Ein Teil des Erlöses des Cafés soll in einen Gemeinschaftswald fließen. Foto: Foodsharing Ludwigsburg

Auch in Ludwigsburg soll es in Zukunft ein Foodsharing-Café geben. Gegen die Lebensmittelverschwendung und für die Gemeinschaft. Der Verein startet eine Spendenkampagne, um die Idee umsetzen zu können. Was ist geplant?

Knapp elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle türmen sich jährlich in Deutschland auf – circa 60 Prozent davon in privaten Haushalten. Auf der anderen Seite haben schätzungsweise 3,2 Millionen Menschen hierzulande nicht die finanziellen Mittel, ausreichend angemessene Lebensmittel zu kaufen.

Foodsharing Cafés kennen die Lücke – und stoßen mit ihrem Konzept auf offene Ohren. Die Raupe Immersatt bietet am Hölderlinplatz in Stuttgart seit fünf Jahren gerettete Lebensmittel an. Für Getränke zahlt jeder Gast, so viel er möchte, und es finden regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit statt. Das Café hat sich längst etabliert und ist zur beliebten Anlaufstelle für Menschen jeden Alters und jeden Geldbeutels geworden.

Ausschließlich gerettete Lebensmittel

In Ludwigsburg ist jetzt ähnliches geplant. Dafür hat der Verein foodsharing Ludwigsburg eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die nötigen 20 000 Euro für das Café „Blätter & Teig“ zu sammeln. Das Konzept orientiert sich an Foodsharing Cafés in Stuttgart, Tübingen und Mainz. Es werden ausschließlich gerettete Lebensmittel angeboten. Gäste können sich aus einem Fairteiler, einem öffentlich zugänglichen Lebensmittelschrank, kostenlos Lebensmittel mitnehmen.

Auch in Ludwigsburg soll es keine festen Preise geben, die Gäste zahlen, was ihnen der Besuch und die vor Ort verzehrten Getränke wert sind. Anders als bei der Raupe Immersatt soll mit dem Geld ein Container gekauft werden, der immer wieder den Standort im Landkreis wechselt.

Von dem Erlös soll ein Gemeinschaftswald entstehen

Die Crowdfunding Kampagne läuft bis zum 20. November. Wird das Ziel nicht erreicht, erhalten Unterstützer ihr Geld zurück. Das Projekt „Blätter & Teig“ wird nur umgesetzt, wenn die 20 000 Euro zusammenkommen. Sollte das Café realisiert werden, hat der Verein ein weiteres Vorhaben geplant: Von dem Erlös der freiwillig bezahlten Speisen und Getränke soll im Namen aller Café-Gäste eine Waldfläche erworben werden. Mit dem „Blätterteigwald“ - ein Gemeinschafts- und Generationenwald, will die Initiative der Natur etwas zurückgegeben. Bislang wurden knapp 8000 Euro gespendet und damit 39 Prozent des Spendenziels erreicht. Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt die Idee mit knapp 4000 Euro. Mit dem Programm „Gesellschaft & Natur – Generationenpakt Nachhaltigkeit“ hat sich die Stiftung das Ziel gesetzt, Projekte rund um die biologische Vielfalt und klimaschonende Handlungsweisen zu fördern.

Die Initiative foodsharing Ludwigsburg, zu der mehr als 600 Mitglieder gehören, sammelt täglich ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten und Betrieben. Die Organisation der Weiterverteilung läuft über die Plattform foodsharing.de. Auf einer Karte werden Fairteiler und Essenskörbe angezeigt. Über die Essenskörbe können Privatpersonen überschüssige Lebensmittel anbieten und Lebensmittel bei anderen abholen. „Unser oberstes Ziel ist die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung“, betont die erste Vorsitzende Jacqueline Reichert. Die Kooperation mit mehr als 100 Ludwigsburger Betrieben, darunter Supermärkte, Bäckereien und Restaurants, basiere auf einem langjährigen Vertrauensverhältnis. „Sollte das Café Wirklichkeit werden, achten wir sorgfältig auf die Standortauswahl und stehen dazu im Austausch mit der Stadt und der Wirtschaftsförderung“, sagt Reichert.

Vereinsvorsitzende Jacqueline Reichert ist die gute Zusammenarbeit mit der Stadt wichtig. /Picasa

In der Raupe Immersatt in Stuttgart funktioniert das Konzept nach dem Prinzip „Jeder gibt, was er möchte“ bereits seit Jahren. Manche geben 50 Cent für einen Cappuccino, manche 50 Euro, berichtet Maximilian Kraft, eines der Gründungs- und Vorstandsmitglieder. Klar sei: „Sobald wir am Preiskonzept etwas verändern wollen, beenden wir lieber das Projekt“, sagte er unserer Zeitung in einem Gespräch zum fünfjährigen Bestehen im Juni. Letztlich sei die Raupe ein gesellschaftliches Experiment, „und wir sind nur der Austragungsort“. Ob es den bald auch in Ludwigsburg gibt, wird sich Ende November zeigen.

Link zum Spendenaufruf www.crowdfunding-bwstiftung.de/blaetterteigwald