Unbezahlte Überstunden oder kein Anspruch auf Krankheits- und Urlaubstage. Das Ergebnis einer Befragung unter 11 000 Studierenden, die neben dem Studium an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung als Hilfskräfte arbeiten, fällt verheerend aus.
Kaum Urlaub, Kettenbefristungen oder unbezahlte Überstunden – die Arbeitsbedingungen von studentischen Beschäftigten sind noch immer schlecht. Zu diesem Ergebnis kommt eine im vergangenen Jahr durchgeführte Studie mit über 11 000 Befragten, die die Gewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beim Institut Arbeit und Wissenschaft der Uni Bremen in Auftrag gegeben hatten und am Freitag vorstellten.
In der Befragung von studentischen Beschäftigten – also Studierenden, die neben dem Studium an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung als Hilfskräfte arbeiten und beispielsweise Forschungsprojekte unterstützen – gaben 16,7 Prozent an, ohne Bezahlung bereits vor Vertragsbeginn oder über die Vertragsdauer hinaus gearbeitet zu haben, für im Schnitt fast fünf Wochen. „Ein unhaltbarer Zustand“, wie Sylvia Bühler, im Verdi-Bundesvorstand für Bildung und Wissenschaft zuständig, bei der Vorstellung der Studie sagte.
Laut der Untersuchung beträgt die Vertragslaufzeit außerdem im Schnitt nur 5,7 Monate. Nicht eingerechnet ist hier Berlin, da dies das einzige Bundesland ist, in dem es einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte gibt. Weiter seien auch Kettenverträge „an der Tagesordnung“, sagte Bühler. Zudem kritisierte sie: „Mit 52,7 Prozent geben über die Hälfte der Befragten an, ihre Krankheitstage mindestens manchmal nacharbeiten zu müssen.“ 21,8 müssten das sogar immer tun.
Fehlende Urlaubstage und unbezahlte Überstunden
Ein weiteres Ergebnis: Fast 40 Prozent der Studierenden sagen, dass sie keine Urlaubstage haben, 39 Prozent geben an, monatlich unbezahlte Überstunden zu machen. Der Studie nach gibt es hierzulande rund 400 000 studentische Beschäftigte, die, so Bühler, „eine tragende Säule im Wissenschaftsbetrieb“ sind, die mit ihrer Arbeit Forschung und Lehre aufrecht erhalten.
Die Studie kommt also zum Ergebnis, dass das Nichteinhalten von Arbeitnehmerrechten bei studentischen Beschäftigten der Regelfall ist. Bühler sprach von Ausbeutung und forderte, die Arbeitgeber müssten Gesetzesverstöße sofort abstellen. „Wir fordern eine Mindestvertragslaufzeit, einen Mindestumfang von Stunden in den Verträgen und Stundenlöhne, die den anspruchsvollen Aufgaben entsprechen.“
Gespräche über Tarifvertrag für studentische Beschäftigte
Verdi will, wie auch die GEW, dass die studentischen Beschäftigten bundesweit in den Schutz eines Tarifvertrages kommen und in die betriebliche Mitbestimmung einbezogen werden. Der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller sagte am Freitag auch, Hochschulabsolventen würden durch die aktuellen Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte von einer Laufbahn in Forschung und Lehre abgeschreckt.
Die Gewerkschaften wollen die vorgestellte Studie als Grundlage für Gespräche über eine Bestandsaufnahme zu den Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftige nehmen, die die Tarifgemeinschaft deutscher Länder Verdi und GEW in der vergangenen Tarifrunde zugesagt hatte.