Giancarlo Crescentehat ein turbulentes Jahr hinter sich. Foto: Roberto Bulgrin

Mit 19 Jahren ist Giancarlo Crescente aus Kirchheim (Kreis Esslingen) bereits Vorsitzender des CDU-Gebietsverbandes Teck. Weshalb der Jungpolitiker auch als Konservativer für Klimaschutz eintritt und warum er keine Radikalisierung seiner Partei befürchtet.

Giancarlo Crescente kann mit den Sprüchen auf seine Kosten umgehen. Freunde bezeichneten ihn gerne als 50-Jährigen, gefangen im Körper eines 19-Jährigen, erzählt der CDU-Politiker aus Kirchheim. Schließlich vertritt er offensiv eine konservative Haltung, die nicht gerade zum stereotypen Bild der rebellischen Jugend passt. Die Seitenhiebe nehme er aber mit Humor, denn: „Abgesehen von wirklich witzig gemeinten Sätzen habe ich noch nie negative Erfahrungen gesammelt im Zusammenhang damit, dass ich mich für meine Werte einsetze.“

Der Begriff Konservatismus ist nach Ansicht von Crescente in Deutschland zu unrecht verpönt. Er sagt: „Das heißt nicht, altbacken daherzukommen, sondern ein Wertekonstrukt zu haben, in unserem Fall das christliche Menschenbild.“ Der Fokus auf das Bewahren schließe nicht aus, in manchen Punkten fortschrittliche Politik zu machen.

Crescentes Weg in die Politik

Seine Überzeugungen trägt Crescente gleich in mehreren Funktionen nach außen. Hinter ihm liegt ein turbulentes Jahr 2024. Im Januar wählte ihn der CDU-Gebietsverband Teck zu seinem Vorsitzenden. Der Noch-Teenager war damals erst 18 Jahre alt – jünger als jeder seiner Vorgänger.

Eine Schonfrist verschaffte ihm das allerdings nicht. „Mit der Organisation des Kommunalwahlkampfes stand ich direkt vor einer großen Aufgabe“, sagt der heute 19-Jährige. Er selbst zog dabei in den Kirchheimer Gemeinderat und in den Esslinger Kreistag ein. Als wäre das nicht genug, legte Crescente kurz darauf auch noch sein Abitur ab. Rückblickend sagt er: „Man könnte meinen, das waren die vergangenen fünf Jahre.“

Crescente zu Gast im EZ- Podcaststudio in Esslingen. Foto: Roberto/ Bulgrin

Durch die neuen Ämter habe er weniger freie Abende als vorher, das sei aber kein Problem. Crescente nennt die Politik „meine Leidenschaft“ und fügt hinzu: „Während andere am Donnerstag ins Fußballtraining gehen, gehe ich eben auf die Hauptversammlung XY.“ Ein Schlüsselerlebnis war für ihn die Teilnahme an dem Schulwettbewerb „Jugend debattiert“. Er schildert den Gedanken, der bei ihm anschließend aufkam: „Jetzt habe ich das Handwerkszeug und weiß, wie man diskutiert. Mir macht es Spaß, mich mit politischen Fragen zu beschäftigen. Da ist der Weg in eine Partei genau der richtige.“

So denkt der CDU-Politiker über Klimaschutz und Radikalisierung

So trat Crescente im Alter von 14 Jahren in die Junge Union ein und stieg wenig später zu deren Vorsitzenden in Kirchheim auf. Inzwischen hat er auch in der Mutterpartei CDU Karriere gemacht. Außerdem gründete er während der Schulzeit eine Firma, die Solaranlagen reinigt. Auf der Webseite von Solar Plus heißt es, dass das Unternehmen die Energiewende aktiv vorantreiben wolle und kommende Generationen im Blick habe.

Crescente sieht hier keinen Kontrast zu seiner Parteizugehörigkeit – im Gegenteil. Er sagt: „Der Klimaschutzgedanke ist auch in der CDU mittlerweile durchweg verbreitet. Das hat nichts mit konservativ oder nicht konservativ zu tun, sondern einfach mit der Überzeugung, dass wir unsere schöne Erde retten müssen.“ Für ihn selbst sei das Thema zentral. „Was mir aber nicht passt, ist, wenn man Klimaschutz vorne hinschreibt und dann doch die Kinder mit dem SUV zur Schule fährt“, fügt Giancarlo Crescente hinzu. Man müsse selbst aktiv werden – so wie er es mit seinem Unternehmen mache.

Crescente ist überzeugt, dass er als junge Person frischen Wind in seine Partei bringen könne. Davon hätten seine Kolleginnen und Kollegen im Kreistag und im Gemeinderat bereits profitiert. Umgekehrt gelte das aber ebenso. „Auch ich profitiere wahnsinnig von den erfahrenen Menschen um mich herum.“ Er habe nicht das Bedürfnis, die eigene Partei komplett umzukrempeln. Die Gefahr, die CDU könne sich unter Friedrich Merz in einer ähnlichen Form radikalisieren wie etwa die Republikaner in den USA oder die ÖVP von Sebastian Kurz in Österreich, sieht Crescente nicht. Eine konservative Haltung ist seiner Meinung nach „die extremste Form, gegen Extremismus zu sein“. Schließlich erwarte er von jedem Mitglied der CDU, dass er oder sie „das christliche Menschenbild vor Augen hat und die Würde des Menschen bedingungslos akzeptiert“. Dazu gehöre, jegliche Form von Rechtsextremismus zu unterbinden. „Und das tun wir auch konsequent in unserer Partei“, ist sich Crescente sicher.

Ähnlich klare Aussagen zur eigenen Zukunft vermeidet der 19-Jährige. Zwar drängt sich nach seinem Blitzstart in die politische Laufbahn die Frage auf, wo es denn noch so hingehen soll. Beantworten will sie Crescente jedoch nicht. Stattdessen sagt er: „Wenn man nur auf die Karriere aus ist, macht man sicherlich keine gute Politik.“

Über Konservatismus, Klimaschutz und Kommunalpolitik spricht Giancarlo Crescente im Podcast unter: https://ez-talk.esslinger-zeitung.de

Der Jungpolitiker aus Kirchheim und seine Ämter

Werdegang
 Giancarlo Crescente besuchte in Kirchheim die Freihof-Realschule und das örtliche Wirtschaftsgymnasium. Im Frühjahr legte er dort erfolgreich sein Abitur ab. Inzwischen studiert der 19-Jährige Public Management an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg.

Aufgaben
 Seit Februar leitet Crescente als Nachfolger von Sebastian Schulze den CDU-Gebietsverband Teck, zu dem neben Kirchheim Weilheim, Dettingen, Bissingen, Holzmaden, Neidlingen und Ohmden gehören. Außerdem vertritt er die CDU-Fraktionen im Kirchheimer Gemeinderat und im Esslinger Kreistag.

Unternehmen
 Zusammen mit Moritz Schmid, einem Schulkameraden am Kirchheimer Wirtschaftsgymnasium, gründete Crescente 2023 Solar Plus. Seitdem leiten die beiden als geschäftsführende Gesellschafter das Unternehmen, das Photovoltaikanlagen und Fenster reinigt sowie eine Energieberatung anbietet.