Die Euro-Wächter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde haben beschlossen, die Anleihenkäufe im Rahmen ihres „PEPP“ getauften Notfall-Programms zu reduzieren. Foto: dpa/Boris Roessler

Die Notenbank drosselt bei den Notfallhilfen das Tempo. Die Euro-Wächter beschlossen am Donnerstag, dass die Ankäufe im Rahmen ihres billionenschweren Krisen-Anleihenkaufprogramms PEPP in den nächsten Monaten geringer ausfallen werden.

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) verringert die Dosierung ihrer monatlichen Geldspritzen: In den nächsten Monaten will sie ihre Milliardenausgaben für Staatsanleihen und andere Wertpapiere reduzieren. Der Umfang der Käufe im Rahmen des Corona-Notfallprogramms PEPP solle „gegenüber den vorangegangenen beiden Quartalen moderat reduziert“ werden, teilte der EZB-Rat nach seiner Sitzung am Donnerstag mit. Von April bis Juli hatte die Notenbank über das PEPP monatlich über 80 Milliarden Euro in die Märkte gepumpt, im August waren es 65 Milliarden Euro.

Die Drosselung der Anleihekäufe begründete die Notenbank mit den bereits sehr niedrigen Marktzinsen, aber auch mit der Inflationsentwicklung. Die Inflationsrate im Euroraum war im August auf drei Prozent gestiegen, die EZB strebt mittelfristig eine Rate von zwei Prozent an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte ihre Erwartung, dass die Teuerung 2022 wieder abflaut.

Bislang Ausgaben in Billionenhöhe

Aufgelegt wurde das PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme, zu Deutsch: Pandemie-Notfallankaufprogramm) bei Ausbruch der Coronakrise im Frühjahr 2020. Seither hat die EZB über das PEPP 1,3 Billionen Euro in die Märkte gepumpt, bis Ende März 2022 könnte die Summe auf 1,85 Billionen Euro steigen. Der Beschluss vom Donnerstag spricht zwar dagegen, dass die Notenbank diesen Rahmen voll ausschöpft. Wenn sich die Konjunkturaussichten wieder eintrüben sollten, könnte sie das Kauftempo aber auch wieder steigern und sogar eine Verlängerung des Programms beschließen.

Selbst wenn die EZB das Pandemie-Notfallankaufprogramm Ende März 2022 einstellt, dürfte sie weiter Staats- und Unternehmensanleihen kaufen. Denn neben dem PEPP läuft noch ein weiteres Kaufprogramm mit dem Titel APP. Das Kürzel steht für Asset Purchase Programme (Programm zum Ankauf von Vermögenswerten).

Über das APP erwarb die EZB seit März 2015 Wertpapiere im Volumen von mehr als drei Billionen Euro, seit Ausbruch der Coronakrise spielt es aber keine so große Rolle wie das PEPP. Über das APP flossen zuletzt 20 Milliarden Euro monatlich in die Märkte.

Größter Anteil fließt in Bundesanleihen

Der Unterschied zwischen den beiden Programmen: Beim APP hat sich die EZB auf einen festen Verteilungsschlüssel für die monatlichen Anleihekäufe verpflichtet. Er richtet sich grob gesagt nach der Größe der Volkswirtschaften im Euroraum, der größte Anteil der Ausgaben fließt also in deutsche Bundesanleihen. Beim Pandemie-Notfallankaufprogramm gilt zwar derselbe Verteilungsschlüssel, er bezieht sich aber auf die gesamte Laufzeit. Die EZB kann also in einzelnen Monaten vom Schlüssel abweichen. Damit verschaffte sie sich den Spielraum, bei einer Verteuerung der Zinskosten für einzelne Euro-Staaten gezielt gegenzusteuern.