Kaum strahlt Giovanni Zarrella sein Publikum an, strahlt die Sonne. Bis kurz vor Konzertbeginn hat es heftig geregnet. Foto: Lichtgut -/Ferdinando Iannone

Die SWR Big Band macht alle big – Giovanni Zarrella erlebt eine Sternstunde auf dem Schlossplatz. Beim SWR-Sommerfestival fliegen dem italienischen Charmeur die Herzen zu. Der Schmusebarde versetzt mit fulminantem Sound 2500 Gäste in Urlaubsstimmung.

Es mag ein Klischee sein. Italiener erreichen die Herzen ihrer Mitmenschen so schnell, weil sie Meister der Komplimente sind. Beim Schmeicheln sind sie unerreichbar. Der in Hechingen aufgewachsene und in Köln lebende Giovanni Zarrella agiert wie eine Mischung aus Gentleman und Latin Lover. Schau ihn dir an, und du weißt, das Klischee stimmt. Gleich zu Beginn eines mitreißenden Freiluft-Konzertes, das mit der unbändigen Spielfreude der SWR Big Band Glücksmomente auslöst, die man sonst vornehmlich aus dem Urlaub kennt, ist er voll des Lobes im Ehrenhof des Neuen Schlosses. „Es ist eine große Ehre für mich“, sagt der 44-Jährige, „mit dieser großartigen Band hier spielen zu dürfen – auf dem schönsten Platz der Schwaben.“

Der Schlossplatz vibriert im Rhythmus der Leichtigkeit

Der italienische Charmeur wie aus dem Bilderbuch weiß obendrein, wie man singend mit guter Laune ansteckt. Sein Publikum wird zum riesigen Chor, wenn er deutsche Hits wie „Ohne dich schlaf ich heut’ Nacht nicht ein“ oder „Das ist Wahnsinn“ auf italienisch singt. Die SWR Big Band sorgt mit neuen Arrangements für die ihre eigenen Wow-Effekte. Der Schlossplatz vibriert im Rhythmus der Leichtigkeit.

Giovanni Zarrella – er trägt ein weißes T-Shirt im grauen Anzug und zeigt nackte Knöchel über den Schuhen – lächelt fast das ganze Konzert mit 17 Songs und zwei Zugaben („Azzurro“ und „Tornero“) hindurch. Doch er spricht auch über seine harte Zeit. Nachdem er mit Bro’Sis die Castingshow „Popstars“ gewonnen hatte, ging’s für den Jungen aus Hechingen weit nach oben. Nach dem Hoch kam der tiefe Fall. 14 Jahre lang war er von der Bildfläche verschwunden und litt sehr darunter. Vor drei Jahren spielte er noch in der Sansibar bei Breuninger in Stuttgart vor vielleicht 30 Leuten – und jetzt jubeln ihm 2500 auf dem Schlossplatz zu.

Die Stuhlreihen sind viel zu eng gesetzt

Mit der italienischer Übersetzung von deutschen Schlagern ging es wieder aufwärts. Mittlerweile hat er seine eigene ZDF-Show und wird als Entertainer immer besser. Sein Rat an alle, die in einer Krise stecken: „Du musst immer dran bleiben an deinen Träumen, musst immer versuchen, selbst dein größter Fan zu sein.“ Nicht nur deutsche Hits singt er auf italienisch, auch Stücke von Robbie Williams und Michael Bublé (dessen Handynummer er sogar hat) sind im Repertoire. Das Publikum ist begeistert und hat nur eines auszusetzen: Die Stuhlreihen sind viel zu eng gesetzt. Man kommt kaum noch raus. In der Pandemie war zwei Jahre lang Abstand Pflicht – und jetzt werden viele vom SWR wider Willen zusammengezwängt. Da sollte der Sender nachbessern und den Platz an den Seiten nutzen, wenn das Sommerfestival an Pfingstmontag mit der „Tatort“-Premiere im Beisein von Richy Müller und Felix Klare endet. Da werden über 4000 Gäste erwartet. Es gibt nur noch Stehplatzkarten.