Stein um Stein: Ein Maurer bei seiner Arbeit. Foto: Jan Woitas/zb/dpa Foto: DPA - Jan Woitas/zb/dpa

Die Handwerksbetriebe ächzen unter immer mehr bürokratischen Vorschriften. Das gefährde auf Dauer sogar Betriebe - so stellt es der Zentralverband dar. Und hat zahlreiche Vorschläge.

Berlin (dpa) - Das Handwerk dringt bei der Bundesregierung vehement auf weniger Bürokratie in den Betrieben - damit könnten auch Wartezeiten für die Kundschaft sinken.

«Ständig neue Pflichten und Anforderungen machen dem Handwerk das Leben schwer», sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur. «Immer mehr Zeit verbringen Handwerkerinnen und Handwerker am Schreibtisch, statt in der Werkstatt oder beim Kunden zu sein. Nicht zuletzt liegt in diesen bürokratischen Bürden ein Grund für lange Wartezeiten.» Handwerker hätten ihren Beruf nicht gelernt, um als «Buchhalter» zu enden. Das Wirtschaftsministerium begrüßte Vorschläge des Handwerks für weniger Bürokratie.

Kunden warten oft Wochen, bis ein Handwerker zu ihnen kommt. Dies liegt aber auch am Fachkräftemangel in bestimmten Berufen. Das Handwerk macht gute Geschäfte, viele Betriebe suchen nach Mitarbeitern und können nach Branchenaussagen nicht alle Aufträge annehmen. Wollseifer hatte der dpa vor ein paar Wochen gesagt: «Leider kann ich bei den Wartezeiten auf einen Handwerker noch keine Entwarnung geben, die werden mittelfristig erst einmal nicht geringer.» Es kämen nicht genügend Handwerker nach.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH) hat nun einen umfassenden Katalog zum Abbau von Bürokratie in den Unternehmen erarbeitet - er wurde am Mittwoch an den Staatsminister im Kanzleramt, Hendrik Hoppenstedt, überreicht.

Der Verband listete mehr als 50 Vorschläge auf. Die sollen vor allem kleine Betriebe zu entlasten. Konkret schlägt der Verband zum Beispiel Ausnahmen von der Bonpflicht vor, außerdem sollten Dokumentationspflichten beim Mindestlohn verringert werden. Das Handwerk will zudem Erleichterungen bei Ausschreibungen und beim Datenschutz sowie längere Eichfristen.

Handwerksbetriebe bräuchten daneben zeitliche Freiräume, in denen sie nicht ad hoc auf gesetzliche Änderungen reagieren müssten. So sollten Gesetze einheitlich an einem von zwei Stichtagen im Jahr, etwa am 1. Januar und 1. August, in Kraft treten. Weiter heißt es, neue Vorschriften überforderten die Betriebe häufig bei der Umsetzung oder seien zu unflexibel gestaltet, um unkompliziert angewendet zu werden.

Wollseifer sagte, die bürokratischen Vorgaben, Regelungen und Pflichten hätten ein «völlig übertriebenes Ausmaß» angenommen. «Überbordende Bürokratie erweist sich immer häufiger als - um es ruhig drastisch zu formulieren - Betriebskiller. Wenn die Belastungen durch Bürokratie nicht deutlich zurückgefahren werden, werden wir gerade im Bereich kleiner und mittlerer Unternehmen künftig erhebliche Verluste haben.» Die bürokratische Belastung schrecke auch viele junge Handwerker ab, sich selbstständig zu machen.

Es sei eine der drängendsten Aufgaben der Politik, Belastungen spürbar abzubauen. «Das, was bislang beim Bürokratieabbau gemacht wurde, kommt in der Praxis nicht an.» Wollseifer machte deutlich, bisherige Maßnahmen reichten nicht aus.

Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, der ZDH renne beim Ministerium «offene Türen» ein: «Auch für uns ist der Abbau von Bürokratie vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ein wichtiges Anliegen und prägender Bestandteil unserer Mittelstandsstrategie.» Die Regierung habe im vergangenen Jahr ein Gesetz zur Bürokratieentlastungsgesetz verabschiedet. «Wir bleiben hier aber nicht stehen, sondern werden weiter intensiv daran arbeiten, die Unternehmen von bürokratischen Lasten zu befreien.»

Bundestag sowie Bundesrat hatten im vergangenen Jahr ein Paket für weniger Bürokratie beschlossen. Dieses sah etwa vor, dass die Krankmeldung auf Papier durch eine digitale Bescheinigung für den Arbeitgeber ersetzt wird. Bei Hotelübernachtungen müssen Gäste künftig keine Meldescheine mehr auf Papier ausfüllen. Zuvor hatte bereits der Bundestag die Maßnahmen verabschiedet. Insgesamt ging es um Entlastungen von 1,1 Milliarden Euro.