Antriebslos und in sich gekehrt: eine häufige Symptomatik einer Depression. Bei heranwachsenden Männern zeigt sich die Krankheit aber oft ganz anders – und die Ursachen sind häufig in der Kindheit zu finden.
Selbst bei den eigenen Kindern wird oft verkannt, wie schlecht es ihnen geht. Eine Depression zu erkennen, ist schwierig. Denn die psychische Krankheit zeigt sich mit unterschiedlichen Symptomen. Wie viele Jugendliche tatsächlich unter Depressionen leiden, kann nur bedingt beantwortet werden. Ein Blick in die Statistik reicht nicht. Die AOK Baden-Württemberg stellt für unser Projekt „Gesundheitsatlas BW“ die anonymisierten Diagnosen ihrer Mitglieder zur Verfügung. Die AOK ist mit rund 4,6 Millionen Versicherten die größte Krankenkasse in Baden-Württemberg. Bei einem genaueren Blick auf deren Zahlen wird klar: Bei den Jugendlichen stimmt doch was nicht – vor allem bei den Jungs. 0,84 Prozent der männlichen und 2,8 Prozent der weiblichen Personen im Kreis Esslingen unter 18 Jahren suchten im Jahr 2021 ärztliche Hilfe wegen psychischer Probleme. Sehr wenige, aber die Dunkelziffer ist hoch – und bei männlichen Jugendlichen besonders, weiß Gunter Joas, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Esslingen. Laut dem Bundesamt für Statistik nahmen sich 2021 fast 200 Minderjährige in Deutschland das Leben. Deutlich über die Hälfte: männlich. In der sogenannten Bella-Studie, durchgeführt vom Robert-Koch-Institut im Rahmen der Bundesgesundheitsberichterstattung, wurden bei 25 Prozent der Jugendlichen Anzeichen einer depressiven Störung festgestellt – Mädchen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Jungs. Wie passen diese Zahlen zusammen?
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