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Das Ende des Gesangvereins Frohsinn Lichtenwald schien nahe zu sein. Doch Sängerin Constanze Seitz fand neuen Mitstreiterinnen und baute den Chor mit Kinder und Jugendlichen neu auf. Mehr als 100 Leute werden beim nächsten Konzert auftreten.

LichtenwaldDer Gesangverein Frohsinn Lichtenwald feiert im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Trotz einer Vergangenheit mit großen Erfolgen drohte dem Verein vor einigen Jahren wegen Überalterung das Aus. Eine junge Vereinsführung und die professionelle Sängerin und Chorleiterin Constanze Seitz weckten den Verein aus der Agonie und verliehen dem Chorgesang im Ort neuen Schwung und großen Zuspruch. Das Jahreskonzert am Samstag, 9. November, und das Jubiläumsjahr werden von vielen jungen Stimmen und einer durchkomponierten Mischung aus Tradition und Moderne geprägt sein.

Chorprobe beim Gesangverein Frohsinn: Fröhliches Kinderlachen und Stimmengewirr füllen den Saal im Bürgerzentrum. Stühle werden gerückt, einige Erwachsene stehen beisammen und plaudern. Dann schlägt Constanze Seitz zwei Akkorde auf dem Flügel an, der Lärm erstirbt, rund 50 Augenpaare richten sich aufmerksam nach vorne, auf ein Zeichen der Chorleiterin erklingt eine erste spielerisch leichte Melodie.

„Singen bei uns macht wieder Spaß und wir stehen mittlerweile sehr gut da“, sagt die Vorsitzende Petra Hemming mit Blick auf die vielen Kinder und Jugendlichen, die sich auf das Jahreskonzert vorbereiten. Rund 80 junge Stimmen zählt der Kinder- und Jugendchor des Vereins, der Frauenchor umfasst 25 Sängerinnen. Hinzu kommen das sechsköpfige Männerensemble Tochtore Conjast und die Band Schockorangen-Combo. Beide sind zwar formell nicht Abteilungen des Vereins, werden aber von Angehörigen oder Eltern von Chormitgliedern gebildet.

Mehr als 100 Leute auf der Bühne

„Wir werden zum Konzert deutlich mehr als 100 Leute auf die Bühne bringen“, sagt Hemming. Überdies stammen auch das Veranstaltungsdesign, die Choreografie, das Bühnenbild und die Kostüme ausschließlich von Choreltern. „Über das Singen im Verein wird das Gemeinschaftsgefühl im Ort wieder geweckt. Wir beleben damit auch unsere Tradition neu“, stellt Hemming fest.

So viel Aufbruchstimmung und Selbstbewusstsein war beim Gesangverein Frohsinn etliche Jahre nicht mehr zu spüren. 2011 legten die verbliebenen Sänger des einst erfolgreichen Männerchors wegen Überalterung die Notenblätter beiseite, der Frauenchor schrumpfte bedenklich und der Nachwuchs blieb aus. Das endgültige Aus des Traditionsvereins schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Lichtenwalderin Constanze Seitz, professionelle Sängerin und Chorleiterin, mochte den drohenden Verlust nicht akzeptieren und drängte auf einen Neubeginn ganz von unten. Der gelang dank ihrer professionellen Begleitung schnell. Der Chor wuchs in wenigen Jahren von zehn auf nunmehr 80 Kinder und Jugendliche. Auch etliche der Eltern kamen zum Verein.

Nach einem Generationswechsel im Vorstand 2016 fand Seitz mit Petra Hemming und Melanie Philippek, die das Amt der Jugendleiterin übernommen hatte, wichtige Mitstreiter. „Wir wollen uns als Gemeinschaft der Generationen und als moderner Chor präsentieren. Das ist attraktiv für Mitsänger und die Zuhörer“, sagt Philippek. Dabei sei die Qualität ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. „Wir fordern viel von den Kindern und Jugendlichen. Aber genau das scheint attraktiv zu sein. Sie bleiben dabei, einige von den Älteren bringen ihre Schulfreunde mit. Und sie fordern viel von uns, mit eigenen Ideen für den Gesang und die Choreografie“, erzählt die Vorsitzende. Zum Anspruch gehöre auch der Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich neuer Chorliteratur und neuen Auftrittsformen zuzuwenden, „ohne die älteren Sängerinnen und Zuhörer abzuschrecken“, sagt Hemming. Constanze Seitz will „die verschiedenen Generationen mit ihren verschiedenen Interessen zusammenführen“.

Bublee trifft Beethoven

Und es gelte, Berührungsängste abzubauen, Augen und Ohren zu öffnen. Dies findet sich auch als Leitgedanke im Jahreskonzert „Klassik küsst Jazz“ wieder. Thematisch passende Stücke aus verschiedenen Epochen treffen aufeinander und werden musikalisch verknüpft. „Michael Bublee trifft auf Beethoven, Jacques Offenbach auf Udo Lindenberg, Pop und Swing auf Klassik. Wir wollen Neugier wecken, Lust auf Altes und Neues, Bekanntes und Fremdartiges machen“, sagt Seitz. Es gelte zu zeigen, dass unterschiedliche Epochen emotional eng verknüpft sind, die Klassik entsprechend zu entstauben und damit auch Zugänge zu Neuem zu eröffnen. „Mozart und Schubert waren zu ihrer Zeit eben auch Popstars“, sagt Seitz.

Der Gesangverein Frohsinn lädt zu seinem Jahreskonzert „Klassik küsst Jazz“ am Samstag. 9. November, um 18 Uhr in die Mehrzweckhalle Lichtenwald ein.