Raufereien unter Kindern hat es schon immer gegeben – doch die Gewalt beschäftigt die Polizei zunehmend. Foto: dpa/Oliver Berg

In der Kriminalstatistik des Landes für 2022 stecken beunruhigende Trends. Unter anderem bei den Jüngsten. Das ist keine Panikmacherei, sondern eine Herausforderung, meint unser Polizeireporter Wolf-Dieter Obst.

Liegt das alles an den Einschränkungen während der Coronapandemie? Oder ist alles nur eine Wellenbewegung über die Jahrzehnte? Haben wir es mit Verzerrungen einer Polizeistatistik zu tun? Oder hat sich schlicht das Problembewusstsein und Anzeigeverhalten verändert? Im Schatten des Tötungsdelikts unter Kindern im westfälischen Freudenberg enthält die jüngste Kriminalitätsstatistik für Baden-Württemberg so manchen gesellschaftlichen Sprengstoff. Dass Acht- bis 13-Jährige deutlich zunehmend als Tatverdächtige bei Gewalttaten auffällig werden, ist jedenfalls nichts, was man als reine Panikmacherei abtun sollte. Ein landesweites Plus von 60 Prozent über zwei Jahre ist durchaus ein Alarmsignal. Die Ursachen müssen genau durchleuchtet werden.

Wie gut behütet können Kinder aufwachsen?

Natürlich hat es schon immer Raufereien gegeben, die früher eben nie angezeigt wurden. Die Diskussion um Videogewalt, Einflüsse aus dem Internet und den sozialen Medien wird nicht erst seit gestern geführt. Wer aber im Alltag genauer hinschaut, mag sich hier und da schon auch die Frage stellen, welche Erziehung und Grenzen manche Kinder erfahren. Körperliche Gewalt ist jedenfalls ein zunehmendes Problem. Dass die Zahl der Gewaltdelikte im Südwesten über 25 Jahre von 48 000 auf 86 000 zugenommen hat, ist durchaus beunruhigend. Das sind schlechte Vorzeichen. Wie gut behütet Kinder aufwachsen können, muss auch die Politik als Herausforderung begreifen.