Historiker mit Herz: Alfred Hottenträger aus Baltmannsweiler-Hohengehren, ehemaliger Lehrer des Georgii-Gymnasiums. Foto: Roberto Bulgrin

„Der Mensch fängt erst beim Leutnant an.“ Zivilisten zählten wenig, Uniform war alles. Ein Grund, warum sich im Ersten Weltkrieg viele Freiwillige an die Front meldeten. Viele kamen nicht zurück. Auch Absolventen des heutigen Georgii-Gymnasiums in Esslingen. Alfred Hottenträger aus Baltmannsweiler-Hohengehren hat ihre Biografien erforscht.

Esslingen - Liebeskummer kann Leben retten. Nicht immer. Aber im Fall von Lothar von Ziegesar. Der ehemalige Schüler des Esslinger Georgii-Gymnasiums war 1908 in die USA ausgewandert – auch aus Gram um eine junge Dame, wie er dezent-gentlemanlike in seinem Lebensbericht von 1958 andeutet. Er starb mit 81 Jahren. Sein älterer Bruder Kurt erreichte dagegen kein so hohes Altes. Er ging Anfang Oktober 1914 während des Ersten Weltkriegs mit seinem Torpedoboot in der Nordsee unter. Dennoch: Auf einer Tafel mit den Kriegstoten des heutigen Georgii-Gymnasiums ist der Name des liebeskranken Emigranten Lothar von Ziegesar aufgeführt. Eine Verwechslung, wie Alfred Hottenträger herausgefunden hat. Gemeint war dessen im Krieg gefallener Bruder Kurt. Kurioses, aber auch Tragisches, Berührendes und historisch Spannendes hat der ehemalige Lehrer aus Baltmannsweiler-Hohengehrem bei seinen akribischen Recherchen entdeckt – und seine Erkenntnisse in ein Buch gepackt. „Dulce et decorum est … Die Gefallenen des Georgii-Gymnasiums 1914 – 1919. Geschichte, Gedenken, Biografien“ ist in der Reihe „Kleine Schriften des Stadtarchivs Esslingen“ erschienen.