei bezahlbarem Wohnraum nimmt man laut dem Sprecher an, dass nicht mehr als ein Drittel des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen draufgeht. Der Bau von Sozialwohnungen wird mit öffentlichen Mitteln gefördert. Sie müssen daher für die Zeit der Bindung der Förderung einen Abschlag auf die ortsübliche Miete haben. Die Miete ist dann knapp ein Drittel günstiger. Die Genossenschaft will die günstigen Mietwohnungen dauerhaft im Bestand erhalten und damit anhaltend bezahlbar machen. So unterscheiden sie sich von geförderten Mietwohnungen: Diese fallen nach einer bestimmten Zeit aus der Förderbindung heraus – und sind dann eher nicht mehr erschwinglich.