Gesichter des Leverkusener Erfolgs: Xabi Alonso (links) und Simon Rolfes Foto: IMAGO/Moritz Müller/IMAGO/Moritz Mueller

Geschäftsführer Simon Rolfes erklärt, was Erfolgstrainer Xabi Alonso auszeichnet und warum die vielen Gerüchte um einen Weggang des Coaches von Bayer Leverkusen ihn nicht aufregen.

Bayer Leverkusen ist vor dem rheinischen Derby am Sonntag (15.30 Uhr) beim 1. FC Köln seit 33 Pflichtspielen ungeschlagen. Großen Anteil am Erfolg des Tabellenführers der Fußball-Bundesliga hat der Geschäftsführer Simon Rolfes, der den Trainer Xabi Alonso verpflichtet und den starken Kader zusammengestellt hat.

Herr Rolfes, Sie haben mal gesagt, Sie hätten sich vorstellen können, auch Ingenieur zu werden, wenn es nicht zum Profifußballer gereicht hätte. Was hätte Sie an dem Beruf denn so gereizt?

Ich war als Schüler so wahnsinnig, die Leistungskurse Mathe und Physik zu wählen. Aber die Begabung und die Affinität waren nun mal da, und darüber habe ich dann schnell gemerkt, dass mir Physik noch ein bisschen mehr Spaß macht als Mathe. Mich faszinieren schon immer Bauwerke wie beispielsweise die neue Rheinbrücke bei Leverkusen. Daraus ist damals der vielleicht etwas naive Berufswunsch entstanden, Ingenieur zu werden. Studiert habe ich in diese Richtung ja nicht, aber grundsätzlich gefällt es mir, etwas zu errichten.

Ein perfekter Brückenschlag für Ihre Arbeit: Sie sind Baumeister des Teams, das Fußballdeutschland begeistert.

Es freut mich wirklich, dass wir nicht nur lokal die Menschen mitnehmen, sondern auch neutrale Zuschauer uns gerne sehen. Wir spielen mit einem guten Spirit, das spricht die Leute offensichtlich an.

Hätten Sie vor der Saison gedacht, dass alles so gut zusammenpasst?

Genau weiß man das nie. Wir haben das im Jahr davor auch in die andere Richtung erlebt. Wir waren von vielem überzeugt, aber wie sich ein Team dann zusammenfindet – über Technik und Taktik hinaus –, hängt auch davon ab, wie die Menschen in der Gruppe einander schätzen. Das ist eigentlich das Spannende in jedem Sommer, wie sich der Kader diesbezüglich mit dem Trainer entwickelt. Ein Schlüsselerlebnis war für mich das Vorbereitungsspiel in Marseille vor 60 000 Zuschauern. Das hat sich wie Europapokal angefühlt und war von einem besonderen Wettkampfspirit geprägt.

Was macht Ihren gefeierten Erfolgstrainer Xabi Alonso so außergewöhnlich?

Es ist die Kompetenz. Wenn du als Trainer ein erfolgreicher Spieler warst, hast du die ersten vier Wochen einen Bonus. Der ist aber rasch aufgebraucht, wenn die Kompetenz in der anderen Rolle fehlt. Die Spieler merken schnell: Kann er was in seinem neuen Job, oder kann er es nicht? Diese Frage ist eindeutig beantwortet. Darüber hinaus baut Xabi eine gute Verbindung zu seinen Spielern auf.

Er wird ständig mit neuen Arbeitgebern in Verbindung gebracht wie dem FC Liverpool oder FC Bayern: Geht Xabi Alonso Ihnen im Sommer von der Fahne?

Ich bin da weiterhin gelassen und optimistisch. Das Allerwichtigste ist doch bei Führungskräften, dass sie sich wohlfühlen und das Gefühl haben, am richtigen Ort zu sein. Xabi weiß, was er am Verein hat. Das hat er schon häufig gesagt. So arbeitet er jeden Tag mit seiner Mannschaft.

Wenn er dann doch käme und sagen würde, er wolle weg . . .

. . . es gibt viele Konjunktive in der Welt. Nicht alle müssen eintreten.

Leverkusener Urgestein

Werdegang
Simon Rolfes (42) ist Geschäftsführer Sport beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen. Der 26-fache Nationalspieler spielte selbst von 2005 bis 2015 für die Werkself, bildete sich nach der aktiven Karriere weiter und stieg als Eigentümer der Firma Vieww als Anbieter von Torlinien- und VAR-Technologie ein.

Rückkehr
2018 fing er wieder bei Bayer Leverkusen an. Vier Jahre arbeitete er als Sportdirektor, ehe er 2022 zum Nachfolger von Rudi Völler befördert wurde. Der in Ibbenbüren geborene Rolfes ist verheiratet und hat drei Töchter (Charlotte, Victoria und Livia).