Demonstranten in Berlin machen auf Exekutionen im Iran aufmerksam. Foto: dpa

Homophobie ist im Iran weit verbreitet und hat bei zwei Männern vor wenigen Tagen sogar zur Hinrichtung geführt. In Stuttgart findet deshalb am Freitag, 11. Februar, eine Gedenkveranstaltung auf dem Leonhardsplatz statt.

Stuttgart - Wolfgang-Bernhard Kapitzki ist Politologe und Beauftragter in der kirchlich-diakonischen Flüchtlingsarbeit im evangelischen Asylbüro. Ehrenamtlich engagiert er sich im Regenbogenrefugium des Zentrums Weißenburg.

Herr Kapitzki, wer sind die beiden Männer, die im Iran hingerichtet wurden?

Laut einer Meldung der Human Rights Activists News Agency, einer Organisation von Menschenrechtsaktivisten, handelt es sich um Mehrdad Karimpou und Farid Mohammadi. Am Sonntag, den 30. Januar 2022, wurden sie aufgrund ihrer Homosexualität vom iranischen Staat gehängt. Ein weiteres weibliches Opfer wartet im Todestrakt auf seine Hinrichtung. Die beiden Männer saßen zuvor sechs Jahre lang im Todestrakt eines Gefängnisses im Iran. Das verunsichert und verängstigt viele homosexuelle Flüchtlinge in unserer Gruppe.

Wovor haben sie Angst, hier bei uns?

Es liegen uns keine Berichte über Abschiebungen in den Iran von queeren Menschen vor. Aber viele Flüchtlinge, die ihre sexuelle Ausrichtung als Fluchtgrund angeben, können das schlecht beweisen. Bei ihrem Erstaufnahmegespräch müsste dieser Sachverhalt schlüssig vorgetragen werden, was den Betroffenen meist nicht gelingt. Sie beschreiben Homosexualität nur verhalten, weil sie sie bisher nie thematisieren durften, es ist ihnen peinlich, und ihnen fehlt das Vokabular. Man muss froh sein, einen Übersetzer zu finden, der den Sachverhalt ohne Schimpfwörter aus dem Persischen übersetzt. Dort gibt es für gleichgeschlechtliche Beziehungen nur Schimpfwörter. Wer seine Homosexualität nicht überzeugend deutlich machen konnte, erhält nur eine Duldung und ist jederzeit von Abschiebung bedroht.

Wie läuft die Solidaritätsaktion ab?

Wir laden am Freitag, 11. Februar, um 17 Uhr zum Totengedenken auf den Leonhardsplatz ein und zum anschließenden Trauermarsch. Der führt zum Verwaltungsgericht Stuttgart, wo wir eine Petition abgeben. Das Totengedenken war eigentlich interreligiös geplant, nur leider habe ich bisher keinen Imam, keinen Rabbiner und keinen katholischen Pfarrer dafür gefunden. Und die muslimischen Flüchtlinge, die regelmäßig zu den Treffen in der Weißenburg kommen, werden sicher auch nicht teilnehmen. Die haben große Angst erkannt zu werden von Muslimen aus den Flüchtlingsheimen, vor Mobbing, Schlägen und Bedrohungen. Es ist also wichtig, dass wir Christen klare Zeichen setzen.