Der Autobianchi ist nicht groß, für Roland Zeh bedeutet er aber sehr viel. Foto: Simon Granville

Autos werden immer größer und schwerer. Das war einmal anders. Bei Roland Zeh in Sachsenheim steht ein Beweisstück aus alten Tagen in der Garage. Was er an dem kleinen Oldtimer so schätzt.

Er glänzt und strahlt wie am ersten Tag. 46 Jahre ist das Auto alt, und trotzdem perfekt in Schuss, wie Roland Zeh sagt. Vor 20 Jahren hat er den kleinen, roten Autobianchi, Modell Abarth HP70, bei einem Fiat-Händler in der Nähe von Bamberg gekauft. Lange musste er danach suchen. Seit seiner Jugend pflegt er eine große Leidenschaft zu allem, was einen Motor hat und fahren kann. Mit dem roten Oldtimer hat er sich dann einen ganz besonderen Traum erfüllt – denn er wird ihn immer an seine Jugend erinnern.

Der kleine Autobianchi ist Raumwunder und Rennauto zugleich

Mit 18 Jahren und frisch bestandenem Führerschein wollte er damals bei einem Fiat-Händler im Ort sein erstes Auto kaufen. Auch sein Vater war dort Stammkunde – die Firmenfahrzeuge dessen Elektrobetriebs stammten alle von diesem Händler.

Roland Zeh entschied sich für ein Modell von Autobianchi, einer Tochterfirma von Fiat. Der A112 war gerade neu auf den Markt gekommen, erinnert er sich. Groß war der Wagen nicht, aber ausreichend. Für den Weg zur Arbeit und für den Einkauf habe der etwas über drei Meter kurze, anderthalb Meter breite und etwa 600 Kilo leichte Wagen aber gereicht. Einmal ist er auch mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau, ihrer Schwester und deren Mutter samt Gepäck nach Kassel gefahren, erzählt der 70-jährige Mann aus Sachsenheim. Wie sie alle in das kleine Auto gepasst haben, fragt er sich heute noch. „Wahrscheinlich waren wir total überladen“, vermutet er.

Links sein erstes Auto. Der Autobianchi A112. Später kaufte er sich ein neueres Modell. Zu sehen auf dem Bild rechts. Foto: Simon Granville

Einige Jahre später legte er sich ein neueres Modell zu. Das war mit 48 PS etwas leistungsstärker als der erste Autobianchi. Stolz erzählt er, dass er damit sogar schnell genug war, um einige Pokale bei lokalen Rennen zu gewinnen. Das waren Rallyes wie der Bezirkspokal in Ludwigsburg, erzählt Zeh. Damals ging es noch auf schmalen Schotterwegen und steilen Kurven quer durch den Wald. Dafür sei das Auto perfekt gewesen. Denn wegen seiner hohen Drehzahl ist es besonders spritzig, meint der frühere Rennfahrer. Und das „Motorle“, wie Zeh den Antrieb unter der Haube nennt, mache einfach Spaß. Bei solchen Strecken ist ein kleines Auto auch von Vorteil, denn es sei besonders wendig, wie Zeh betont. Als er den Elektrobetrieb des Vaters übernahm, fehlte ihm aber die Zeit fürs Rennen fahren. Also verkaufte er den kleinen Autobianchi wieder.

Besonders klein, das ist auch sein aktueller Autobianchi vor der Einfahrt. Wenn Zeh am Steuer sitzt, fehlen nur ein paar Zentimeter zwischen ihm und dem Dach. Bei den meisten Neuwagen heutzutage würde das nicht passieren. Seit einigen Jahren werden Autos immer größer und auch schwerer.

Autos werden immer größer und schwerer

Ein Neuwagen ist heute im Durchschnitt 180,20 Zentimeter breit. Das sind 12,3 mehr, als es noch in den 1990er Jahren gewesen ist, wie der Verband des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg vergangenes Jahr mitteilte. Und auch das Gewicht habe stark zugenommen. Das lag 2023 im Durchschnitt bei 1696 Kilogramm. Zehn Jahre zuvor wog ein Neuwagen dagegen nur 1475 im Schnitt.

Große Autos kosten mehr. Die Autohersteller produzieren deshalb gerne groß und schwer. Da sei die Gewinnmarge höher, so der Kfz-Verband auf Nachfrage. Aber auch Komfortansprüche der Kunden würden eine Rolle spielen. Gerade SUVs und Geländewagen seien deshalb heute besonders beliebt.

Der Autobianchi ist ein Sonntagsauto

Und auch für Roland Zeh spielt Komfort heute eine größere Rolle. Er hatte schon einige Autos. Einen Opel Manta, einen BMW, Porsche und auch einen Audi SUV. So einen fährt er gerade im Alltag. Der sei viel praktischer als der Autobianchi. Den kleinen Oldtimer holt er nur bei schönem Wetter für Ausfahrten aus der Garage. Gerade einmal 4000  Kilometer ist er bisher mit dem alten Italiener gefahren. Ein paar werden aber sicher noch hinzukommen. Denn hergeben möchte er ihn nicht mehr.

Die Autobianchi-Modelle

Der Autobianchi A112
Autobianchi, eine Tochterfirma von Fiat brachte im Oktober 1969 den Autobianchi A112 in Italien und ein halbes Jahr später in Deutschland auf den Markt. Das Auto wurde 17 Jahre lang gebaut. In dieser Zeit produzierte der Konzern 1.254.381 Stück.

Der Autobianchi A112 Abarth 70 HP
In der 5. Serie wurde ein Modell mit der Rennwagenmarke Abarth mitentwickelt. Diese Reihe bekam den Zusatz „Abarth 70 HP“ im Namen und ist mit 70 PS leistungsstärker als die Standard Variante mit 45 PS.