Geschotterte Flächen im Garten sind Naturschützern schon lange ein Dorn im Auge. Der Landtag diskutiert heute über das Thema. Foto: ThomBal - stock.adobe.com

Naturschützer beobachten mit Sorge, dass die Deutschen ihre Vorgärten immer häufiger mit Schotter und Kies aufschütten. Tieren und Pflanzen wird dadurch wertvoller Lebensraum genommen. Die Landesregierung berät am Donnerstag darüber, diese Art der Gartengestaltung zu verbieten.

Esslingen - Naturschützer fordern es schon lange – in Baden-Württemberg könnten Kies- und Schottergärten auf Privatgrundstücken bald verboten sein. Denn die grün-schwarze Landesregierung hat sich auf eine Novelle des Naturschutz- und Landwirtschaftsgesetzes geeinigt, die den Artenschutz und die Biodiversität stärken soll. Das Thema wird auch im Landkreis Esslingen heiß diskutiert. Die EZ berichtete im Rahmen einer Gartenserie Anfang April darüber. Das Thema wird am Donnerstag im Landtag behandelt.

Der Hintergrund: Seit einigen Jahren lässt sich ein bedenklicher Trend in deutschen Vorgärten beobachten. Laut Naturschutzbund Nabu würden Gartenbesitzer immer häufiger zu Schotter und Kies anstatt zu Pflanzen greifen. Viele Menschen glauben, Schottergärten seien modern und pflegeleicht. Häufig Trugschlüsse, denn laut dem Esslinger Garten- und Landschaftsbauer Florian Kaumeyer sind sie langfristig sogar schwerer sauber zu halten als grüne Gärten. „Selbst eine Unkrautfolie kann das Wachsen von Wildkräutern nicht verhindern.“

Auch über die Schönheit der Kiesbrachen lässt sich streiten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete sie vergangenes Jahr als „fürchterlich“. Und im Internet – besonders auf Instagram unter „gaerten-des-grauens“ – werden sie regelmäßig durch den Kakao gezogen.

Hinzu kommen die ökologischen Nachteile, gegen die das Land nun vorgehen möchte. Dem Nabu zufolge ist die Versteinerung der Vorgärten deshalb problematisch, weil der Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum genommen wird. Im Gegensatz zu Grünflächen beeinflussen die Steinwüsten zudem das Stadtklima erheblich, denn sie heizen sich auf, speichern die Wärme und geben sie wieder ab.

Verbot seit Jahren im Gespräch

Ein Verbot der Steingärten wird seit Jahren landesweit in den Kommunen diskutiert, in Heilbronn sogar schon umgesetzt. So gibt es aber auch Gegenargumente: es handle sich um Einzelfälle, zudem sei es sehr schwer, ein solches Gesetz umzusetzen und die Einhaltung zu kontrollieren.

Diese Argumente sind für den Landesnaturschutzverband (LNV) nicht nachvollziehbar. „Solche Gärten sind nicht nur unerwünscht, sondern auch illegal“, sagt Gerhard Bronner, der Vorsitzende des LNV. Er beruft sich dabei auf die Landesbauordnung. Dort steht im Paragrafen 9, dass alle unbebauten Flächen eines Grundstücks begrünt werden müssten. Das zuständige Wirtschaftsministerium sagte unserer Zeitung, dass man allerdings jeden Fall für sich betrachten müsse. „Ein generelles, kategorisches Verbot der Verwendung von Schotter oder Kies gibt es nach derzeitiger Rechtslage nicht.“ Das könnte sich bald ändern.

„Persönlich fände ich das natürlich super, wenn diese Gärten verschwinden“, sagt Marco Riley, der Pressesprecher des Garten- und Landschaftsbauverbands GaLaBau BW. Allerdings wisse er nicht, ob Zwang das beste Mittel sei: „Wir als Verband wollen das Problem durch Aufklärung lösen, nicht durch ein Gesetz.“ Hierfür hat der GaLaBau die Initiative „Rettet den Vorgarten“ gegründet. Auf der Internetseite können sich Gartenbesitzer über das Problem und die Alternativen zum Schottergarten informieren. „Die Kombination aus Gestein und Bepflanzung ist eine gute Wahl“, sagt er.

Das ZDF hat vergangenen Sonntag in „planet e.“ über das Thema berichtet. Die Dokumentation kann in der ZDF-Mediathek angeschaut werden.