EM-Botschafter Philipp Lahm (von links), DB-Chef Richard Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geben die Partnerschaft von Deutscher Bahn (DB) und Uefa zur Europameisterschaft 2024 vor einem entsprechend gestalteten ICE bekannt. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Umweltschonende Züge sollen 2024 beim vierwöchigen Turnier eine zentrale Rolle beim Transport von Fans und Mannschaften spielen. Nach dem Endspiel beginnt die Generalsanierung des maroden Schienennetzes.

Zu solchen Terminen kommt die Prominenz gerne. Bundesverkehrsminister Volker Wissing, Uefa-Botschafter Philipp Lahm und Richard Lutz, Chef der Deutschen Bahn AG, haben jetzt die Kooperation des größten Staatskonzerns und des internationalen Fußballverbands zur Fußball-Europameisterschaft 2024 vorgestellt.

Der DB-Konzern mit seinen mehr als 330 000 Mitarbeitern weltweit will das Turnier nutzen, um für seine Angebote und nachhaltige Mobilität zu werben. Schon bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland spielte die Bahn bei den Reisen zu den Spielstätten eine wichtige Rolle. Viele internationale Gäste zeigten sich begeistert von der Atmosphäre und Organisation der WM, zu der auch die schnelle ICE-Fernzugflotte beigetragen hat. Inzwischen steht der DB-Konzern jedoch auch wegen Rekordverspätungen seiner Züge mehr denn je in der Kritik.

Umso mehr will man an den damaligen Erfolg anknüpfen. Zum ersten Mal in der Geschichte der EM steht das Thema Nachhaltigkeit ausdrücklich im Uefa-Reglement, um den CO2-Fußabdruck deutlich zu senken. Die Vision der Euro 2024 GmbH sei es, eine EM „unter Einhaltung höchster Nachhaltigkeitsstandards auszurichten, weshalb der Umweltschutz oberste Priorität genießt“, betont der Veranstalter.

Neben der Verringerung des Müllaufkommens sowie des Energie- und Wasserverbrauchs liegt der Schwerpunkt dabei auf den Mobilitätskonzepten. Denn die 51 Fußballspiele finden dezentral in zehn deutschen Städten statt. Möglichst viele Zuschauer und Mitarbeiter sollen dazu mit dem Zug anreisen. Dafür sieht das Uefa-Nachhaltigkeitskonzept preiswerte Tickets für den Fern- und Nahverkehr vor. Zudem soll es Anreize geben, damit Fans möglichst in Gruppen reisen. Auch die Teams sollen möglichst auf Flüge verzichten, besonders im Inland zwischen den Stadien.

Wer eine Eintrittskarte zu einem Spiel besitzt und innerhalb Deutschlands anreist, kann ermäßigte nationale DB-Fernverkehrstickets für die Hin- und Rückreise erwerben. Für Ticketbesitzer aus dem europäischen Ausland gibt es erstmals ein besonderes Angebot: Sie können einen ermäßigten Interrail-Pass erwerben, der zur Hin- und Rückreise aus 32 Ländern nach Deutschland sowie zu beliebig vielen nationalen Fahrten mit dem DB-Fernverkehr berechtigt. Die Dauer des Passes ist dabei frei wählbar, je länger die Laufzeit, desto höher der Preis.

Damit sich zumindest bei den 36 Gruppenspielen für Fans und Teams die Transferwege mit Bus und Bahn verringern, sind die Austragungsorte in drei Cluster aufgeteilt. Zum Bereich Nord/Nordost gehören die Stadien in Berlin, Hamburg und Leipzig. Der Sektor West umfasst die Arenen in Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln. Und das Cluster Süd bilden Frankfurt, München und Stuttgart.

Der Bau-Marathon startet nach dem Endspiel mit der meistbefahrenen ICE-Bahnstrecke Frankfurt–Mannheim am 15. Juli 2024. In nur fünf Monaten bis kurz vor Weihnachten 2024 will die DB Netz AG alle technischen Anlagen erneuern und 20 Bahnhöfe entlang der Strecke modernisieren. Geplant ist, 1200 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik, 152 Weichen, 140 Kilometer Oberleitung, vier Bahnübergänge und mehr als 10 Kilometer Lärmschutzwände zu erneuern.

Bislang wird das Netz meist im laufenden Betrieb modernisiert, die Komplettsperrungen sollen die Sanierung beschleunigen. Offen ist allerdings, ob im überlasteten Schienennetz genügend Ausweichstrecken geschaffen werden können, um allzu große Staus und Verspätungen im Personen- und Güterverkehr zu vermeiden.

So wird die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg zweimal von monatelangen Sperrungen betroffen sein, wie der DB-Konzern nun bekannt gab. Demnach wird die ICE-Piste Berlin–Hamburg im Herbst 2024 zur Weichen- und Gleissanierung und dann ab Juni 2025 nochmals zur Generalsanierung gesperrt. Auch diese Umleitungen werden zu deutlich längeren Fahrzeiten führen.

Bisher war nur die Komplettsanierung 2025 bekannt. Offenkundig lässt es der Streckenzustand aber nicht zu, im Abschnitt zwischen Wittenberge und Ludwigslust noch so lange abzuwarten. Dort sollen nächstes Jahr nun 100 Weichen, drei Durchlässe und insgesamt rund 74 Kilometer Gleise erneuert werden. Zwischen 16. August und 14. Dezember 2024 muss der Fernverkehr daher umgeleitet werden, und es werde Einschränkungen im Regional- und Güterverkehr geben, so die DB.

Nach Abschluss der Baumaßnahme sollen die Züge pünktlicher fahren. Die Strecke Berlin-Hamburg gehört den Angaben zufolge mit 230 ICE-, Regional- und Güterzügen und bis zu 30 000 Reisenden pro Tag zu den wichtigsten Städte-Direktverbindungen in Deutschland. Die hohe Auslastung habe Weichen, Gleise und Oberleitungsanlagen in den vergangenen Jahren stark beansprucht. Die Arbeiten im kommenden Jahr seien nötig, damit Züge auch weiterhin mit voller Geschwindigkeit fahren können und es weniger Störungen an der Infrastruktur gibt.

Vom 6. Juni bis 13. Dezember 2025 will die Deutsche Bahn die Strecke Berlin–Hamburg dann zum „Hochleistungskorridor“ ausbauen und dafür zahlreiche langfristige Baumaßnahmen bündeln.