Giftiges Industrieabwasser fließt ungeklärt in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, in den Buriganga River. Foto: Imago/NurPhoto

Der Klimawandel verschärft die Probleme rund um die Wasserversorgung dramatisch. Denn steigt die Temperatur des Grundwassers, gerät die menschliche Gesundheit in Gefahr. Vor allem Länder in Afrika und Asien sind betroffen.

Ein großer Teil der Weltbevölkerung wird aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten unter Hunger, Dürre und Krankheiten leiden. Vor allem der Zugang zu sauberem Wasser wird für viele nicht mehr gewährleistet sein. Infolge steigender Temperaturen könnten einer Prognose zufolge bis zum Jahr 2100 Hunderte Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt und ihre Gesundheit gefährdet ist.

„Das bedeutet, dass das Wasser dort nicht bedenkenlos direkt getrunken werden kann, sondern zum Beispiel abgekocht werden muss“, erklärt Susanne Benz vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einer Mitteilung. „Je nach Klimaszenario werden bis zum Jahr 2100 bis zu mehrere Hundert Millionen Menschen betroffen sein.“

Im Grundwasser lauern Legionellen und Arsen

Die Temperatur des Grundwassers spielt den Angaben nach eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität, inwiefern sich zum Beispiel schädliche Stoffe wie Arsen oder Mangan anreichern. „Diese erhöhten Konzentrationen können sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, insbesondere wenn das Grundwasser als Trinkwasserquelle genutzt wird“, erläutert Benz. Auch könnten sich Krankheitserreger wie Legionellen ausbreiten.

Abwasser wird in einem Fluss abgeleitet. Foto: Imago/IlluPics

Darüber hinaus wirken sich steigende Wassertemperaturen demnach auch auf die Biodiversität aus. Fischarten wie der Lachs nutzten Laichplätze in Flüssen, die von Grundwasser gespeist werden. Seien diese zu warm, gefährde das die Fortpflanzung.

Bisher war wenig darüber bekannt, wie sich die Erwärmung der Erdoberfläche infolge des Klimawandels auf das Grundwasser auswirkt. Das Forscherteam um Susanne Benz prognostiziert nun Veränderungen der Grundwassertemperatur bis zum Jahr 2100 weltweit. Die Ergebnisse ist im Fachmagazin „Nature Geoscience“ veröffentlicht.

Appell zum Schutz der Grundwasserressourcen

Die Forscher untersuchten verschiedene Ausmaße der Treibhausgasentwicklung. In einem mittleren Szenario steigt die Temperatur des Grundwassers um 2,1 Grad, in einem extremen um 3,5 Grad.

Dann könnten 77 bis 188 Millionen Menschen beziehungsweise 59 bis 588 Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen das Grundwasser den höchsten von einem Land festgelegten Grenzwert für die Trinkwassertemperatur überschreitet.

Verseuchter Fluss in Großbritannien. Foto: Imago/UIG

„Die starken Schwankungen hängen mit der räumlichen Variabilität des Klimawandels und der Bevölkerungsentwicklung zusammen“, schreibt das KIT. Die geringsten Erwärmungsraten würden für Gebirge mit einem tief liegendem Grundwasserspiegel wie die Anden oder Rocky Mountains erwartet.

„Schon heute leben rund 30 Millionen Menschen in Gebieten, in denen das Grundwasser wärmer ist, als die strengsten Richtlinien für Trinkwasser vorgeben“, macht Benz allerdings deutlich. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zum Schutz der Grundwasserressourcen zu ergreifen und nachhaltige Lösungen zu finden, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser entgegenzuwirken.“

Milliarden Menschen leiden unter unsicherer Wasserversorgung

Laut dem Bericht „Special Report: Global Warming of 1.5 ºC“ des Weltklimarates IPCC (The Intergovernmental Panel on Climate Change) leidet bereits heute mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung unter einer unsicheren Wasserversorgung. Die Autoren des Berichts halten es für wahrscheinlich, dass deswegen zwischen 30 und 140 Millionen Menschen in Afrika, Südostasien und Lateinamerika bis 2050 zu Binnenvertriebenen werden könnten.

Turkana-Frauen sammeln in Kenia Wasser aus einem 10 Meter tiefen mit den Händen gegrabenen Brunnen in einem trockenen Flussbett am Rande des Dorfes im Norden Kenias. Foto: Foto: S/tephen Morrison/epa/dpa

Bis zu drei Viertel der Grundwasservorräte – die Hauptquelle für Trinkwasser für 2,5 Milliarden Menschen – könnten bis zur Mitte des Jahrhunderts versiegen. Das rasche Abschmelzen der Gebirgsgletscher hat bereits „den Wasserkreislauf stark beeinträchtigt“, was „Spannungen um Wasserressourcen schaffen oder verschärfen könnte“, heißt es.

„Wassermangel ist eines der Probleme, mit denen unsere Generation sehr bald konfrontiert sein wird“, erläutert Maria Neira von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Es wird massive Vertreibungen geben, massive Migration, und wir müssen all das als ein globales Problem behandeln.“

Mangel an sauberem Wasser vor allem in Afrika und Asien

Nach UN-Angaben sind rund 1,8 Milliarden Menschen weltweit auf Gesundheitseinrichtungen angewiesen, in denen die Versorgung mit sauberem Wasser nicht gewährleistet ist. Sowohl Patienten als auch das medizinisches Personal seien damit einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich mit Krankheiten anzustecken.

Eine von vier Gesundheitseinrichtungen habe keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser. In einer von drei Einrichtungen gebe es keine angemessene Möglichkeit, sich die Hände zu desinfizieren, heißt es in einer UN-Studie, für die Daten aus 165 Ländern ausgewertet wurden. Betroffen sind vor allem Länder in Afrika und Asien.

Konflikte um Wasser nehmen zu

Laut „Weltrisikobericht“ verschärft der Klimawandel Probleme mit der Wasserversorgung und erhöht die Verwundbarkeit von Gesellschaften. Bei extremen Naturereignissen wie einer Überschwemmung oder einem Wirbelsturm entstehe in Ländern mit schlechter Wasserversorgung wahrscheinlicher eine Katastrophe.

Ein Drittel der Weltbevölkerung leidet unter Wassernot. Vor allem in Afrika und in weiten Teilen Asiens führt das Bevölkerungswachstum zu einem höheren Wasserverbrauch Infolgedessen sinken die Grundwasserspiegel, Flüsse trocken aus, das Vieh verhungert, die Ernten vertrocknen und die Menschen hungern und leiden Durst.