Die Integrierte Leitstelle des Landkreises Ludwigsburg soll im Katastrophenschutzzentrum neu entstehen. Foto: Landratsamt Ludwigsburg/Wuerth

Ist das 20-Millionen-Euro-Projekt mit einem Neubau in Asperg für den Landkreis Ludwigsburg finanzierbar? Die Siegerentwürfe eines Wettbewerbs werden am Freitag im Kreistag vorgestellt.

Hat der Landkreis Ludwigsburg genügend Geld, um sich ein neues Katastrophenschutzzentrum leisten zu können? Diese Frage stellen sich derzeit die Kreisräte. Sie versammeln sich am Freitag, um über den Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb und die weitere Planung zu entscheiden. Indessen ächzt der Kreishaushalt unter der Last immer neuer Ausgaben, die der Bund den Kommunen auferlegt. Passt ein 20-Millionen-Euro-Projekt, das in Asperg entstehen soll, in diese Kulisse, bei der sogar eine nochmals erhöhte Kreisumlage von 41 Prozent diskutiert wird?

Noch im November hatten die Freien Wähler auf die Sparzwänge hingewiesen. Sie lehnen unnötig hohe Baukosten für das Gebäude, in dem auch die neue Integrierte Leitstelle (ILS) untergebracht werden soll, ab. „Wir haben in mehreren Sparrunden Einsparungen erzielt, wahrscheinlich in Millionenhöhe“, sagt Rainer Gessler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, vor allem mit Blick auf das im April 2024 beschlossene reduzierte Raumprogramm. Die Notwendigkeit für eine neue Leitstelle für Katastrophenschutz, Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz bezweifelt Gessler aber nicht. „Wir brauchen auch eine gute Ausstattung – es geht darum, Schaden abzuwenden.“

Das Glatteis am Mittwoch hat auch die Integrierte Leitstelle gefordert. Foto: Simon Granville

Eine einheitliche Meinung in seiner Fraktion, in der viele Bürgermeister mit Sorgen um ihren Gemeindehaushalt mitmischen, gebe es nicht. „20 Millionen Euro ist eine richtige Stange Geld – manche halten das Projekt für schwer finanzierbar.“ Dennoch glaubt Rainer Gessler, dass die Mehrheit dem Beschlussvorschlag am Freitag folgen wird – denn im Grundsatz ist das Katastrophenschutzzentrum auf dem etwa 538 000 Euro teuren Grundstück der Stadt Asperg vom Kreistag schon längst abgesegnet. Der Politiker warnt jedoch davor, den Etat des Landkreises auf Dauer zu stark zu strapazieren: „Eine Kreisumlage von 41 Prozent wäre weder vorstellbar noch darstellbar.“

Ob sich eine Mehrheit der Kreisräte am Ende für den geplanten ILS-Neubau erwärmt, wird sich wahrscheinlich erst im Herbst entscheiden. Geht eine Mehrheit am kommenden Freitag mit, erstellen vier Planungsbüros für rund 700 000 Euro zunächst eine Entwurfsplanung. Ein Vorgehen, das in nicht öffentlicher Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik als konsensfähig erschien. Die Entwurfsplanung dient der Kostenermittlung. Erst auf dieser Grundlage werden die Kreisräte im Oktober über eine weitere Werkplanung entscheiden, der dann die Ausschreibung und das Bebauungsplanverfahren folgen würden.

Fertig werden soll der Bau nach dem mutmaßlichen Baubeginn im Oktober 2027 schließlich zwei Jahre später im Jahr 2029. Die erste Aufregung um das neue Zentrum scheint inzwischen abgeklungen. Der Asperger Bürgermeister Christian Eiberger nimmt in seinem Ort eine „wertschätzende“ und „aufwertende“ Einordnung wahr. „Der Landkreis hat nach meiner Einschätzung auch ein starkes Augenmerk auf die Beteiligung der Stadt Ludwigsburg und deren Anwohner gelegt.“ So sammelte der Landkreis die Bedenken der Anwohner in der angrenzenden Siedlung im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim und sagte zu, die Siegerentwürfe im Stadtteilausschuss vorzustellen.

Die neue Leitstelle wäre optimal an den Verkehr angebunden

Der Standort im Gewann Altach vereint einsatzstrategisch offenbar viele Vorzüge auf sich. Der Landrat Dietmar Allgaier strebt „einen zentralen Anlaufpunkt zur Krisenbewältigung im Landkreis“ an. Das Zentrum wäre an der Bundesstraße zwischen Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen optimal an den Verkehr angebunden. Und auch die Funkverbindung in die Fläche des Landkreises erscheint dank des nahen Hohenaspergs gesichert. Vorteile ergäben sich auch für die ILS. Sie leidet am alten Standort bei der Feuerwehr in Ludwigsburg unter Platznot. Das Miteinander mit dem Zivilschutz gilt angesichts neuer Herausforderungen wie etwa Naturkatastrophen oder militärischer Bedrohung als verbesserbar.

Der Glatteistag Mittwoch spricht laut Allgaier Bände: „Die Führungsgruppe musste im Flur der ILS arbeiten – aus Platznot.“ Das sei keine Voraussetzung für eine professionelle Arbeit. Das Team habe das Beste daraus gemacht, „aber wenn so ein Einsatz über mehrere Tage geht, dann wären wir hier an unsere Grenzen gestoßen.“ Von 6.30 bis 13 Uhr seien 438 Einsatzstellen angefahren worden. Es habe zahlreiche Knochenbrüche und Prellungen gebeben.

Im Sinne einer weiteren Transparenz plant der Landrat Dietmar Allgaier, die Entwürfe der ersten fünf Preisträger vom 20. Januar bis 7. Februar im Landratsamt auszustellen. Über das Ergebnis will er die Bürgerinitiative und den Stadtteilausschuss informieren.

Verzögerungen durch den Artenschutz sind eher unwahrscheinlich

Verzögerungen durch den Artenschutz will das Landratsamt vermeiden. Das Gutachterbüro Planbar Güthler aus Ingersheim habe bereits vor ein bis zwei Jahren den Böschungsbereich der Autobahn auf Habitate analysiert. Im Gehölz zwischen den Grundstücken und der Autobahn fanden die Biologen laut Landratsamt eine männliche Zauneidechse. Reptilien seien territorial, deshalb sei keine ausführliche Habitatsanalyse mehr nötig, jedoch eine vertiefte Untersuchung in der nächsten Vegetationsphase für etwa 9000 Euro. Gutachten dieser Art seien etwa fünf Jahre gültig.

Wer betreibt die Integrierte Leitstelle?

Träger
Betrieben wird die Integrierte Leitstelle Ludwigsburg als gemeinnützige GmbH in gemeinsamer Trägerschaft zwischen dem Landkreis Ludwigsburg und dem Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Ludwigsburg.

Rettungseinsätze
Die meisten Anruf gehen wegen Aufgaben im Rettungsdienst ein. Das jährlich zu erwartende rettungsdienstliche Einsatzaufkommen liegt im Landkreis Ludwigsburg bei 11 500 Notarzteinsätzen, 44 000 Rettungswageneinsätzen und rund 50 000 Krankentransporten, teilt die ILS auf ihrer Homepage mit. Im Jahr 2021 seien durch die Mitarbeiter der ILS rund 312 000 ein- und ausgehende Anrufe bearbeitet worden.