In Marbach vergrößert sich die Sorge, wie die Gartenschau zu stemmen ist. Doch ein Zurück wird es nicht geben. Zumal wie in Vaihingen/Enz große Chancen gesehen werden.
Riesig war die Freude in Marbach und Benningen, als Ende 2020 verkündet wurde, dass die beiden Kommunen 2033 gemeinsam eine Gartenschau auf die Beine stellen dürfen. Zumindest in der Schillerstadt scheint diese Anfangseuphorie in Teilen des Gemeinderats aber schon weitgehend verflogen zu sein. Stattdessen wurde zuletzt immer wieder die Frage laut, wie man das Grünevent angesichts der prekären Haushaltslage überhaupt stemmen soll. Im Etat für 2022 klafft eine Lücke von stattlichen 2,4 Millionen Euro.
Bürgermeister glaubt an den Aufschwung
Ein Defizit, das der Marbacher Bürgermeister Jan Trost gar nicht kleinreden will. Die Finanzlage der öffentlichen Hand gebe aktuell sowohl auf Bundes- als auch auf Landes- und kommunaler Ebene Anlass zur Sorge. „Die äußeren Rahmenbedingungen haben sich durch Corona und vor allem den Krieg in der Ukraine deutlich verschlechtert“, erklärt der Rathauschef. Gleichwohl sieht Trost für die Zukunft nicht schwarz. „Angesichts meiner Erfahrungen der letzten 20 Jahre gab es viele große Krisen, nach denen immer wieder ein Aufschwung kam, wie zuletzt 2009. So wird es auch dieses Mal kommen, wenn die Bundespolitik die richtigen Weichen für die Zukunft stellt“, ist er überzeugt.
Leichter an Zuschüsse
Es stehe auch nicht zur Debatte, noch die Reißleine zu ziehen, betont Trost. „Die Gartenschau ist für Benningen und Marbach ein einmaliges Stadtentwicklungsprogramm, eine Jahrhundertchance. Themen, die seit Jahren auf unserer Agenda stehen, können in diesem Zusammenhang umgesetzt werden wie beispielsweise die Entwicklung der Schillerhöhe hin zu einem Kultur- und Literaturpark, dessen Grundidee bereits 2007 entstand“, erklärt er. Dazu könne man auch noch schneller und leichter an Zuschüsse gelangen, gibt der Bürgermeister zu bedenken.
Die Gartenschaumanagerin Annette Fiss hebt zudem hervor, dass man mit dem Event langfristige Werte schaffe. „Die Gartenschau soll nachhaltig sein für die Stadtentwicklung. Das ist etwas Bleibendes“, betont Fiss.
Geld und Wertschätzung
Ähnlich argumentiert Mario Steigleder, Pressesprecher der Stadt Vaihingen/Enz, die das Event vier Jahre vor Marbach und Benningen ausrichten wird. Schon jetzt bringe die Gartenschau Geld und Wertschätzung in die Kommune. Steigleder macht das an einem ganz konkreten Beispiel fest. „Erst vergangene Woche haben wir einen Förderzuschlag in Höhe von 1,5 Millionen Euro für die Aufnahme des Gebietes ‚Enzaue/Häckerareal“, das räumlich und planerisch mit der Gartenschau zusammenhängt, in ein Sanierungsprogramm erhalten“, erklärt er.
Auch in Vaihingen/Enz ist der Blick kritischer geworden
Zugleich verhehlt er nicht, dass auch in der Stadt an der Enz immer wieder diskutiert werde, „ob wir uns eine Gartenschau leisten können beziehungsweise sollten“. Wie in Marbach leide der Haushalt an den Folgen der Coronapandemie und der Ukraine-Krise. Der Blick auf den kommunalen Säckel sei in den vergangenen beiden Jahren kritischer geworden, teilweise auch im Hinblick auf die Gartenschau. „Trotzdem bleiben wir dabei: Die Gartenschau 2029 wird Vaihingen an der Enz positiv und nachhaltig prägen“, glaubt Steigleder. Zur Disposition stehe die Großveranstaltung ebenfalls nicht. Da man den Zuschlag für die Gartenschau 2029 bereits vor vier Jahren erhalten habe, man kurz darauf bereits in die Bürgerbeteiligung eingestiegen sei und 2020 die Rahmenplanung vergeben wurde, „ist für uns und, wie wir glauben, für den Großteil der Vaihinger Bevölkerung die Gartenschau 2029 eine gesetzte Sache, auf die wir uns freuen und die eine große Chance für Vaihingen an der Enz bietet“.