Archies Mutter (Mitte) zeigte sich tief enttäuscht. Foto: dpa/Jonathan Brady

Der zwölfjährige Archie liegt in England seit Monaten im Koma. Die Geräte des Jungen sollen abgeschaltet werden. Die Eltern wehren sich dagegen. Nun ist ein endgültiges Urteil gefallen.

Der unheilbar kranke Archie aus England wird sterben. Seine Eltern scheiterten auch in der letzten gerichtlichen Instanz. Der Supreme Court in London lehnte am Dienstag einen Antrag ab, mit dem die Eltern die Fortführung der lebenserhaltenden Maßnahmen für Archie erwirken wollten.

„Das ist skandalös, wirklich beschämend“, sagte Archies Mutters nach der Entscheidung vor dem Krankenhaus im Osten Londons, in dem der Zwölfjährige liegt, zu Journalisten. Ihr Sohn mache gesundheitliche Fortschritte und in anderen Ländern würde die Familie ganz andere Chancen bekommen. Sie sei tief enttäuscht und werde „kämpfen bis zum bitteren Ende“, jedoch fühle es sich gerade nach dem „Ende des Weges“ an. Dem Sender Sky News zufolge sollten die Geräte am Mittwoch um 11.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) abgestellt werden.

Schwere Hirnverletzungen

Archie hatte sich bei einem häuslichen Unfall im April schwere Hirnverletzungen zugezogen - womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Der Zwölfjährige liegt seither im Koma. Mehrere britische Gerichte entschieden, dass die Ärzte den Jungen sterben lassen dürfen. Dies sei in seinem besten Interesse, hieß es zur Begründung.

Anfang dieser Woche hatte sich Archies Familie an einen UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen gewandt - dieser forderte daraufhin, die Maßnahmen fortzusetzen, bis der Antrag geprüft sei. Die Gerichte mussten dem Antrag allerdings nicht folgen. Nun dürfte der Rechtsweg ausgeschöpft sein.

Die Begründung des Gerichts

Die Richter am Supreme Court folgten der vorherigen Entscheidung des Berufungsgerichts und erklärten, da es keine Aussicht auf eine wirkliche Genesung gebe, würden die lebenserhaltenden Maßnahmen nur „das Sterben verlängern“. Man treffe diese Entscheidung nicht leichtfertig und spreche den Eltern von Archie „tiefes Mitgefühl“ aus.

Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Großbritannien. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Maßnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in Deutschland der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Maße berücksichtigt. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern.