Frank Rosin inspiziert die Naturfreundehaus-Küche: Koch Toni Amador und das Wirtsehepaar Schulz bei einer Drehpause im Juni 2023 mit dem Sternekoch. Foto: F/rank Eppler

Dank des Besuchs von TV-Star Frank Rosin läuft es im Naturfreundehaus in Strümpfelbach inzwischen auch in der Wintersaison gut. Die zentralen Empfehlungen des Fernsehkochs hat die Wirtsfamilie indes in den Wind geschlagen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Winter im Naturfreundehaus in Strümpfelbach buchstäblich eine Zeit der Stille war. Zahlende Kundschaft verirrte sich in der dunklen Jahreszeit eher selten in das Ausflugslokal hoch über den Weinbergen, unter der Woche brauchte es im Gastraum oft noch nicht mal ein Licht. Und weil mit den Temperaturen unweigerlich auch die Zahl der Gäste in dem idyllisch gelegenen Wirtshaus auf einen saisonalen Tiefpunkt sank, stellten sich Andreas Schulz und seine Frau Lubica beim Warten auf winterliche Spontanbesucher nicht nur einmal die bange Frage, ob ihre mit viel Herzblut getroffene Entscheidung, die Gastronomie im Naturfreundehaus zu übernehmen, richtig war.

Inzwischen sind die Tische auch in der dunklen Jahreszeit belegt

Wie sehr sich die Lage im Naturfreundehaus in Strümpfelbach gewandelt hat, zeigt ein Besuch kurz vor Weihnachten. Auch jetzt ist es draußen kalt und dunkel, auch jetzt haben sich Spaziergänger nach Einbruch der Dämmerung längst aufs heimische Sofa gefläzt. Doch der Gastraum im Naturfreundehaus ist gleichwohl gut gefüllt. Hier zwei Familien mit ihren am letzten Pommesstäbchen auf dem Teller knabbernden Kindern, da ein über Weinglas und Weizenbier gebeugtes Pärchen. Obwohl in der Küche bereits geputzt wird und das Thekenteam schon langsam an den Feierabend denkt, sind fast alle Tische vor der großen Glasfront noch belegt.

„Uns geht’s sehr gut inzwischen“, antwortet Andreas Schulz auf die Frage, wie sich die Dinge hoch über Strümpfelbach in den vergangenen Monaten entwickelt haben. Klar ist die Wintersaison im Naturfreundehaus noch immer eine Durststrecke, mit dem Biergarten-Boom an schönen Sommertagen ist das Geschäft zwischen Oktober und März nicht zu vergleichen. Doch es ist auch nicht mehr so, dass im Winter gar nichts läuft – und die Wirtsfamilie nur auf Gäste hofft statt sie bedienen zu dürfen.

Hausgemachte Klassiker aus der Küche kommen bei den Gästen an

Grund für den Wandel in der vergleichsweise abgelegenen Gastro-Location ist nicht nur, dass sich die Naturfreundehaus-Küche mit einer auf hausgemachte Klassiker setzenden Speisekarte ein gewisses Stammpublikum erarbeitet hat. Mehr noch als geschmelzte Maultaschen, Schweinebraten und ofenfrischer Apfelstrudel aber hat sich der Rummel um den Besuch von Fernsehkoch Frank Rosin bezahlt gemacht. Die Stippvisite des Restaurantretters hat dem vom Publikum vergessenen Ausflugslokal vor knapp einem Jahr eine abendfüllende TV-Präsenz beschert – und bei manchem Remstäler die Neugier geweckt, dem Naturfreundehaus mal eine Chance zu geben.

„Direkt nach der Sendung war die Hölle los“, erinnert sich Gastwirt Andreas Schulz an die Resonanz auf die Erstausstrahlung. Das Reservierungs-Telefon stand nicht mehr still, Mutmach-Anrufe aus der halben Welt gingen in Strümpfelbach ein, vom von der „Top-Location“ begeisterten Sternekoch auf den Geschmack gebrachte Freundeskreise wollten sich auch mal selbst als Testesser versuchen. „Der Frank Rosin hat eine unglaubliche Strahlkraft – und ist auch abseits der Kamera ein toller Typ“, weiß der Endfünfziger, der vor dem Wechsel in die Gastrobranche in Weinstadt, Backnang und Fellbach mit seiner Frau drei Bioläden führte.

Dass Andreas Schulz gern an die Dreharbeiten zurückdenkt, mag neben dem unschätzbaren Marketing-Effekt daran liegen, dass die Strümpfelbacher Wirtsfamilie im TV-Format äußerst gut weggekommen ist. Das runderneuerte Lokal erhält 4,5 von 5 möglichen Sternen, die Pächter werden als sympathische Kämpfer und nicht etwa als gastronomische Dilettanten dargestellt. „Die haben eine Goldgrube, aber leider keine Schippe dabei“, sagt der erfolgreiche Sohn einer Currywurstbuden-Betreiberin in die Kamera – hat in Strümpfelbach aber sichtlich Mühe, das Haar in der Suppe zu finden.

Die Wirtsfamilie kommt im TV-Format ausgesprochen gut weg

Kurios ist, dass Andreas und Lubica Schulz zwei zentrale Empfehlungen des TV-Profis zwar überdacht, aber letztlich doch in den Wind geschlagen haben. Dem Rat, sich das Leben in der Sommersaison mit Food-Trucks leichter zu machen, folgen die Wirte ebenso wenig wie dem Tipp, das Lokal in der kalten Jahreszeit dicht zu machen. „Das ist nicht meine Philosophie“, sagt Schulz – und sieht sich durch die Resonanz der Gäste und die Stimmung im Team bestätigt.

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