Der neue Gemeinderat wird sich mit den knapper werdenden Finanzen ebenso beschäftigen müssen etwa wie mit den Themen Wohnraum, Senioren, Dorfgemeinschaft und Lebensqualität.
Nach der Kommunalwahl im Juni sitzen in Lichtenwald sechs neue Mitglieder in dem zwölfköpfigen Gemeinderat. Stärkste Kraft bleibt die Lichtenwalder Bürgerliste (LBL) mit wie bislang sechs Sitzen. Die CDU-Fraktion zählt vier Mitglieder, die FUW ist auf ein Ratsmitglied geschrumpft. Neu sind die Grünen mit einem Vertreter.
Die Räte werden einigen Herausforderungen anpacken müssen. Dabei werden Weichenstellungen für die Ortsentwicklung ebenso auf der Tagesordnung stehen wie die knapper werdenden Finanzen. Weiter viel zu tun gibt es bei Flächennutzungsplan und Wohnraumversorgung, nicht zuletzt für schmale Geldbeutel, aber auch der demografische Wandel und Senioren bleiben Themen.
Allerdings werden nach der Überzeugung der Fraktionen und Einzelräte auch weiche Faktoren wie Lebensqualität, Dorfgemeinschaft und Ehrenamt größere Bedeutung erlangen. Mit dem Gemeindeentwicklungskonzept, das in den vergangenen Monaten angestoßen wurde, hätten Gemeinderat und Verwaltung den richtigen Weg eingeschlagen, sagt Constanze Pfaff, die Fraktionsvorsitzende der LBL und stellvertretende ehrenamtliche Bürgermeisterin. Es gelte, „die Potenziale Lichtenwalds zu entwickeln“ und den Ort „mit seinen Möglichkeiten noch lebenswerter zu machen, ohne ihn finanziell zu überlasten. Es ist das Ziel, dabei alle im Blick zu behalten, sodass sich jeder hier wohl und gehört fühlt.“
Für Neo Fritz (Grüne) zeigt das Gemeindeentwicklungskonzept deutlich, „dass wir Bürger uns auch in Zukunft ein ländliches Lichtenwald wünschen“. Für den Gemeinderat ergebe sich daraus die Aufgabe zu erkennen, „wo wir die nächsten Jahre hinsteuern und welche Ziele wir dabei verfolgen“. Matthias Böhm (FUW) betont, dass „langfristige Ziele und konkrete Maßnahmen“ aus den Handlungsfeldern des Konzepts entwickelt werden müssten, die „als Wegweiser und Kompass für die Kommunalpolitik“ dienen sollten. Dies wolle er „intensiv begleiten“.
„Einen hohen Zufriedenheitsgrad der Bürger und Bürgerinnen“ hat Martina Häussermann ausgemacht. Die Vorsitzende der CDU-Fraktion sieht dabei die Vereine als „eine wichtige Stütze“. Das rege Vereinsleben in der Gemeinde müsse daher „erhalten und gefördert werden“. Neo Fritz sieht dabei noch Luft nach oben. „Die Kommunikation scheint oft das Problem zu sein. Es entsteht der Eindruck, der Wille zur Unterstützung von Kultur, Vereinen und Ehrenamt fehlt“, sagt der 19-jährige Fritz, der bisher als Jugendrat schon kommunalpolitische Erfahrung gesammelt hat. Constanze Pfaff will sich weiterhin „für mehr Wertschätzung für Ehrenamt und Engagement“ einsetzen. „Unsere Gesellschaft, unser Ort funktioniert nur wirklich gut und wird lebenswert durch das Ehrenamt“, betont sie.
Ein kommunalpolitischer Schwerpunkt wird weiterhin das Thema Wohnungsbau sein. Die Gemeinde benötige „weitere Bauplätze, mehr Wohnungen und Mehrfamilienhäuser“, sagt Pfaff. Da der Flächennutzungsplan derzeit fast keine weitere Baulanderschließung zulässt, gelte es, „die Besitzer der leer stehenden Häuser zu Lösungen zu bewegen, den Innenraum zu verdichten“. Der dörfliche Charakter der Gemeinde müsse dabei erhalten bleiben, „dennoch gilt es, im Gemeinderat pragmatische und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen“. Auch Neo Fritz will „Leerstand minimieren“ und appelliert, beim Wohnungsbau auf Qualität statt Quantität zu setzen. Es sei nötig, „eine Waage zwischen Erschließung, Nachverdichtung, Flächenversiegelung und Freiflächen für Biodiversität“ zu finden.
Der Stillstand auf der Baustelle für das Pflegeheim liegt den Räten schwer im Magen. Weil der Bauträger ein Insolvenzverfahren beantragt hat, ruhen die Arbeiten in Thomashardt seit gut zwei Monaten. „Die Problematik mit dem Pflegeheim hat manchen Lebensentwurf umgeworfen“, stellt Martina Häussermann fest und fordert „eine schnelle Lösung“. Constanze Pfaff nennt den Baustopp „eine Katastrophe. Eine unserer Hauptaufgaben in nächster Zeit muss sein, eine Lösung für die Misere zu finden und den Bau so schnell wie möglich abzuschließen.“
Weitgehend Konsens herrscht unter den Räten in der Frage des Verhältnisses zwischen Verwaltung und Gemeinderat. Zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben seien „ein starker Schulterschluss zwischen Verwaltung und Gemeinderat“ sowie ein Arbeitsklima notwendig, „das durch gegenseitige Wertschätzung, Vertrauen, Transparenz und offene Kommunikation geprägt sein sollte“, fasst Matthias Böhm zusammen.
Ortsentwicklung und die Grenzen
Demografie
Die Gemeinde Lichtenwald zählt rund 2700 Einwohner. Die demografische Entwicklung zeigt aber einen seit einigen Jahren kontinuierlichen Rückgang der Geburtenzahlen. Bereits in absehbarer Zeit ist daher mit weniger Kindern in den Kindergärten und der Grundschule zu rechnen. Das für die älter werdende Bevölkerung dringend benötigte Projekt Pflegeheim und Seniorenwohnen steht wegen der Insolvenz des Bauträgers derzeit still.
Wohnraum
In Lichtenwald fehlt es an bezahlbarem Wohnraum für junge Familien, außerdem stehen kaum noch Flächen für eine Baulanderschließung zur Verfügung. Eine Fortschreibung des Flächennutzungsplans ist nicht in Sicht. Zudem ist die Gemeinde von Landschaftsschutzgebieten umgeben, sodass eine Außenentwicklung kaum infrage kommt. Verwaltung und Gemeinderat arbeiten daher seit einiger Zeit an Möglichkeiten für innerörtliche Nachverdichtung.