Die Zahl der Neuansteckungen mit Influenza ist erneut gestiegen. Zunächst waren vor allem Kinder und Jugendliche betroffen – laut Robert-Koch-Institut leidet derzeit fast jedes sechste Schulkind an einer akuten Atemwegserkrankung.
Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Fieber: Die Grippewelle bewegt sich derzeit laut Robert-Koch-Institut (RKI) deutschlandweit auf den jährlichen Höhepunkt zu. Dazu kommen viele Erkältungen und grippale Infekte durch andere Virustypen. In Baden-Württemberg – und somit auch in Stuttgart – breiten sich Influenza-Viren ebenfalls rasant aus. Die Zahl der an das Landesgesundheitsamt übermittelten Influenza-Fälle sei seit Jahresbeginn deutlich angestiegen, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Stuttgart mit. Allein in der vergangenen Woche wurden laut Ministerium 4195 Fälle gemeldet.
Die Zahlen seien vergleichbar mit dem Grippegeschehen im Vorjahr – „jedoch sind in dieser Saison häufiger Kinder und Jugendliche betroffen“ heißt es weiter. In Baden-Württemberg sei fast ein Drittel der Erkrankten in der letzten Woche unter 18 Jahre alt gewesen. Das bestätigen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI): Ungewöhnlich viele Kinder müssten derzeit wegen einer schweren akuten respiratorischen Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Die Zahlen seien so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Inzwischen nehmen allerdings die Werte auch bei den Erwachsenen zu – und zwar in allen Altersgruppen.
Impfung auch jetzt noch sinnvoll
Auch in die Praxis von Eckhard Lindemann, Hausarzt in Esslingen, kommen derzeit viele Patienten mit Grippe- und Erkältungssymptomen. Die hohen Infektionszahlen bei Influenza führt er unter anderem auf eine gewisse Impfmüdigkeit nach der Corona-Pandemie zurück: „Würden sich mehr Menschen impfen lassen, wäre das Risiko zu erkranken deutlich geringer“, sagt Lindemann. Laut Gesundheitsministerium ist es für Impfungen aber auch jetzt noch nicht zu spät.
Die Grippewelle habe vermutlich noch nicht ihren Höhepunkt erreicht, heißt es aus dem Ministerium. Neben der Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und Abstand zu Erkrankten könnten auch Impfungen zum jetzigen Zeitpunkt noch schützen. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat daher erneut und mit Nachdruck zum Impfen aufgerufen: „Lassen Sie sich jetzt noch impfen! Eine Grippe-Impfung ist bei niedergelassenen Ärzten und auch in Apotheken möglich.“ Auswertungen des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Influenzaviren zeigten, dass der saisonale Grippe-Impfstoff gut wirksam gegen die aktuell zirkulierenden Grippe-Viren sei. „Impfungen dauern allerdings ein bis zwei Wochen, bis sie wirksam sind“, fügt der Hausarzt Lindemann hinzu. Aber den Einzelnen könnten sie dennoch nutzen.
Die echte Grippe ist keine Erkältung. Sie kann schwer oder im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen. Insbesondere für Risikogruppen wie ältere, vorerkrankte oder schwangere Personen stellt sie eine ernst zu nehmende Erkrankung dar. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt sie vor allem für Menschen ab dem 60. Lebensjahr und für Personen – darunter auch Kinder – mit Risikofaktoren. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat sich zu Beginn der aktuellen Grippesaison Ende letzten Jahres für eine großzügigere Impfung ausgesprochen.
Wetter bedingt ebenfalls Anstieg
Dass derzeit auch viele Kinder und Jugendliche betroffen sind, hat laut Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Berlin, unter anderem mit den Wetterbedingungen zu tun. Saisonale Influenza-Inzidenzen hätten immer größere Schwankungen aufgrund äußerer Bedingungen. „Dazu zählen anhaltend kaltes Wetter mit mehr Infektionsgelegenheiten in Innenräumen mit größeren Personenzahlen ohne Infektionsschutz-Maßnahmen – zum Beispiel in Schulen – und heterogener Immunschutz durch frühere Influenza-Infektionen und fehlende Impfungen.“
Die beste Vorsorge, die man treffen könne, sei eine Impfung. „Und generell kann man die Ausbreitung von Atemwegsinfektionen reduzieren, wenn infizierte Personen ihr Verhalten so ändern, dass sie möglichst wenig andere Personen anstecken, zum Beispiel durch Homeoffice, freiwilliges Maskentragen in öffentlichen Räumen und einer Reduktion von unnötigen Kontakten“, so Rodeck weiter.
Auch Hausmittel helfen
Treten erste Symptome wie ein Kratzen im Hals oder gereizte Schleimhäute auf, haben sich die Viren im Körper bereits eingenistet. Jetzt ist es an der Zeit, mit natürlichen und bewährten Hausmitteln gegenzusteuern. Ruhe und Erholung ist angesagt. Zudem sind viel Tee und Suppen empfehlenswert, denn der Körper braucht nun Flüssigkeit, um die Viren hinauszuspülen. Trockene Luft reizt die Schleimhäute, dagegen kann eine Wasserschale im Zimmer helfen.
Um die Symptome wie den Hustenreiz zu lindern, sollte man zudem inhalieren, etwa mit Salbei. Nasenspülungen und Nasensprays befreien die Nase und Nasennebenhöhlen. Lutschpastillen helfen gegen Halsschmerzen und Kratzen im Hals.