Der Chefredakteuer der Moskauer Zeitung „Nowaja Gaseta“, Dmitri Muratow, spricht während eines Interviews in Moskau. Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko

Der Journalist Dmitri Muratow will mit dem Geld seines Friedensnobelpreises seine Kollegen in Russland unterstützen. Der Russe ist Chefredakteur einer kremlkritischen Zeitung.

Moskau - Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete russische Journalist Dmitri Muratow will die Geldprämie für die Entwicklung des unterdrückten Journalismus in seinem Land einsetzen. „Wir werden versuchen, Leuten zu helfen, die jetzt als Agenten eingestuft sind, die jetzt drangsaliert und aus dem Land vertrieben werden“, sagte der 59-Jährige am Freitag dem unabhängigen Portal Meduza, das ebenfalls als „ausländischer Agent“ eingestuft ist. Die Bezeichnung steht international als Stigma in der Kritik, weil sie auch Presse- und Meinungsfreiheit in Russland untergrabe.

Muratow, der Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ ist, wird zusammen mit Maria Ressa von den Philippinen ausgezeichnet. Muratow, der schon als Oppositioneller für die liberale Partei Jabloko an Wahlen teilgenommen hatte, hatte sich zuletzt auch mit der Demokratiebewegung in Belarus solidarisiert. Er kritisierte in der Vergangenheit zudem öffentlich die Politik des Kreml auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Preis kam unerwartet

Der Journalist sagte auch, dass er die Auszeichnung gar nicht erwartet und den Anruf aus Norwegen zwar gesehen, aber als unerwünscht weggedrückt habe. „Bei mir geht es hier total verrückt zu“, sagte er. Seine Zeitung gehört zu den kritischsten Stimmen des Machtapparats in Russland. Erst am Donnerstag jährte sich der 15. Todestag von Muratows Kollegin Anna Politkowskaja, die am 7. Oktober 2006 in ihrem Hauseingang in Moskau erschossen worden war.

Der Kreml würdigte die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. „Wir können Dmitri Muratow gratulieren. Er arbeitet stringent anhand seiner Ideale, er ergibt sich seinen Idealen. Er ist talentiert und mutig“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax. „Das ist natürlich eine hohe Wertschätzung.“ Es sei unklar, ob Präsident Wladimir Putin dem Preisträger gratuliere.