Gas, Strom und Kraftstoff sind diesen Winter sehr teuer. Kommt genug in Deutschland an? Wie teuer ist Energie derzeit und schaffen wir das Einsparziel? Alle Daten im Überblick.
Wie teuer sind Gas, Strom und Kraftstoffe? Wo kommen sie her und wie viel wird derzeit verbraucht? Wie voll sind die deutschen Gasspeicher? Das beantwortet wir in dieser regelmäßig aktualisierten Übersicht anhand aktueller Daten zu Erzeugung, Verbrauch und Preisen.
Gasverbrauch
Um einen Gasnotstand zu vermeiden, setzte die Politik ein Einsparziel von zwanzig Prozent Gas für den Winter 2022/23 fest. Im Jahr 2022 wurde dieses Einsparziel verfehlt – der befürchtete Gasmangel trat allerdings nicht ein. Gleichwohl bleibt die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 laut der Bundesnetzagentur eine zentrale Herausforderung, weswegen ein sparsamer Gasverbrauch noch immer wichtig sei. Auch von Januar 2023 an gerechnet spart Deutschland derzeit allerdings deutlich weniger als 20 Prozent Gas.
Die folgende Tabelle zeigt, wie viel Gas seit Dezember Woche für Woche eingespart wird. In der letzten Woche nahm die relative und absolute Einsparung wieder zu.
Wie viel Gas derzeit in Deutschland verbraucht wird, zeigen die folgenden Diagramme. Zunächst der Verbrauch insgesamt: Rot eingezeichnet ist das von der Politik angestrebte Einsparziel von 20 Prozent im Vergleich zum mittleren Verbrauch zwischen 2018 und 2021. Zuletzt sank der Gasverbrauch erneut etwas ab. Das Einsparziel wird knapp erreicht.
Man kann den Verbrauch für Großkunden aus der Industrie sowie von Haushalten und Gewerben separat ausgeben. Das folgende Schaubild zeigt den jeweiligen Verbrauch, wiederum im Vergleich zur Verbrauchsspanne zwischen 2018 und 2021.
Der Bedarf der Kleinverbraucher ist stark von der Temperatur abhängig. In den Wintermonaten steigt der Verbrauch regelmäßig deutlich an. Laut einer Berechnung der Bundesnetzagentur anhand von Daten der Jahre 2018 bis 2021 bedeutet eine ein Grad niedrigere Außentemperatur im Winter einen Anstieg von etwa sechs Prozent beim Gasverbrauch von Haushalten und Gewerbe. Dieser Gasverbrauch sank in der Kalenderwoche 21 und liegt damit noch knapp unterhalb des Einsparziels von 20 Prozent.
Der Gasverbrauch der Industrie lag 2022 und 2023 bislang meist am untersten Rand der Verbrauchsspanne zwischen 2018 und 2021 oder darunter. Auch der Verbrauch der Industrie sank zuletzt wieder leicht ab. Die Industrie verbraucht im Winter etwa doppelt so viel Gas wie im Sommer, Haushalte und Gewerbe bis zu zehnmal so viel.
Gasflüsse und -speicher
Seit Ende August fließt kein Gas mehr aus Russland nach Deutschland. Aus welchen anderen Ländern Deutschland netto Gas importiert, zeigt das folgende Schaubild. Die Importe aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden bleiben recht stabil.
Relevante Mengen Gas wurden 2022 und 2023 bislang besonders nach Tschechien und Österreich exportiert. Zudem floss zuletzt immer wieder Gas in die Schweiz. Netto exportiert Deutschland derzeit aber nur sehr wenig Gas.
In jedem Jahr ist es besonders vor dem Winter wichtig möglichst viel Gas einzulagern, um einen Notstand zu vermeiden. Derzeit sind rund 187 Terawattstunden eingelagert, weitaus mehr als in den Vorjahren.
2018 bis 2021 wurden im Winter im Mittel zwischen 15 und 30 Terawattstunden (TWh) pro Woche verbraucht. Falls gar nichts mehr importiert würde, reicht der aktuelle Speicherstand dem Verbrauch von rund sechs bis 12,5 Wochen.
Um genügend Gas zur Verfügung zu haben, darf Deutschland nicht über längere Zeit deutlich unter 2 Gigawattstunden Gas pro Tag netto importieren. Das folgende Schaubild zeigt die Differenz von Importen und Exporten. Derzeit importiert Deutschland netto etwas weniger als 2 GWh Gas pro Tag.
Strom
Auch Strom wird deutlich teurer – und steht beim Thema Versorgungssicherheit ebenfalls im Fokus. Deutschland tauscht dabei im europäischen Netz ständig Strom mit benachbarten Ländern aus und erzeugt nicht immer genau so viel Strom, wie im Land selbst verbraucht wird. Das folgende Schaubild zeigt für die letzten drei Tage an, wann mehr erzeugt als verbraucht wurde und wann es andersherum war.
Wie hoch der Importanteil beim Strom ausfällt, hat mit den Energiequellen zu tun: Wind und Solarkraft sind beispielsweise von Wetter, Tageszeit und Sonnenabstand abhängig und stehen an unterschiedlichen Orten zur Verfügung.
Das folgende Schaubild zeigt den Strommix in Deutschland für die vergangenen drei Tage. Besonders die Solar- und Windkraft leisten tageszeitabhängig einen wichtigen Anteil. Strom kommt außerdem aus der Kohle- und der Gasverstromung.
Der baden-württembergische Strommix, abgebildet durch die Daten des Südwest-Netzbetreibers Transnet BW, sieht deutlich aus. Gas wird kaum verstromt, Steinkohle dagegen sehr wohl. Außerdem sind Solar- und Windkraft sowie Energie aus Wasserspeicherkraftwerken relevant.
Im Folgenden werden die verschiedenen Quellen von erneuerbarer Energie zusammengerechnet und ihren Anteil nicht nur zu einem einzigen Zeitpunkt, sondern über eine ganze Woche hinweg betrachtet. So machte grüner Strom im letzten Jahr meist zwischen 40 und 60 Prozent des deutschen Strommix aus. Zuletzt wurde besonders in Baden-Württemberg aber auch in ganz Deutschland überdurchschnittlich viel erneuerbarer Strom produziert.
Preise
Die Energiekosten sind 2022 stark gestiegen und belasteten die Verbraucher. Ein wichtiger regelmäßiger Kostenpunkt sind zumindest für Autofahrer die Spritpreise. Exemplarisch visualisieren wir die Entwicklung für das Stadtgebiet Stuttgart. Der Dieselpreis sinkt tendenziell weiter auf aktuell rund 1,56 Euro. Damit ist er weiterhin deutlich günstiger als Benzin. Der Preisunterschied der Kraftstoffe ist auf die geringeren Steuern zurückzuführen, die der Staat auf Diesel erhebt.
Auch die Heizölpreise verändern sich seit Jahresanfang regelmäßig und sehr uneinheitlich. Kurze Zeit nach Beginn des Ukrainekriegs schnellten die Preise stark nach oben, im Sommer schwankten sie stärker von Ort zu Ort. Seither ist der Ölpreis bundesweit wieder deutlich gesunken und liegt in etwa auf dem gleichen Niveau wie vor Beginn des Ukrainekriegs.
Letzten Sommer schwankten die Heizölpreise auch im Südwesten stark. Seit einigen Monaten haben sie sich allerdings wieder auf einem ähnlichen Niveau eingependelt. Beispielhaft zeigen wir die Preise für sechs baden-württembergische Großstädte seit Januar. 100 Liter Standard-Heizöl kosteten zuletzt zwischen 85 und 89 Euro (bei einer Standardlieferung von 3000 Litern).
Dieser Beitrag und die hier gezeigten Daten werden regelmäßig aktualisiert.