Der Stuttgarter Volt-Spitzenkandidat Tillmann Bollow ist in den Gemeinderat gewählt worden. Im Interview spricht über die Ausrichtung der Partei, das Verhältnis zu den Grünen – und wo er mit Volt hinwill.
Die Partei Volt hat bei der Europa- und Kommunalwahl am Sonntag gut abgeschnitten. In Stuttgart schickt sie zwei Mitglieder in den neuen Gemeinderat. Der Architekt und Spitzenkandidat Tillmann Bollow ist einer davon. Im Interview spricht er über Wählerpotenziale und das Verhältnis etwa zu den Grünen.
Herr Bollow, hat Sie der Erfolg von Volt in Stuttgart überrascht?
Bollow: Noch vor einer Woche hätten wir ihn nicht für möglich gehalten. Doch seit Donnerstag hatten wir ein ganz gutes Gefühl, als wir im Politbarometer aufgetaucht sind. Und in Stuttgart haben wir ganz stark von der Europawahl profitiert.
Ist Volt eine typische Partei für die Innenstadt-Klientel?
Ich habe das Wahlbezirks-Ergebnis neben unsere eigenen Potenzialkarten gelegt. Das war schon sehr nah beieinander. Das ist aber auch ein Ergebnis unseres Wahlkampfs. Wir haben mit unserer Kampagne stark ein junges Publikum angesprochen, also viel auf Social Media gesetzt. Ich glaube: es liegt nicht am Programm, dass wir vor allem in der Innenstadt gepunktet haben. Unser Programm spricht breitere Teile der Gesellschaft an.
Ist Volt ein Problem für die grünen oder generell das progressiv-ökologische Lager?
Für das Lager nicht, denn wir haben beispielsweise mit den Grünen große Schnittmengen. Aber klar sind wir eine Konkurrenz für diese Parteien und das ist auch so gewollt. Sonst würden wir uns ja dort engagieren.
Machen sie auch Politik für AfD- und CDU-affine Bezirke wie Mühlhausen?
Unser Anspruch ist, keine Kleinpartei zu bleiben und wir wollen dort auch Wähler finden. Menschen, die vom europäischen Gedanken überzeugt sind. Wir glauben, dass wir dort auch andere Teile der Gesellschaft ansprechen können. Letztendlich ist das eine riesige Herausforderung. Daran wird sich entscheiden, ob Volt weiterhin Erfolg hat oder nicht.
Sorgt Sie die politische Zweiteilung Stuttgarts in Innenstadt und Außenbezirke?
Natürlich ist das die zentrale Herausforderung, wenn man progressive Politik machen möchte – oder konservative, auch die CDU hat ja weniger Wähler in der Innenstadt. Auch anderswo gibt es einen starken Kontrast zwischen urbanen und eher ländlichen Räumen. Es gibt da Wege, aber die sind mit Mühen verbunden – ich denke an Infostände oder Veranstaltungen. Es ist ein sehr langer Weg. Wir sind gewollt, ihn zu bestreiten.