Am „Offenen Grab“ können Besucher selbst Botschaften hinzufügen. Foto: Julian Rettig

Mit einem ökumenischen Stationenweg feiern Korbs Kirchengemeinden die Kraft der Auferstehung – bildstark, berührend und mitten im Ort. Vom 21. April bis 4. Mai verwandelt sich der Alte Friedhof in einen Pfad des Lebens.

Es war ein Abend, der leuchtete. Nicht nur am Himmel, sondern auch in den Herzen. „Kaum stand sie da, strahlte sie in der Abendsonne – als wär’s ein Zeichen“, erinnert sich die Diakonin Martina Konieczny. Die Rede ist von einer schlichten, hölzernen Jesus-Silhouette, die jahrelang vergessen unter der Treppe des Pfarrhauses geschlummert hatte – und nun zu einer stillen Hauptfigur eines außergewöhnlichen Projekts geworden ist: dem Auferstehungsweg auf dem Alten Friedhof in Korb.

Die überkonfessionelle Aktion steht unter dem Motto „Dem Leben begegnen“. Sie soll kein Kreuzweg alter Schule sein, sondern eine Einladung. Vom 21. April bis 4. Mai können Besucher täglich von 10 bis 18 Uhr die zwölf Stationen begehen, still oder aktiv, allein oder begleitet – und dabei der Frage nachspüren, wie Hoffnung aussehen kann.

An einer Station gibt es gebackene Herzen und über allem steht eine Jesus-Silhouette. Foto: Julian Rettig

Entstanden ist der Weg aus vielen Händen und Herzen: Ehrenamtliche haben gesägt, gebacken, Moos gesammelt. Handwerker und Gemeindemitarbeiter haben mitangepackt, Bänke gestrichen, Wege geebnet. Die Religionslehrerin Rose Schaaf, engagiert in der evangelischen Gemeinde Korbs, bringt es auf den Punkt: „Jeder hat das eingebracht, was er gut kann.“ Ihr Lächeln verrät: Da steckt mehr drin als Organisation – da steckt Glaube drin, gelebter.

Vielfältige Stationen des Glaubens: Hoffnung erleben in Korb

Und der zeigt sich an jeder Station anders: In der Kirche erinnern Nägel und Hammer an Golgatha. Ein stilles Gebet hält aus, was kaum auszuhalten ist. Draußen das Kontrastbild: Frauen am leeren Grab, Kieselsteine liegen bereit, können beschriftet werden – Gedanken, Zweifel, Dank. Oder die Station mit gebackenen Herzen: Wer will, darf sich eins nehmen und verzehren.

Es sind Begegnungen mit einem Jesus, der nicht entrückt, sondern ganz nah ist. Der auch Schwäche kennt, der Petrus nicht fallen lässt, der Fragen erlaubt. „Der Glaube öffnet Türen“, sagt Christel Silberberger und meint eine, die mitten in einer Wiese steht. Darauf in großen Lettern ein Satz aus dem Johannesevangelium: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

Gemeinsame Hoffnung: Ökumenischer Weg gegen Resignation in Korb

Nicht nur für sie ist dieser Weg ein Statement: gegen Resignation, gegen religiöse Abschottung, gegen das Vergessen. Die vier christlichen Gemeinden – evangelisch, katholisch, methodistisch und neuapostolisch – gehen ihn gemeinsam. Das ist in sich schon an sich eine kleine Auferstehung.

Zwei Wochen lang sind Ehrenamtliche präsent. Sie betreuen ein Café in der Aussegnungshalle, bieten Gespräche an, hören zu. Ein stiller Dienst, der wirkt – mitten in Korb, hinter dem Rathaus, da wo der Alte Friedhof liegt. Zur Remstalgartenschau barrierefrei gemacht, jetzt zum Erfahrungsraum des Glaubens verwandelt.

Wer sich auf den Weg macht, folgt gesprayten Fußspuren vom Kirchplatz bis zur letzten Station. Ein Pfad, der mehr sein will als Dekoration – ein Angebot zur inneren Reise. Vielleicht bleibt er sogar bestehen, sagen die Organisatoren. Vielleicht kommt im nächsten Jahr ein Kinderweg dazu.

Und wer weiß – vielleicht strahlt die hölzerne Jesusfigur dann wieder im Licht eines stillen Abends. So, als hätte der Himmel selbst kurz genickt.

Auferstehungsweg Korb

  • wo? Evangelische Kirche bis Alter Friedhof, Korb
  • wann? 21. April – 4. Mai 2025, täglich 10–18 Uhr
  • was? Texte und Szenen vor Ort auch als Audiodatei via QR-Code
  • Eröffnungsgottesdienst: 21.4., 10 Uhr | Abschlussandacht: 4.5., 17 Uhr
  • Eintritt frei, immer jemand ansprechbar