Damit die Esslingerinnen und Esslinger wohlauf bleiben, hielt die Messe „Gesund leben“ viele Rezepte für die Gesundheit parat. An zwei Tagen ging die von der Eßlinger Zeitung präsentierte Veranstaltung über die Bühne
Esslingen - Spannende Stände, attraktive Aussteller, gute Gespräche, informative Inhalte, fachlich famose Vorträge und kurzweilige Kompetenz: Die Messe „Gesund leben“ war eine für alle und alles. Am Samstag und Sonntag hatte Langeweile im Neckar Forum in der Hauffstraße in Esslingen Hausverbot. Denn die von der Eßlinger Zeitung präsentierte Veranstaltung zeigte: Gesundheit geht immer – und geht jeden an.
Engagement als Schmerztherapie
Das kreischende Pfeifen im Ohr ist unangenehm, aber hilfreich. Denn durch den über Kopfhörer übermittelten Ton kann Elena Frede feststellen, wie gut das Hörvermögen des Messebesuchers ist. Mal laut, mal leise, mal hoch, mal tief dringen Klänge an das linke und das rechte Ohr. Ein wichtiger Test, erklärt die Hörgeräteakustikerin. Denn etwa acht Millionen Menschen würden in Deutschland schlecht hören. Aber nur fünf Millionen der so Beeinträchtigten hätten ein Hörgerät. Das braucht Ramona Federschmid am Stand nebenan nicht – aber die 60-Jährige hat schon in früher Jugend gelernt, auf ihren Körper zu hören. Mit 18 Jahren bekam sie die niederschmetternde Diagnose einer Rheumaerkrankung: Tanzen, Ausgehen, ein normales Teenagerleben waren beendet. Es war, sagt sie im Rückblick, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Hilfe brachte ein Aufenthalt in einer Klinik in Oberammergau und ihr Engagement in der Rheuma-Liga. Als erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Esslingen setzen sie und ihr Team sich für andere Betroffenen ein. Doch gegen die Schmerzen hat Ramona Federschmid ihr ganz eigenes Rezept entwickelt: „Sich beschäftigen. Egal, ob durch Lesen, Schreiben, Malen, Handarbeiten – Hauptsache Beschäftigung.“
Technik ersetzt das Augenlicht
Arne Jöns ein paar Stände weiter beschäftigt sich vor allem mit Mitteln, die ihm und anderen Betroffenen das Leben erleichtern können. Der stellvertretende Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Württemberg hat an seiner dunklen Brille eine Orcam angebracht. Wie die funktioniert? Zur Demonstration schnappt sich der 57-Jährige einen Flyer und hält ihn vor die kleine Kamera. Ganz leise und fast nur für ihn hörbar werden ihm die Texte via Orcam vorgelesen. Eine große Erleichterung, meint er. Bis ins Erwachsenenalter hinein, so berichtet er, hatte er ein Sehvermögen von etwa 20 Prozent. Er besuchte eine Regelschule, absolvierte eine Lehre zum Bäcker und Koch. Als er dann merkte, dass die Sehkraft weiter nachließ, orientierte er sich auch aus Selbstschutz um: „Ich wollte nicht, dass mir eine glühend heiße Pfanne die Haut anbrutzelt.“ Inzwischen hat er weniger als zwei Prozent Sehvermögen: „Damit gelte ich sogar laut Gesetz als blind.“
Ein Spaziergang im Darm
Gegen blindes Verdrängen und ein Verschließen der Augen vor möglichen Krankheiten möchte dagegen das Darmmodell im Foyer gleich beim Eingang im Neckar Forum ankämpfen. In dem 20 Meter langen, begehbaren Verdauungskanal der Felix-Burda-Stiftung erfahren Messebesucher viel über Krankheiten, Vorsorge, Prävention und den Vorteil regelmäßiger Untersuchungen: Etwa 30 Tonnen Nahrung und 50 000 Liter Flüssigkeit passieren im Laufe eines Lebens den menschlichen Körper, ist auf einer der Schautafeln zu lesen. Doch wie Original-Körperorgane hat auch das künstliche Darmmodell seine Schwachstellen. Es darf laut Plakat am Eingang nicht mit Schirmen, Messern oder Walking-Stöcken betreten werden. Das könnte zu Beschädigungen führen.
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Ringe schaden der Gesundheit
Schäden können auch durch Ringe verursacht werden, verrät Anja Dietze am Stand des Klinikums Esslingen. Ringe? Ja, verdeutlicht die Pressesprecherin des Krankenhauses, denn diese Schmuckstücke oder auch Uhren erschweren das hygienisch einwandfreie Waschen und Desinfizieren der Hände. Das sei gerade in Coronazeiten nicht empfehlenswert. Zum Beweis verweist sie auf einen Apparat am Stand des Klinikums. Blaulicht blinkt bedrohlich an Stellen auf, an denen die Hände nicht coronakonform desinfiziert wurden.
Corona und der Bewegungsmangel
Damit das Blaulicht auf Kranken- und Sanitätswagen nicht so oft eingeschaltet werden muss, setzt die Messe „Gesund leben“ auch auf Aufklärung und ein gesundheitsförderndes Leben. Durch Sport zum Beispiel. Auf der Empore im Neckar Forum hat der Tennisclub Esslingen (TCE) sein Netz ausgeworfen und angebracht – auf dem Kleinfeld können unter fachlicher Anleitung Bälle geschlagen werden. Corona, so erzählt der Vorsitzende Michael Löhle, hat dem Verein einen Boom beschert. Tennis sei eine der wenigen Sportarten, die zumindest zeitweise während der Pandemie ausgeübt werden durfte. Zwar waren übergangsweise nur Einzel und keine Doppel erlaubt – aber immerhin. Bewegung sei wichtig, betont er. Bei Kindern hätte der Lockdown teilweise schlimme Folgen in der Motorik verursacht: „Rückwärts zwischen kleinen Pylonen durch zu gehen, haben viele nicht geschafft.“ Die „Gesund leben“ aber brachte Menschen in Bewegung und wollte sie mit Blick auf ihr Wohlbefinden in die richtige Richtung lenken.
Die Messe „Gesund leben“
Die Foren
Die Eßlinger Zeitung ergänzte ihre vierwöchige Gesundheitsserie durch virtuelle EZ-Foren. Experten äußerten sich im Online-Talk zu Gesundheitsthemen wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Sport mit Behinderungen oder gesunder Ernährung. Die Videos können unter www.esslinger-zeitung.de/es-tv aufgerufen und angesehen werden.
Die Messe
An der Messe „Gesund leben“ waren Aussteller aus ganz unterschiedlichen Bereichen beteiligt. Krankenhäuser, Kliniken, Hersteller von Gesundheitsprodukten, Vereine, Institutionen und Gruppen klärten an Ständen über Gesundheitsthemen auf.