Die Gasumlage sei „kein guter Schritt, aber ein notwendiger Schritt“, sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck. Foto: dpa/Soeren Stache

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet mit „einigen Hundert Euro pro Haushalt“ Zusatzkosten. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnt vor dem Eintreten einer „sozialen Katastrophe“.

Um Gasimporteure wegen gestiegener Kosten zu entlasten, sollen Verbraucher befristet mehr zahlen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet damit, dass wegen der geplanten Gasumlage jährlich Kosten von mehreren Hundert Euro pro Haushalt auf die Verbraucher zukommen. Die Höhe der Umlage stehe noch nicht endgültig fest. Sie werde aber in der Spanne von 1,5 bis 5 Cent pro Kilowattstunde liegen, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt).

Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr lande man so in einem mittleren Hundert-Euro-Bereich – Kosten, die zusätzlich zu den normalen Preiserhöhungen hinzukommen. Bei einer Umlage von fünf Cent pro Kilowattstunde wäre allerdings für einen Haushalt eine bis zu 1000 Euro teurere Gasrechnung möglich.

Die Umlage soll bis Ende März 2024 erhoben werden. Sie soll voraussichtlich vom 1. Oktober an gelten. Die genaue Höhe solle bis Mitte oder Ende August im Internet veröffentlicht werden, verlautete aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie hänge davon ab, welche Ausgleichsansprüche die Gasimporteure geltend machten.

Über die in einer Verordnung geregelte Umlage sollen Versorger die stark gestiegenen Einkaufspreise wegen der Drosselung russischer Lieferungen an alle Gasverbraucher weitergeben können. Geplant ist nach früheren Angaben, dass Importeure 90 Prozent der höheren Beschaffungskosten über die Umlage, die sowohl Firmen als auch Privathaushalte zahlen sollen, weiterreichen können. Sie sei notwendig, um die Gasversorgung auch im kommenden Winter aufrechtzuerhalten, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. „Ohne sie wären Gasversorgungsunternehmen in der gesamten Lieferkette gefährdet.“

Etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt. Verbraucherschützer, Gewerkschaften und die Linke, aber auch Wirtschaftsforscher fordern von der Bundesregierung ein neues Hilfspaket. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte vor dem Eintreten einer „sozialen Katastrophe“. Mit Blick auf eine mögliche Verdreifachung der Heizkosten bei Gas forderte Fratzscher gegenüber der „Rheinischen Post“ ein drittes Entlastungspaket für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen. Die Sozialleistungen sollten umgehend und dauerhaft um 100 Euro pro Person und Monat erhöht werden. Eine ähnliche Summe solle für alle Haushalte mit weniger als 40 000 Euro Einkommen im Jahr bis Ende 2023 ausgezahlt werden. Habeck betonte, dass es Entlastungen für jene geben werde, die wegen der Umlage an die Armutsgrenze rutschten. Details nannte er nicht.