3.8.2018 Das 32. Esslinger Zwiebelfest wurde eröffnet.

 Foto: Boosz

Viel Wirbel gab es im Vorfeld des Zwiebelfests um die Organisation. Beim Start zeigten sich Wirte und Besucher davon aber unbeeindruckt. Wegen der hohen Temperaturen verlagerte sich der Ansturm dieses Mal auf den späten Abend.

EsslingenZurzeit stöhnt so ziemlich jeder über die Hitze – und viele zieht es bei diesen hochsommerlichen Temperaturen nicht ins Freie. So hatten die Glocken der Esslinger Kirchen am Samstag eine Doppelfunktion. Zum einen riefen sie die Gläubigen zu den Gottesdiensten – und zum anderen erinnerten sie mit ihrem Klang daran, dass das Zwiebelfest in die Innenstadt lockt. Und so füllte sich gegen Abend der Marktplatz zusehends – das Sprichwort „Je später der Abend…“ bestätigte sich. Was auffiel: Die Stimmung war trotz der Temperaturen ausgelassen, und die Zwiebelfestler feierten fröhlich.

Wer gedacht hatte, dass Alkoholisches wegen der hochsommerlichen Hitze gänzlich im Abseits stehen würde, sah sich getäuscht: Viele Festbesucher ließen sich den Genuss eines gepflegten Bierchens oder eines süffigen Glases Wein trotzdem nicht nehmen, nippten an Radler und Rosé oder bestellten sich ihr Hefeweizen. Hauptsache, man behielt dabei das richtige Maß stets im Blick. Auffällig war: Die Gäste bestellten deutlich mehr Sprudel als sonst. Somit durften die Wirte zufrieden sein, auch wenn sich der übliche Ansturm aufs Zwiebelfest in den späteren Abend verlagerte.

In den letzten Jahren drohte das Zwiebelfest bisweilen aus allen Nähten zu platzen, doch das war am Samstagabend kein größeres Problem. Die Querelen um die traditionsreiche Sommerhocketse und die jüngsten Diskussionen darüber, wie und vor allem von wem das Fest künftig organisiert werden soll, waren natürlich an vielen Tischen ein heiß diskutiertes Thema. „Das ist doch ein Kindergarten“, meinte ein Festbesucher. „Das Zwiebelfest hat eine langjährige Tradition – da sollte man diese Neckereien unterlassen.“ Wobei mit Sätzen wie diesem ausdrücklich nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch die Wirte gemeint waren.

Es ist verflixt: Da läuft ein Fest jahrelang, die Besucher feiern ausgelassen bis in die Nacht hinein und sind fröhlich – und plötzlich trüben solche Debatten die Lust aufs Feiern. Manche nahmen die Sache aber auch gelassen. Eine Gruppe, die jedes Jahr eigens aus der Pfalz zum Zwiebelfest nach Esslingen kommt, sieht die lokalen Probleme ohnehin mit einem Augenzwinkern: „Solange wir hier unseren Zwiebelkuchen kriegen und was Flüssiges, ist uns der Rest egal.“ Die fünf bleiben immer ein Wochenende in der einstigen Reichsstadt. „So muss keiner fahren, und ins Hotel finden wir abends immer, auch wenn es mal etwas länger dauert“, erklärt Stefan König lachend.

Bei den Wirten hält man den Ball erst einmal flach, schließlich will es sich ja auch keiner mit der Stadt verscherzen – und mitten im großen Festtrubel hat auch keiner Zeit, Grundsatzfragen zu klären und sich um negative Einflüsse auf das Zwiebelfest zu kümmern. „Viel lieber sind wir für unsere Gäste da und freuen uns, wenn die gut gelaunt feiern“, war immer wieder zu hören. Die Geschäfte seien bislang gut gelaufen. Und eine Servicekraft im Dirndl bestätigt: „Am Freitag war es voll, und für die nächsten Tage gibt es auch schon Reservierungen.“

Es duftet auf dem Marktplatz – und zwar immer wieder anders. Kein penetranter Zwiebelgeruch, wie mancher das vielleicht von einem Zwiebelfest erwarten würde. Doch die hübsch hergerichteten Lauben der Wirte sind mit viel Liebe zum Detail dekoriert, und von dort strömen verlockende Gerüche über den Marktplatz. Zwiebelkuchen ist bislang ein Renner, aber auch Flammkuchen und vor allem Salate werden gern bestellt – Letztere findet man fast auf jedem Tisch. „Bei der Hitze brauche ich kein warmes Essen, und Salat ist gesund“, kommentiert eine Zwiebelfest-Besucherin. Insgesamt ist das Angebot beim Zwiebelfest vielfältig, und Durstlöscher gibt es in vielen Variationen.

Last, but not least: Die Sicherheit der Zwiebelfest-Besucher liegt den Veranstaltern am Herzen. Vor ein, zwei Jahren waren die Betonblöcke an den Zufahrten zum Marktplatz noch eine Sensation – heute werden sie kaum mehr beachtet. Mehr Aufmerksamkeit finden die Kräfte des Rettungsdienstes. Sie haben sich dezent an der Stadtkirche mit mobilem Behandlungszimmer und Einsatzfahrzeug platziert. Von dort aus können sie innerhalb kürzester Zeit an jedem Ort des Zwiebelfests sein. Gut, wenn man sie nicht braucht, aber gut, sie da zu wissen.