Die Fußballabteilung des TSV Berkheim hat eine bewegte Vergangenheit. Der Gewinn der württembergischen Meisterschaft, der Aufstieg in die Landesliga und ein Spiel gegen die Uwe-Seeler-Traditionself mit Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath gehören zu den absoluten Höhepunkten.
EsslingenSeit 100 Jahren wird in Berkheim Fußball als Vereinssport gespielt. Aus der anfänglich 21 Köpfe zählenden Gruppe fußballbegeisterter junger Männer, die sich im damaligen Turnerbund Berkheim organisiert hatte, hat sich die mit rund 430 Mitgliedern größte Abteilung des TSV Berkheim entwickelt. Dabei hat sich die Abteilung stets an der Jugend orientiert – und es zeigt sich, dass dies ein Erfolgsrezept darstellt: Derzeit spielen etwa 230 Kinder und Jugendliche beim TSV Fußball.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts werden viele der jüngeren Einwohner von Berkheim Arbeiter, die ihr Brot in den Betrieben in Esslingen verdienen. Außer ihrem Lohn bringen sie auch die Ideen der Arbeiterkultur mit ins Dorf, und dazu gehört auch das Turnen. Im Jahr 1895 gründen 20 Arbeiter den Turnerbund Berkheim.
Zu dieser Zeit setzt sich eine weitere Freizeitbeschäftigung durch: das Fußballspielen. Auch in Berkheim gewinnt die Sportart rasch an Popularität, bald schon wird auf der Gasse und auch auf dem Steinriegelplatz gekickt. Das erste offizielle Fußballspiel der Berkheimer Kicker findet im Jahr 1911 statt. Die Gegner kommen aus Plochingen, wo die Fußballer gerade einen eigenen Verein gegründet hatten.
Im Jahr 1919 organisieren sich auch die Berkheimer Fußballer, 21 Kicker gründen unter dem Dach des Turnerbunds eine eigene Abteilung. Ein Jahr später wird der Rasenplatz an der Jakobstraße für einen regulären Spielbetrieb ausgebaut.
Die Etablierung der Abteilung markiert nicht nur den Beginn einer fast 100-jährigen sportlichen Erfolgsgeschichte. Rudolf Szukitsch, der gemeinsam mit Dieter Plattenhardt die Abteilung Fußball im TSV Berkheim leitet, sieht in der Gründung auch den Beginn einer Tradition. „Berkheim hat den Vorteil, dass es ein gewachsenes Dorf ist. Gleichzeitig war es lange Zeit von seiner Lage her etwas abgeschieden, und das hat die Zusammengehörigkeit gestärkt. Die Leute sind für den Sport und die Freizeit meist da geblieben, und so war das bei uns immer eine familiäre Sache“, erzählt Szukitsch.
1923 württembergischer Meister
Die Berkheimer Kicker zählen bald zu den Großen, schon 1923 gewinnen sie die württembergische Meisterschaft. Nach der Zwangsauflösung des Vereins im Jahr 1933 und der Neugründung als TSV Berkheim organisieren sich die Fußballer zunächst in einer Sportvereinigung, die sich bald schon dem TSV anschließt. Wegen des Kriegs wird der Spielbetrieb im Jahr 1941 eingestellt. Die Nachkriegsjahre gestalten sich sportlich sehr wechselhaft, große Erfolge bleiben aus, im Jahr 1980 sei die Fußballabteilung sogar „sportlich an einem Tiefpunkt“ angekommen gewesen, berichten Szukitsch und Plattenhardt.
Dann folgt dank einer beharrlichen Jugendarbeit die Wende. „Die Fußballabteilung hat immer schon auf die Jugend gesetzt. Wir können es uns auch gar nicht leisten, Spieler von außen zu holen. Die meisten kommen aus der eigenen Jugend, und weil die Familien immer auch einbezogen sind, ist das ein großer Gewinn für das Vereinsleben“, sagt Szukitsch.
Das Besinnen auf die eigene Kraft führt auch zum größten Erfolg in der Geschichte der Berkheimer, dem Aufstieg in die Landesliga im Jahr 1986. Ein Jahr zuvor war die Uwe-Seeler-Traditionself mit Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Bernd Hölzenbein und anderen früheren Nationalspielern zu einem Gastspiel in Berkheim empfangen worden. Die hatten den TSV-Kickern mit 14:2 Toren zwar ihre Grenzen aufgezeigt, „aber für die 3500 Zuschauer und für ganz Berkheim war das ein unvergessliches Erlebnis“, erzählt Szukitsch.
In den Folgejahren pendeln die Berkheimer zwischen Bezirksliga und Kreisliga A, auch ein Ausrutscher in die B ist dabei, aber die Fußballer erspielen sich auch mehrmals den Bezirkspokal und den EZ-Pokal. „Als kleiner Verein, der nicht über die dicken Sponsorengelder verfügen kann, kommt man kaum über die Bezirksliga hinaus. Und die großen Talente bleiben natürlich nicht in Berkheim, das ist auch nachvollziehbar“, sagt Szukitsch.
Deshalb werde konsequent auf eine nachhaltige Entwicklung gesetzt. „Eine solide Basis dafür gibt es nur, wenn man auf die Kinder und Jugendlichen setzt und ihre Familien einbezieht“, betont der Abteilungsleiter. So konnten bislang immer alle Jugendmannschaften besetzt werden. In der kommenden Saison werde allerdings keine A-Jugend mehr zusammenkommen. „Die Konkurrenz durch die vielen anderen Freizeitmöglichkeiten für ältere Jugendliche ist eben groß“, stellt Szukitsch fest.
Umso wichtiger sei es, ein Vereinsleben mit familiärer Atmosphäre anzubieten. Neben dem rein Sportlichen, zu dem auch Trainingscamps und Fahrten ins Ausland zu internationalen Jugendturnieren gehören, finden viele gemeinsame Unternehmungen, Ausflüge, Feste und andere Freizeitaktivitäten statt, „und das Vereinsgelände und das Vereinsheim sind Treffpunkte für die Familien“, sagt Szukitsch. Überdies sei es für den TSV und damit auch für die Fußballer selbstverständlich, in das Berkheimer Vereinsleben eingebunden zu sein und die Gemeinschaft im Ort zu pflegen. „Wir sind bei allen Festen und am Dorfleben in Berkheim beteiligt, da herrscht große freundschaftliche Verbundenheit.“
Das Jubiläum wird mit Jugendturnieren während der Sportwoche des TSV Berkheim vom 8. bis 14. Juli und mit einem Festakt am Samstag, 19. Oktober, in der Osterfeldhalle gefeiert.