Im Kreis Ludwigsburg sollen Besucher zwischen Burg, Taverne und Kampfarena in die Welt des Mittelalters eintauchen können. In puncto Grundstücksverhandlungen steht offenbar der Durchbruch bevor. Doch auch der Gemeinderat muss mitspielen.
Wie ernst es Christoph Schlude mit seiner Vision ist, zeigt der Umstand, dass er seinen bisherigen Job bei der Porsche-Gruppe im Sommer an den Nagel gehängt hat. Der Mann aus Bietigheim-Bissingen will sich voll und ganz der Entwicklung eines Mittelalterparks bei Markgröningen widmen. Mittlerweile wurde eigens eine Immobiliengesellschaft gegründet, die sich um den Erwerb von Flächen kümmert. Und der Durchbruch scheint kurz bevorzustehen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir hierfür eine Lösung finden. Dann liegt es am Gemeinderat, ob er dem Projekt zustimmt“, sagt der promovierte Biologe.
Kosten liegen geschätzt bei mehr als 30 Millionen Euro
Schlude und seine Mitstreiterin Ariane Fingerle möchten vor den Toren der Stadt einen Themenpark realisieren, wie es ihn in Deutschland noch nicht gibt. Die Besucher sollen zwischen einer Stadtmauer mit Dorf, einer Arena für Schaukämpfe und einer Burg mit Indoorspielplatz in die Welt der Ritter, Gaukler und Handwerkskünstler eintauchen können. Es wäre so etwas wie ein ganzjähriger Mittelaltermarkt. Geschätzt werde man dafür mehr als 30 Millionen Euro in die Hand nehmen, sagt Schlude, wie seine Geschäftspartnerin Fingerle ein Riesenfan der Szene. Den Betrag wolle man über Fremdkapital, spezielle Förderprogramme und Investoren zusammenbekommen. Wo genau der Park entstehen soll, damit will er aktuell noch nicht an die Öffentlichkeit gehen.
Der Markgröninger Bürgermeister Jens Hübner hält sich in dem Punkt ebenfalls bedeckt. Immerhin so viel gibt er aber preis: „Es sind zwei Flächen in der näheren Auswahl.“
Das bestätigt Schlude. Bei dem einen Areal habe man sich bereits rund 90 Prozent der Grundstücke sichern können, zum Beispiel per Kaufvereinbarung oder Erbpacht. „Von manchen Eigentümern haben wir auch das Ehrenwort bekommen, dass sie uns die Flächen überlassen, wenn die politischen Gremien ihr Okay gegeben haben“, erklärt er. Bei der Alternativlösung sei man ebenfalls auf einem guten Weg, müsse jedoch mit weniger Besitzern über im Gegenzug größere Einzelgrundstücke verhandeln. Unterm Strich sei man somit anteilsmäßig noch etwas weiter vom Ziel entfernt.
Schlude betont, dass der Park eine Mindestgröße von sieben bis neun Hektar haben sollte. „Ansonsten wird es schwer, alles unterzubringen wie eine Taverne, den Turnierplatz und die Tribünen“, erläutert er. „Falls das Gelände kleiner ausfallen müsste, würden wir schauen, was wir umsetzen können. Mein Gefühl ist aber, dass die Eigentümer der landwirtschaftlichen Flächen dem Vorhaben positiv gegenüberstehen und wir die Flächen erhalten“, erklärt Schlude. Doch selbst wenn er und seine Mitstreiter sich das Terrain sichern könnten, müssten auch noch die Behörden, vor allem die Stadt mitspielen. „Wir sind dazu im Gespräch. Die Kommune arbeitet daran, einen Fahrplan mit den künftigen Verfahrensschritten zu erstellen“, berichtet Schlude.
Vor dem Spatenstich müsse beispielsweise der Flächennutzungsplan angepasst werden. Vom Verband Region Stuttgart brauche man ebenfalls grünes Licht. Schließlich befänden sich beide in Frage kommenden Areale in einem regionalen Grünzug, dürften also aus ökologischen Gründen theoretisch nicht bebaut werden. Aber das betreffende Gelände sei für Flora und Fauna nicht besonders wertvoll, die Qualität der Ackerböden überschaubar, lautet laut den Initiatoren die Einschätzung einer Artenschutzbeauftragten. Zudem sehen die Planungen vor, den Park so zu gestalten, dass Tiere und Pflanzen einen Mehrwert hätten. Schlude ist zudem überzeugt davon, dass die Kommune von dem Vorhaben profitieren würde, sei es über Einnahmen aus der Gewerbesteuer, sei es über Touristen, die den Besuch des Parks mit einem Abstecher in die Stadt verknüpfen.
Dem Vernehmen nach waren die Meinungen zu dem Projekt im alten Gemeinderat geteilt, selbst innerhalb der Fraktionen. Bedenken gab es vor allem, weil landwirtschaftliche Böden versiegelt würden. Welches Stimmungsbild in dem nach der Kommunalwahl neu zusammengesetzten Gremium vorherrscht, muss man abwarten. Man brauche auf jeden Fall zur Entscheidungsfindung noch tiefer gehende Informationen, heißt es.
Christoph Schlude würde sich jedenfalls wünschen, dass der Rat Ende 2024 oder Anfang 2025 einen Grundsatzbeschluss zu dem Park fasst. „Wenn es dann ideal läuft, hoffe ich, dass der Spatenstich im Frühjahr 2026 sein und erste Bereiche wie die Indoorhalle vielleicht noch im selben Jahr in Betrieb gehen könnten“, erklärt er. Die Besucher könnten dann auch per Bahn anreisen und von Asperg per Shuttlebus zum Freizeitgelände pendeln. Außerdem hofft Schlude, dass die Ludwigsburger Stadtbahn tatsächlich aufs Gleis gesetzt wird. Die Verbindung soll schließlich unter anderem nach Markgröningen führen. Von der dortigen Haltestelle aus könnten die Gäste ebenfalls bis vor die Tore des Parks befördert werden.
Eine Attraktion, die die Stadt nichts kostet
Bebauungsplan
Die Stadt Markgröningen ist finanziell nicht auf Rosen gebettet – was aber für den Mittelalterpark keine Hürde wäre. Die Kommune müsse dafür keinen einzigen Cent investieren, betont Initiator Christoph Schlude. Selbst die Kosten für den Bebauungsplan, der für das Vorhaben notwendig wäre, würde man übernehmen, beteuert er.
Kultur
In dem Freizeitpark sind keine Fahrgeschäfte geplant. Besucher sollen vielmehr Einblick in die Geschichte und Kultur des Mittelalters erhalten. Vorgesehen sind unter anderem Handwerksstätten, ein Badehaus oder eine Taverne, in der lokale Erzeugnisse angeboten werden könnten.