„Ghost Light“ (Szenenfoto) ist die Antwort John Neumeiers auf die Corona-Pandemie. Foto: dpa/Markus Scholz

Das Festspielhaus Baden-Baden startet mit einem Gastspiel des Hamburger Balletts in die neue Saison. John Neumeiers neues Werk „Ghost Light“ ist nicht nur auf der Bühne zu erleben.

Baden-Baden/Stuttgart - Bereits im vergangenen Jahr haben John Neumeier und das Hamburger Ballett die Saison im Festspielhaus Baden-Baden eröffnet. Und auch in diesem Jahr ist der Choreograf gefragt, der mit „Ghost Light“ als einer der ersten über die Herausforderungen der Corona-Krise in einem Ballett nachgedacht hat. Vom 8. bis zum 11. Oktober präsentiert John Neumeier vier Vorstellungen seines jüngsten Balletts sowie eine seiner legendären Ballett-Werkstätten. Mit dabei ist der französische Piano-Shootingstar David Fray, der zugleich sein Debüt beim Hamburger Ballett gibt. Er interpretiert live Klavierwerke von Franz Schubert, unter anderem die „Moments Musicaux“ und „Impromptus“, die „Ghost Light“ begleiten.

Vor dem Start im Festspielhaus sagt John Neumeier: „,Ghost Light‘ ist unsere Antwort auf die Corona-Krise. Das Ballett zeigt, wie die Kreativität einer Ensemble-Kompanie unter den Bedingungen einer Pandemie lebensfähig ist. Als Künstler stehe ich für die Live-Aufführung. Da die erlaubten Zuschauerzahlen in Theatern immer noch extrem begrenzt sind, machen wir die Produktion auch als weltweiten Livestream zugänglich.“

Stück für 55 Tänzer

Der SWR wird die Aufführung vom 10. Oktober für Arte aufzeichnen, als Livestream ist sie auf Arte Concert zu erleben und ist dort 48 Stunden lang weltweit abrufbar. Außerdem soll es eine DVD/Blu-ray-Veröffentlichung bis Anfang 2021 geben. Die Fernsehregie der Aufzeichnung und des Livestreams verantwortet Myriam Hoyer.

Mit der Uraufführung von John Neumeiers „Ghost Light“ präsentierte das Hamburg Ballett am 6. September das weltweit erste abendfüllende Ensemble-Ballett, das unter Corona-Beschränkungen entstand. Unter Beachtung eines ausgefeilten Hygienekonzepts kreierte John Neumeier seit dem 11. Mai das Ballett für 55 Tänzerinnen und Tänzer, in dem er das geltende Abstandsgebot künstlerisch für sich nutzte. Die Pas de deux sind ausschließlich mit Ehepaaren oder Lebenspartnern besetzt. (Hier lesen Sie eine Besprechung von „Ghost Light“.)

Der Ballett-Titel „Ghost Light“ knüpft übrigens an eine Tradition des amerikanischen Theaters an. Nach Proben oder Aufführungen wird mitten auf der Bühne ein Metallständer mit einer einzigen Glühbirne aufgestellt. Die Lampe zeigt an, dass kein Künstler die Bühne betreten darf. Das Ghost Light brennt die ganze Nacht – bis sich die Bühne wieder mit Leben füllt.

Infos zum Gastspiel und Livestream

Aufführungen vom 8. bis 11. Oktober im Festspielhaus Baden-Baden. In der Ballettwerkstatt am 11. Oktober um 11 Uhr spricht John Neumeier über sein jüngstes Ballett „Ghost Light“. Livestream auf Arte Concert am 10. Oktober um 18 Uhr und dann 48 Stunden verfügbar.

Information und Tickets unter www.festspielhaus.de