„Grüner Mittwoch“: Vegetarische Kost gibt es nun auch für Senioren in Stuttgart und der Region. Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

In immer mehr Senioreneinrichtungen der evangelischen Heimstiftung wird von diesem Jahr an immer mittwochs ausschließlich vegetarisch gekocht – und es gibt gute Gründe, warum das Angebot gut ankommt.

Die erste Bilanz ist eindeutig: „Vor allem die Männer mögen lieber was mit Fleisch“. Zu diesem Ergebnis kommt Hiltrud Hecht. Die 92-Jährige ist im Beirat des Hauses am Schelmenholz der evangelischen Heimstiftung in Winnenden (Rems-Murr-Kreis). Lange hat sie in Stuttgart gelebt, dann ist sie mit ihrem Mann nach Winnenden gezogen, hat dort eine Apotheke übernommen und verbringt nun ihren Lebensabend in diesem Seniorenheim.

Eine besondere Herausforderung für die Köche

Die evangelische Heimstiftung ist wohl das größte diakonische Pflegeunternehmen in Baden-Württemberg, betreibt viele Häuser in Stuttgart. Und geht voran in Sachen Nachhaltigkeit: Unter dem Motto „grüner Mittwoch“ wird dort seit Anfang des Jahres jeweils mittwochs ausschließlich vegetarisch gekocht. Das hat sich noch nicht in allen Häusern der Heimstiftung durchgesetzt, Am Schelmenholz aber schon. Und Hecht gehörte als Teil des vierköpfigen Heimbeirats von Anfang an zu den Befürworterinnen. „Es ist doch viel gesünder, wenn man nicht jeden Tag Fleisch isst“, sagt sie. Sie gibt aber auch zu: „Für den Koch ist das schon eine besondere Herausforderung. Irgendwas beispielsweise mit Hackfleischbällchen machen, das geht natürlich immer“.

Und da macht der Koch in Winnenden seine Sache offensichtlich hervorragend: „Früher gab es Gemüse immer in Mehlsoße“, erinnert sich Hecht, „heute wird es ohne diese Soße weich gekocht und raffiniert gewürzt“. Hecht schwärmt: „Seitdem esse ich selbst Rosenkohl mit großem Vergnügen“. Und da kennt sie eben die Verführbarkeit der Menschen gut: „Auf etwas zu verzichten, das ist die eine Sache. Aber das gelingt letztlich nur, wenn man dafür auch belohnt wird“.

Saubere Luft und Ressourcen schonen

Darauf setzt auch die Heimstiftung mit dieser landesweiten Aktion, die deshalb „grüner Mittwoch“ und nicht „Veggie Day“ heißt. Dieser bundesweite Vorstoß der Grünen ist bekanntlich grandios gescheitert. Deshalb stellt die Heimstiftung-Pressesprecherin Alexandra Heizereder auch fest: „Es geht weder um Greenwashing, noch um Geldsparen, sondern um einen echten Beitrag zur besseren Zukunft. Es geht um saubere Luft und Ressourcenschonen. Es geht um mehr Gesundheit für Mensch und Tier“. Anderes kommt hinzu: Weniger Müll, die Vermeidung von Plastik, Einkaufen in der Region, überhaupt um mehr Nachhaltigkeit.

Hin und wieder eine Bratwurst

Dabei gehe es aber nicht um Bevormundung. Hier kommt Kristina Baumstark ins Spiel, die Leiterindes Hauses am Schelmenholz: „Wir kennen natürlich die Vorlieben unserer 140 Heimbewohner. Wer weiterhin unbedingt was mit Fleisch haben will, der bekommt nach wie vor abends sein Brot mit Wurstaufschnitt“. Auch Hecht gibt zu: „Hin und wieder eine Bratwurst, das schmeckt schon sehr gut, das genieße ich dann auch“.

Ansonsten hat sie noch einige vegetarische Tipps parat: „Couscous etwa ist eine ganz feine Sache, ist einfach in der Zubereitung und schmeckt zu vielem“. Ihr anderer Tipp ist Bulgur. Das bestätigt auch Baumstark: „Wir probieren immer wieder Neues aus. Und Couscous ist eine feine Sache, das ist besser als etwa Reis. Da bekommen einige unserer älteren Bewohner immer wieder Schluckbeschwerden.“

Der Turnusplan der Heimküche ist auf acht Wochen angesetzt. „Klassiker wie Linsen oder Käsespätzle gibt es da natürlich öfter“, sagt Baumstark. Dann werde als Kontrast dazu was Experimentelles auf die Karte gesetzt, Maultaschen mit Spinat etwa oder Curry-Gerichte. „Das ist für viele noch eine exotische Geschmacksrichtung“, sagt Baumstark, aber Manches werde schon sehr gut angenommen: „Die Gemüsespieße waren bei unserem letzten Grillfest schnell weg“.