Der Flughafen Stuttgart hat den besten Umsatz in seiner Geschichte erzielt. Foto: dpa - dpa

Mit 286,1 Millionen Euro hat der Flughafen Stuttgart den besten Umsatz in seiner Geschichte erzielt. Eine Herausforderung wird für Passagiere wie für den Airport die Sommerzeit.

Leinfelden-Echterdingen Mit 286,1 Millionen Euro hat der Flughafen Stuttgart den besten Umsatz in seiner Geschichte erzielt. Obwohl 2018 die letzte Rate für das Bahnprojekt Stuttgart 21 mit 42,3 Millionen Euro zu stemmen war, liegt das Geschäftsergebnis mit 6,6 Millionen Euro erstmals wieder im Plus. Mit 11,8 Millionen Passagieren verzeichnet der Flughafen ein um 7,8 Prozent besseres Ergebnis als im Vorjahr. Und der Wachstumskurs soll weitergehen. 17 bis 18 Millionen Passagiere könnten nach den Worten von Geschäftsführer Walter Schoefer auf der bestehenden Start- und Landebahn befördert werden. Schon jetzt stößt das System an Grenzen. „Die Sommerreisewelle wird für unseren Flughafen wieder eine Herausforderung“, sagte Geschäftsführerin Arina Freitag am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz.

Es werde nicht leicht, wenngleich Freitag hofft, dass sich die Zahl der Ausfälle und Verspätungen reduzieren lässt. Gestiegen ist die Zahl der Flugbewegungen – und zwar um 7,5 Prozent auf 137 632 Starts und Landungen. Die Airlines setzen wieder kleineres Fluggerät ein. Das bedeutet für die Anwohner mehr Lärm, wenngleich verstärkt leisere Maschinen zum Einsatz kommen. Und die europaweit ständig wachsende Zahl von Flügen müssen noch effektiver abgewickelt werden. Obwohl der Flughafen Abläufe strafft und Personal aufstockt, wirken sich die europaweiten Engpässe auf den Flugbetrieb aus. Der zersplitterte Luftraum der EU und fehlende Fluglotsen bei der Flugsicherung sorgen für Verspätungen und Flugausfälle.

Nach dem Chaos-Sommer 2018 hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bereits im Oktober einen Luftfahrtgipfel mit allen Akteuren der Branche einberufen; Ende März wurden die dort angedachten Projekte bei einem zweiten Spitzentreffen konkretisiert. Dass es auch in diesem Sommer wieder zu Engpässen kommen wird, steht für Flughafen-Chefin Freitag außer Frage. Bundesweit wird mehr Personal eingesetzt – auch bei den Sicherheitskontrollen. Außerdem halten die Fluggesellschaften mehr Ersatzflugzeuge in Reserve. „Das Wachstum zwingt uns, die Abläufe in den Terminals möglichst optimal zu gestalten“, bestätigte Direktor Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung und bei der Flughafengesellschaft (FSG) zuständig für Infrastruktur, Immobilien und Unternehmenskommunikation (siehe Kasten). Das sagt der Flughafenchef auch mit Blick auf die anstehenden Bauarbeiten für das dritte Gleis am künftigen Flughafenbahnhof. „Da wird bei laufendem Betrieb gebaut.“ Damit die Planer des Flughafens weiter Einfluss auf das Bahnprojekt nehmen können, hat der Aufsichtsrat des Flughafens in seiner Sitzung am Dienstag grünes Licht für einen Kooperationsvertrag zwischen Flughafen und Bahn gegeben. Das kostet den Flughafen wohl eine weitere Million an Planungskosten, auf die Bahn käme nach Schoefers Prognose derselbe Betrag zu. „Das Geld ist gut investiert“, sagt Schoefer. Denn so habe der Flughafen Einfluss auf die Arbeiten und könne Abläufe steuern.

700 Millionen Euro investiert der Flughafen nach Schoefers Worten in den nächsten Jahren in Bauprojekte. Um die Engpässe in den Parkhäusern zu entlasten, genehmigte der Aufsichtsrat jetzt den Bau eines neuen Parkhauses mit 1700 Stellplätzen auf dem bisherigen Parkplatz P 0. Es wird 2022 fertig. Schon 2020, von Ende April bis Mitte Juni, steht die Teilerneuerung der Start- und Landebahn an. „Die Vergabe der Lose bereiten wir vor“, sagt Schoefer. Wichtig ist ihm, die Anwohner zu entlasten. So wird es für die Baufahrzeuge eine direkte Ausfahrt in die Autobahn geben. Außerdem werden lärmärmere Fräsen statt Meißelbaggern eingesetzt. Es werde weniger Non-Stop-Flüge geben, aber die Anbindung an wichtige europäischen Ziele will der Flughafen gewährleisten.

Zum 1. Juli hat der Flughafen eine neue Entgeltordnung beantragt, die Anreize für elektrisches Fliegen und für alternative Treibstoffe vorsieht. Höhere Gebühren werden dagegen für „verspätete Maschinen während der Nachtflugbeschränkung“ verlangt. Der Anreiz für Nachhaltigkeit ist laut Direktorin Arina Freitag „deutschlandweit einmalig“. Transparent und diskriminierungsfrei soll die neue Ordnung sein. Im Zusammenhang mit der alten Entgeltordnung war der Flughafen in Kritik geraden. Noch steht im Raum, ob es Koppelgeschäfte mit Fluggesellschaften gegeben habe. Deshalb lässt der Aufsichtsrat prüfen, ob Airlines mit fragwürdigen Vergünstigungen gelockt worden sein könnten. Dabei geht es um Zuschüsse für Marketing, die der Flughafen bei neuen Verbindungen zahlt. Das ist zwar zulässig, aber nach strengen Regeln.

Aufsichtsrat verlängert Walter Schoefers Vertrag

Vertrag verlängert: Walter Schoefer bleibt bis mindestens bis zum 31. Dezember 2020 Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG). Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag bis zu diesem Datum – mit der Option einer weiteren Verlängerung bis zu seiner Altersgrenze, die am 31. Januar 2022 wäre. „Die Verlängerungsoption wurde in Aussicht gestellt, sofern die behördliche Prüfung kein strafrechtlich relevantes Verhalten zu Tage fördert.“ In Zusammenhang mit der Entgeltordnung waren Direktor Schoefer und sein ehemaliger Kollege Georg Fundel in den Verdacht geraten, unzulässige Koppelgeschäfte mit Fluggesellschaften gebilligt zu haben. Bereits 2018 hat der Aufsichtsrat externe Rechtsgutachter beauftragt, die Förderpraxis der Marktentwicklung zu prüfen. Ein Ergebnis zu der juristisch komplexen Fragestellung liegt noch nicht vor.

Vertrauensbeweis: Dass sein Vertrag nun verlängert wurde, betrachtet Schoefer als „Vertrauensbeweis“ seitens des Aufsichtsrats. Aus den Vorwürfen haben die Verantwortlichen gelernt. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, die Interne Revision des Unternehmens neu zu organisieren und Prüfungen vorzunehmen.

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