Fährt sie künftig elektrisch? Elbfähre bei Glückstadt Foto: imago

Mit dem Bau eines Elbtunnels für die A 20 wird der Fährbetrieb bei Glückstadt überflüssig. Die Reederei startet einen Rettungsversuch – mit Öko-Argumenten.

Touristen in Norddeutschland kennen die Elbfähren zwischen Glückstadt (Schleswig-Holstein) und Wischhafen (Niedersachsen). Erstens ist es fast ein Meereserlebnis, hier über die dreieinhalb Kilometer breite Elbe zu fahren und eine frische Brise zu genießen, zweitens bietet sich die Fähre als Alternative zum staubelasteten Elbtunnel an der A 7 von Hamburg an.

Flucht nach vorne

Nach über 100 Jahren Fährbetrieb droht aber das Aus, denn der geplante Bau eines sechs Kilometer langen Elbtunnels bei Glückstadt für die A 20 könnte den vier eingesetzten Fähren das Wasser abgraben. Sollen sie nur noch Fußgänger, Fahrräder und Traktoren transportieren, die nicht durch einen Autobahntunnel dürfen? Mit einem dieser Tage vorgestellten „Konzept für grüne Mobilität“ versucht die FRS-Reederei das Schicksal abzuwenden: Sie will vier neue Elektrofähren für je 15 Millionen Euro bestellen und eine „schwimmende Autobahn“ schaffen. In drei Schritten könnte die Fährkapazität auf 600 Prozent erhöht und die Überfahrt von einer knappen halben Stunde auf 14 Minuten reduziert werden, sagt die Reederei, deren Hauptsitz in Flensburg ist.

Vertrautes Bild – wie lange noch? Foto: isp

Auch müssten neue Doppelanlegestellen gebaut werden, mit denen gleichzeitig be- und entladen werden kann: „Das alles wäre eine echte Alternative zur festen A-20-Querung durch einen umweltfreundlichen Fährverkehr ohne Wartezeiten.“ Im Übrigen würde durch einen Verzicht auf den Tunnel die Zerstörung von 19 000 Hektar Naturräumen vermieden. Ihren Vorschlag hat die Reederei zeitlich passend vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein (8. Mai) und Niedersachsen (9. Oktober) lanciert, denn man brauche neben „Planungs- und Investitionssicherheit auch die Unterstützung der Politik“.

Zustimmung bei den Grünen

Bei den Grünen und beim Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein rennt die Reederei offene Türen ein: „Wir sehen das sehr positiv. Die A 20 führt durch abgelegene Regionen, der Verkehr wird nicht riesig sein“, sagt Nabu-Sprecher Ingo Ludwichowski. Der Tunnelbau hätte mit dem hohen Verbrauch an Beton und Asphalt negative Folgen fürs Klima. Und der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Kieler Landtag, Andreas Tietze, lobt das „schlüssige Konzept“ der Reederei. Ein Tunnel könnte fünf bis zehn Minuten Zeitersparnis bringen, koste aber das Zwanzigfache und müsse voll mit Steuerermitteln bezahlt werden, sagt Tieze: „Wir bezweifeln, dass man in den Zeiten des Krieges, knapper Ressourcen und der Klimakrise Milliarden Euro und Tausende Tonnen CO2-emittierenden Beton unter der Elbe in den Sand setzen sollte.“

Tunnel war schon früh eine Option

Die Grünen hatten schon vor acht Jahren eine andere Trasse für die A 20 vorgeschlagen, die nicht als Autobahn, sondern ausgebaute Bundesstraße weiter westlich bei Brunsbüttel die Elbe queren könnte. Aber auch bei der Ökovariante wird neben einer Fährlinie ein Tunnel als Option genannt.

Verkehrsminister ist skeptisch

Skeptisch gegenüber der Idee der Reederei zeigt sich Bernd Buchholz (FDP), der Verkehrsminister in der Jamaikakoalition in Kiel. Er sagt, selbst wenn es eines Tages schneller gehen sollte mit der Fähre über die Elbe: „Wir reden hier von Kapazitäten, die beim Vierfachen liegen, was wir beim Tunnel realisieren wollen, im Verhältnis zu dem, was die Fähre je leisten könnte.“ Die Baugesellschaft Deges, die den A-20-Neubau betreut, bestätigt die Zahlen. Man erwarte im 1,37 Milliarden Euro teuren Tunnel 40 000 Autos am Tag, so Deges- Sprecher Ulf Evert. Im Übrigen werde Glückstadt vom Verkehr entlastet, und mit dem Projekt gehe es gut voran. Noch 2022 sei mit zwei wichtigen Planfeststellungsbescheiden zu rechnen, Baubeginn könnte 2025 sein.