Serbien und Slowenien trennten sich 1:1-Unentschieden. Foto: dpa/Peter Kneffel

Erst jubelt Slowenien in einem heißen EM-Duell, dann dreht Serbien auf und feiert das Remis. Beide dürfen nach dem 1:1 auf das Achtelfinale hoffen. Sesko wartet auf eine Premiere.

Luka Jovic lässt Serbiens Fußball-Nationalmannschaft auf das EM-Achtelfinale hoffen und hat den Premierensieg von Slowenien verhindert. Durch den späten Treffer zum 1:1 (0:0) sorgte der Ex-Frankfurter in der turbulenten Schlussphase nach einem Eckball für den Stimmungsdämpfer bei den slowenischen Fans, die schon lautstark den ersten Sieg ihrer Nationalelf bei einer Fußball-Europameisterschaft gefeiert hatten. Abwehrspieler Zan Karnicnik hatte in der 69. Minute als Torschütze geglänzt - ehe nach der Last-Minute-Schock kam. 

Mit zwei Punkten auf dem Konto hat Slowenien aktuell die bessere Ausgangslage auf Rang drei, der auch ins Achtelfinale führen könnte. Allerdings trifft die Mannschaft um den Leipziger Benjamin Sesko am letzten Spieltag auf Titelkandidat England. Serbien (1 Punkt) bekommt es dann mit Dänemark zu tun.

Nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen England standen die Serben bereits unter Druck, im Kampf um die Playoff-Plätze der Gruppe C nicht bereits vorentscheidend ins Hintertreffen zu geraten. Dieser Druck aber schien die Auswahl von Coach Dragan Stojkovic noch mehr zu hemmen - in der ersten Halbzeit traten die Serbien weitgehend konfus auf. Kapitän Dusan Tadic, der nach seinem überraschenden Joker-Einsatz gegen die Engländer wieder in die Startelf rutschte, ermahnte seine Mitspieler immer wieder mit ausgebreiteten Armen, ruhiger zu spielen.

Es dauerte aber bis kurz vor der Halbzeitpause, ehe Serbien zur ersten großen Chance kam: Stürmer Aleksandar Mitrovic bekam im Strafraum den Ball, behauptete diesen gekonnt, brachte dann aber keinen Druck hinter den Schuss aus kurzer Distanz. Sloweniens Torwart Jan Oblak parierte. Dessen Vorderleute hatten kurz zuvor die beste Chance des ersten Durchgangs. Timi Elsnik traf mit einem wuchtigen Schuss aber nur den Pfosten. Den Nachschuss setzte Leipzig-Angreifer Sesko über den Kasten. Er will nun gegen England seinen ersten EM-Treffer zielen. 

Vor dem Spiel hatte der serbische Verband für Aufsehen gesorgt

In einem Match auf zunächst mäßigem Niveau hätten sich träge Serben über den Rückstand nicht beschweren können. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. Sofort nach Wiederanpfiff war Tempo im Spiel, und das dank der Serben. Mitrovic scheiterte erneut an Oblak (47.), kurz danach hätte Sloweniens Jaka Bijol fast ein Eigentor erzielt. Auf der Gegenseite prüfte Sesko Torhüter Predrag Rajkovic mit einem Schlenzer von außerhalb des Strafraums - der Keeper lenkte den Ball am Aluminium vorbei. Nach einer Flanke war er gegen Karnicnik machtlos. 

Vor dem Spiel hatte der serbische Verband am Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Nach angeblich feindseligen Gesängen kroatischer und albanischer Fans legten die Serben Beschwerde bei der UEFA ein und kokettierten sogar mit dem Rückzug vom Turnier. „Wir verlangen von der UEFA Sanktionen, letztlich auch um den Preis, dass wir die Europameisterschaft nicht fortsetzen“, sagte Verbands-Generalsekretär Jovan Surbatovic im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTS in Serbien.

Die UEFA war für eine Stellungnahme angefragt. Surbatovic bezog sich auf Gesänge aus beiden Fan-Lagern in der zweiten Halbzeit beim 2:2 zwischen Kroatien und Albanien am Mittwochabend in Hamburg. Der Top-Funktionär beklagte, dass sein Verband bereits „für einzelne Fälle“ bestraft worden sei und fordert nun auch Konsequenzen für die Kroaten und Albaner. „Wenn die UEFA sie nicht bestraft, werden wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen werden“, unterstrich Surbatovic und behauptete, serbische Fans seien „Gentlemen“.

Das hielt einige Anhänger freilich nicht davon ab, wie schon im Match gegen England erneut vereinzelt auf den Rängen Flaggen anzubringen, auf denen die Umrisse der Kosovo zu sehen waren, ausgefüllt in den Farben des serbischen Wappens. „Es gibt kein Aufgeben“, stand darüber - bei serbischen Nationalisten folgt darauf meist der Satz: „Kosovo ist Serbien.“