Großes Einsatzkommando am Montag in Gebersheim: Dort wird ein 500 Kilogramm schwerer Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und noch am selben Tag entschärft.
Die Nachricht kommt am Montagmorgen: Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat bei einer Auswertung von alten Kriegsluftbildern nordwestlich der Quellenstraße in Gebersheim einen Einschlag entdeckt und mithilfe einer Magnetfeldmessung eine Bombe nachgewiesen. Es stellt sich heraus, dass es eine 500 Kilogramm schwere britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist.
Dann geht alles Schlag auf Schlag. Unter der Einsatzleitung von Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, der seinen Urlaub unterbrochen hat, wird am frühen Vormittag ein Krisenstab eingerichtet. Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Polizei Leonberg, des Deutschen Roten Kreuzes, Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienst, des städtischem Ordnungsamt sowie der Straßenverkehrsbehörde treffen sich in der Gebersheimer Gäublickhalle zur Lagebesprechung.
Einige Anwohner wundern sich über das Aufgebot der Einsatzkräfte
Währenddessen werden in der Höfinger Strohgäuhalle die ersten Tische und Stühle aufgestellt. Dorthin sollen wenig später die etwa 440 Menschen, die im Umkreis von 500 Metern vom Fundort der Bombe wohnen und sich gerade vor Ort befinden, aus Sicherheitsgründen hingebracht werden, bis das Monstrum entschärft ist. Im Dorf weiß man zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Doch einige Einwohner wundern sich bereits über das große Aufgebot an Einsatzwagen aller Art.
Am Fundort der Bombe, der über einen Feldweg zu erreichen ist, herrscht gefühlt noch die Ruhe vor dem Sturm. Ein Polizist sperrt den Weg dorthin ab, es ist kein Durchkommen. Aus der Ferne sind kleinere Erdhügel und einige Fahrzeuge zu erkennen. Die Bombe liegt bereits frei. Doch bis zur Entschärfung dauert es noch ein Weilchen.
Etwa 200 Einsatzkräfte sind an der Aktion beteiligt
Zurück in der Gäublickhalle in Gebersheim. Dort treffen immer mehr Einsatzkräfte ein. Der Kindergarten direkt neben der Halle ist bereits geräumt, die Kinder wurden schon abgeholt. Eine Anwohnerin muss mit ihrem Auto umdrehen, weil der direkte Weg zu ihrer Straße gesperrt ist. Sie kurbelt das Fenster herunter. „Was ist denn hier los?“ Nachdem sie aufgeklärt wurde, meint sie mit einem unwohlen Gefühl: „Dass ich so etwas erlebe, hätte ich nicht gedacht, so was hört man immer nur. Aber dann bin ich jetzt vorbereitet und packe meine Sachen.“
Ab 13.30 Uhr gehen die Einsatzkräfte – an der Aktion sind insgesamt etwa 200 beteiligt, darunter viele Ehrenamtliche der verschiedenen Hilfsorganisationen – durch die Straßen, klingeln an den Türen, informieren. Das Deutsche Rote Kreuz ist mit 29, die Feuerwehr mit 16 Fahrzeugen im Einsatz. Die Fahrzeuge stehen bereit, die die Betroffenen bei Bedarf in die Strohgäuhalle nach Höfingen bringen können. „Dort habe ich dann tatsächlich nur etwa 25 Menschen angetroffen, die ganz entspannt Kaffee trinken oder Karten spielen, alle anderen machen entweder einen Ausflug, Besorgungen oder nutzen die Zeit, um Freunde zu besuchen“, sagt Sebastian Küster, der Pressesprecher der Stadt Leonberg, der schon den ganzen Tag auf den Beinen ist.
Menschen, die nicht mobil sind, werden ins Krankenhaus gebracht
Die Entschärfung der Bombe erfolgt durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst am Nachmittag, nachdem alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Sicherheit gebracht sind. Betroffene Landwirte werden ebenfalls informiert. Bürgerinnen und Bürger, die nicht mobil sind und deshalb nicht in der Strohgäuhalle bleiben können, werden ins Leonberger Krankenhaus gebracht. Auch hier sind bereits alle Vorbereitungen getroffen, die Verantwortlichen im Krankenhaus informiert.
Vor der Entschärfung checkt eine Drohne die Lage aus der Luft
Vor dem finalen Einsatz wird noch einmal eine Drohne in die Luft geschickt, um die Lage zu überprüfen. Gegen 16.30 Uhr die erleichternde Nachricht: Das Kampfmittelbeseitigungsteam konnte die 500 Kilogramm schwere Bombe entschärfen. „Die Entschärfung hat gut funktioniert und dauerte nur rund zehn Minuten“, sagt Christoph Rottner vom Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Danach werden die erleichterten Bürgerinnen und Bürger, die ihr Haus verlassen mussten und in der Gäublickhalle warteten, zu ihrem Haus zurückgebracht. „Ich danke allen Helferinnen und Helfern für ihren heutigen Einsatz sehr herzlich. Der Fund kam überraschend. Es ist nicht selbstverständlich, dass rund 200 Beteiligte aus unterschiedlichen Organisationen und der Verwaltung so gut und zielführend zusammenarbeiten“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn.
Die entschärfte Bombe wird aus dem Loch gehievt. Dieses wird gleich im Anschluss von den Baggern wieder zugeschüttet.