Regionale Produkte sind gut für den ökologischen Fußabdruck. Foto: /dpa/Daniel Naupolds

Ökologische und nachhaltige Produkte aus der Region sind gefragter denn je. Von diesem Trend profitieren Mensch und Umwelt.

Filderstadt - Die Corona-Pandemie hat auch das Einkaufsverhalten der Deutschen beeinflusst. Laut einer Studie des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK hat die Pandemie dazu geführt, dass die Bürger und Bürgerinnen bewusster und regionaler einkaufen. Besonders Hofläden und Direktvermarkter profitieren von diesem Trend, auch die Nachfrage nach unverpackten Produkten und Bioprodukten nimmt zu. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Lebensmittel haben kurze Lieferwege, schmecken gut und sind gesund.

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Transparent im Hofladen einkaufen

„Regionale Produkte sind das Beste für die Gesundheit. Es ist erwiesen, dass Nährstoffe aus der Region eine gesunde Sache sind“, sagt Beate Hörz, Chefin des Bio-Gemüsehofs Hörz in Filderstadt. Neben dem Hofladen bietet der Bauernhof mit der Grünen Kiste einen besonderen Service an. Hier können sich Kunden eine vorbereitete Kiste mit verschiedenen Lebensmitteln, wie zum Beispiel Gemüse, Obst, aber auch Fleisch und Milchprodukten, größtenteils aus eigenem Anbau, bestellen oder sich selber eine Kiste zusammenstellen, die nach Hause geliefert wird. Die bestellte Kiste wird vor die Haustür gestellt, sodass das Verfahren kontaktlos abläuft. Gerade dieses Angebot habe seit Corona großen Zulauf bekommen, da man sich so den Gang in den Supermarkt sparen konnte, sagt Hörz.

Dass viele Kunden regionaler und nachhaltiger einkaufen wollen, spürt die Landwirtin schon länger: „Uns würde es nicht schon so lange geben, wenn es nicht so wäre. Die Nachfrage ist da und die Kundenzahl steigt stetig.“ In ihrem Hofladen seien alle Waren zu 100 Prozent bio und das Gemüse baue man selber an. Da können die Kunden auch gleich sehen, wo die Ware herkommt. „Transparenter und direkter kann man nicht einkaufen“, stellt Hörz fest. Produkte, die auf dem Bauernhof nicht selber produziert werden wie Äpfel oder Birnen, beziehe man von den Kollegen. Da habe man ein gutes Netzwerk, sagt Hörz. Der Ökologische Anbau und der regionale Anbau seien das Beste für Mensch und Umwelt. Man habe kurze Transportwege und daher weniger CO2-Belastung. Daneben seien die Lebensmittel gesund und lecker, sagt Hörz.

Kurze Transportwege und weniger C02-Belastung

Doch nicht nur die Herkunft, auch auf die Herstellungsbedingungen sollten Verbraucher und Verbraucherinnen beim Einkauf achten. Ein Handel, bei dem die Erzeuger für ihre Produkte ausreichend Lohn bekommen, das ist die Idee hinter Fairtrade. „Es geht darum, den richtigen Preis für die Hersteller zu zahlen, sodass diese überleben können“, erklärt Sibylle Enderle. Sie ist Geschäftsführerin des Weltladens in Esslingen, der ausschließlich Produkte verkauft, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Der Laden hat Filialen in Plochingen, Köngen, Altbach und Nürtingen. Viele Kunden würden sich beim Einkaufen keine Gedanken darüber machen, dass mit dem Geld, dass sie für ein Produkt bezahlen, jemand seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, so Enderle.

Die niedrigen Preise, mit denen die Discounter ihren Kaffee vertreiben, seien laut Enderle „unterirdisch“. Daneben gehe es auch darum, sich bewusst zu machen, dass es nicht selbstverständlich sei Produkte wie Kaffee oder Schokolade, die nicht in Deutschland produziert werden, im Handel erwerben zu können. Für diesen Luxus müsse man dementsprechend auch bereit sein, einen fairen Preis zu bezahlen. „Ja, Fairtrade ist teurer. Aber dadurch werden faire Bedingungen erfüllt“, sagt Enderle. Der Weltladen bezahle seine Importeure und Produzenten direkt. Da sei bei der Preisgestaltung „nicht viel Luft drin“, so Enderle. Anders sehe die Situation bei den Discountern aus. Diese könnten ihre Fairtrade-Produkte billiger verkaufen, da sie das über andere Produkte abfedern können.

Kinderarbeit ist vor allem in der Fashionindustrie ein Problem

Ein großes Problem sind die Arbeitsbedingungen unter anderem in der Modeindustrie. Bei diesem Thema solle man sich fragen, ob man nicht lieber weniger Kleidung kauft, die aber qualitativ besser und länger haltbar sei, oder Billigware, die darauf angelegt sei, dass sie nicht lange hält, sagt Enderle. Die niedrigen Löhne, die die Produzenten bezahlt bekommen, hätten zur Folge, dass diese ihre Familien nicht mehr ernähren können und deshalb auch der Nachwuchs mitanpacken muss. Kinderarbeit sei gerade in der Textilindustrie ein großes Problem, erzählt Enderle.

Fairer Handel sei auch in Europa ein Thema, betont die Geschäftsführerin. In Portugal zum Beispiel würde viel billiges Obst verkauft werden, das aus Spanien importiert wird. Daher kooperiert der Weltladen mit Pois. Der Obst- und Gemüsehändler bezieht seine Ware aus Portugal und unterstützt dort lokale Bauern. Fairtrade, Gepa Fair, World Fair Trade Organization (WTO), Naturland Fair – das alles sind Auszeichnungen, die dem Verbraucher versprechen, dass sie bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien erfüllen. Für den Kunden ist es schwer, hier den Überblick zu behalten. Und nur weil ein Produkt ein bestimmtes Siegel trägt, heißt das nicht, dass es auch zu 100 Prozent unter fairen Bedingungen produziert wurde. Bei sogenannten Mischprodukten wie zum Beispiel Schokolade reiche es aus, wenn 40 Prozent der Zutaten fair gehandelt werden, um das Fairtrade-Siegel zu bekommen, sagt Enderle. Strenger kontrollieren würde die WTFO. Aber: „Es gibt kein Siegel, das alles abdeckt“, kommt Enderle zum Schluss. Ihr Tipp: Die Kunden sollten am besten direkt im Geschäft nachfragen, wie das Produkt hergestellt wurde.

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Einkaufsmöglichkeiten

Einige Bauern bieten in ihren Hofläden Produkte aus eigenem Anbau an – so auch der Gemüsehof Hörz. Der Hofladen (Im Bühlerfeld 1, Filderstadt)hat dienstags und freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr offen. Man kann auch online eine Gemüsekiste bestellen unter www.gemuesehofhoerz.de. Der Weltladen in der Küferstraße 12 führt Fairtrade-Produkte. Er hat montags bis freitags von 9.30 bis 18.30 und samstags von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet.