Einige wegweisende Entscheidungen sind schon getroffen, aber der neue Reichenbacher Gemeinderat hat trotzdem noch vieles zu gestalten.
In Reichenbach sind in den vergangenen Jahren große Weichen gestellt worden. Der Bau der neuen Sporthalle mit Mensa geht auf die Vollendung zu, die Außenanlagen sind in Planung. Auch den Beschluss für ein neues Kinderhaus hat der Gemeinderat gefasst. Auf das neu gewählte Gremium warten trotzdem Aufgaben mit Gestaltungsmöglichkeiten, zum Beispiel bei der Sanierung „Zentrum Nord“ oder auch in Sachen Klimaschutz und Energiewende.
Fünf „Neue“ kommen auf insgesamt 18 Ratsmitglieder. Das verspricht sowohl Kontinuität als auch neue Ideen. Die Freien Wähler, bisher die stärkste Fraktion, sind wieder mit fünf Sitzen vertreten. Die CDU zieht mit ihnen gleich, nachdem sie einen Sitz hinzu gewonnen hat. Die SPD hat dagegen einen Platz weniger im Gremium und ist nur noch zu dritt. Die Grünen werden nun durch Marieke Beier alleine vertreten. Die neue Liste „Miteinander für Reichenbach“ hat vier Sitze errungen, wobei Claudia Buchta und Karl Neher schon Erfahrung mitbringen: Beide sind schon länger Mitglied des Gremiums, zunächst für die Grünen und dann für die „Liste Grüne Alternative“ (LiGA).
Der Autoverkehr wird nicht verbannt
Schwerpunkt der Sanierung Zentrum Nord ist die Hauptstraße, für die bereits umfassende Planungen vorliegen. Der Gemeinderat ist sich hier in vielem einig: Die Hauptstraße als wichtigste Einkaufsstraße soll barrierefrei werden und mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Der Autoverkehr wird nicht verbannt, die verschiedenen Verkehrsteilnehmer sollen aber möglichst gleichberechtigt unterwegs sein. Auf jeden Fall müsse „eine klare Struktur für den Verkehr da sein“, betont Sabine Fohler (SPD) angesichts der derzeit manchmal unübersichtlichen Situation. Die SPD schmerzt, dass die alten Platanen entfernt werden sollen, was der Baumgutachter der Gemeinde empfohlen hatte. Dann sei schneller Ersatz gefragt, betont nicht nur Fohler, sondern auch die MfR: Man müsse „bei Neupflanzung darauf achten, dass die Bäume bereits Schatten spenden“, sagt Claudia Buchta. Die Grünen würden gern auch den Rathausplatz weiterentwickeln und den dort bestehenden, abgegrenzten Brunnen zum Fontänenfeld machen: Das bringe Abkühlung im heißen Sommer und das Wasser müsse nicht so stark gechlort werden wie derzeit, so Marieke Beier. Allen ist wichtig, dass auch die Geschäfte profitieren und, so Andreas Löffler (CDU), „wir nach wie vor in Reichenbach das Wichtigste bekommen“. Auch das sei Klimaschutz.
In der Karl- und der Wilhelmstraße, die ebenfalls im Sanierungsgebiet liegen, sehen die Grünen innerörtliches Verdichtungspotenzial. Auch die SPD hält diesen Bereich „eigentlich für prädestiniert für die Wohnbebauung im Ortszentrum“, so Fohler. Nachverdichtung dürfe aber nicht um jeden Preis erfolgen, betont Löffler: Sowohl die Parkplätze als auch innerörtliches Grün müsse man erhalten. Die Freien Wähler haben auch die Kreuzung Schiller-, Paulinen- und Karlstraße mit dem Vorplatz der Brühlhalle im Blick.
Transparenz „enorm wichtig“
Dass der Klimaschutz sich zum großen Themenbereich entwickeln wird, steht für alle Fraktionen fest. Hierzu zählen verschiedene Aspekte, unter anderem die Energiewende. Potenzial sehen die Reichenbacher in ihrem Ort vor allem bei der Photovoltaik. Man solle „alle neuen Gemeindegebäude mit PV ausstatten und vielleicht auch städtische Bestandsgebäude reinnehmen“, sagt Marieke Beier und ist sich mit Löffler einig, dass im Idealfall der Strom dann auch von der Gemeinde selbst verbraucht wird. Die Freien Wähler wollen sich „weiterhin für nachhaltige und energiesparende Neubauten sowie die effiziente Sanierung bestehender Gebäude einsetzen“, so Alexander Hottenroth, aber auch jede und jede einzelne in der Gemeinde seien bei dieser Aufgabe angesprochen.
MfR hält Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz bei dieser Thematik für enorm wichtig und plädiert für eine kommunale PV-Strategie und eine kommunale Wärmeplanung. Alle miteinander hoffen auf den Klimaschutzmanager, den die Gemeinde wegen verschiedener, in erster Linie bürokratischer Hindernisse, noch nicht hat.
Die SPD-Gemeinderatsfraktion sieht einen Schwerpunkt bei der Mobilität. Dazu gehöre auch die Frage, ob es sinnvoll ist, den Ortsbus mit seinen durchweg großen Fahrzeugen weiterhin im aktuellen Umfang einzusetzen, sagt Sabine Fohler. Die SPD hat deshalb beantragt, dass die Verwaltung prüft, ob es sinnvoll und möglich wäre, das On-Demand-Angebot „Rider“ des VVS auch in Reichenbach einzuführen.
Einigkeit bei zentralen Themen
Einigkeit
Große Gräben findet man zwischen den Fraktionen im Reichenbacher Gemeinderat nicht, das Gremium geht bei den zentralen Fragen in eine Richtung. Über ein neues Kinderhaus und den richtigen Standort dafür wurde lange diskutiert. Mittlerweile ist der Beschluss für eine Einrichtung an der Karlstraße mit vier Gruppen, die bei Bedarf erweitert werden kann, gefallen.
Grün im Zentrum
Die Gestaltung der „grünen Mitte“ am Schul- und Sportcampus war im Gemeinderat schon einige Male Thema, eine Vorentwurfsplanung besteht bereits. Ein wichtiger Baustein wird auf jeden Fall die naturnähere Gestaltung des Lützelbachs mit abgeflachten Ufern und besserer Zugänglichkeit – ähnlich wie beim Reichenbach hinter dem Rathaus.