Suchen Mitstreiter: Elmar Rehmann, Achim Barth und Markus Vogt (von links). Quelle: Unbekannt

Essen mitnehmen, das ist auch bei Metzgereien und Lokalen im Kreis Esslingen möglich, die bei „Lunchbox to go“ mitmachen. Was sie bieten, ist von tristem Fast Food und sperrigem Verpackungsmüll aber weit entfernt.

Kreis EsslingenWenn die Zeit mittags nur für ein Essen am Schreibtisch reicht, es aber doch etwas Warmes vom Lokal oder Metzger um die Ecke sein soll, ist die berufstätige Frau oder der berufstätige Mann meist mit einer wenig appetitlichen Situation konfrontiert: der Styroporschale, meist in Fächer unterteilt und weiß oder grau. Die schon beim Abholen in Hektik die Hälfte der Bratensoße verloren hat. Die beim Öffnen die leckeren Speisen trist aussehen lässt. Die beim Verzehr mit Messer und Gabel, die sich in den Schaumstoff bohren, ein ungutes Gefühl beim Esser hinterlässt. Und die, sperrig wie sie ist, am Ende des Verzehrs den Müllsack schnell füllt.

„Seit zwei Jahren war mir das ein Dorn im Auge“, kommentiert Markus Vogt, mit seiner Frau Claudia Betreiber des Berkheimer Hofs, diese Erfahrungen. Viele seiner Kunden nehmen das Mittagstischangebot in Anspruch – und einige gerne auch „to go“, also zum Mitnehmen. Über viele Jahre hat auch Vogt das Essen in Styroporboxen angerichtet. „Seither habe ich nach einem adäquaten System gesucht.“ Eine Verpackung, die am Ende nicht im Müll landet, sondern wiederverwendet wird. Plastik schied schnell aus: Es nimmt Farbe und Geruch der Speisen an und ist weniger hitzebeständig. Mit Unterstützung von Elmar Rehmann, Inhaber der Metzgerei Leibbrand in Berkheim, wurde man schließlich bei einer Glasbox mit einem Kunststoffdeckel mit Klickverschluss in zwei Größen fündig. Mit drei weiteren Betrieben im Kreis Esslingen startete das Projekt „Lunchbox to go“. Gegen ein Pfand können Kunden warme Speisen oder Aufschnitt in einer Glasbox mitnehmen und diese in allen teilnehmenden Betrieben zurückgeben. Dort wird sie gemäß der Hygienevorschriften für die Wiederverwendung gereinigt. Denn fremde Behältnisse, die etwa von Kunden mitgebracht werden, dürfen nicht in Bereiche, wo Lebensmittel verarbeitet werden.

Beginn des Projekts war am 1. April. Der Tenor der Anbieter: Die Nachfrage übersteigt das Angebot, es mussten bereits Boxen nachbestellt werden. Besonders die Stammkunden sind gerne von Styropor auf Plastik umgestiegen – und haben die Boxen teilweise so geschickt gefunden, dass sie sie für sich behielten, wie Achim Barth vom Gasthaus Rössle berichtet, wo das neue Angebot vor allem für Doggybags, also Speisereste, genutzt wird. „Seit 1. April haben wir keine einzige Styroporbox mehr rausgegeben“, freut sich Markus Vogt. Allerdings lassen sich nicht alle Kunden überzeugen. „Wir haben viele Handwerker als Kunden, die nur einmal oder selten bei uns Essen holen“, erklärt Metzger Rehmann. Bei ihm halten sich Nutzer von Glas und Styropor die Waage.

Die Vorteile spürt Rehmann zufolge vor allem der Kunde: Er hat weniger Verpackungsmüll, kann das Essen auslaufsicher transportieren, über Nacht im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag im Ofen oder der Mikrowelle erhitzen. „Und es ist viel appetitlicher und angenehmer daraus zu essen“, ergänzt Vogt. Für die teilnehmenden Betriebe gehe die Rechnung nullaufnull auf, so Rehmann: Dafür, dass weniger Einwegboxen angeschafft werden, sei die Spülküche mehr ausgelastet. „Wer profitiert sind die Kunden und die Umwelt.“ Das sei es ihm und den Partnern wert. Jeder habe die Möglichkeit, selbst etwas für Klima und Umwelt zu tun, erklärt Vogt seine Motivation. Ein wenig persönlichen Profit ziehen aber auch die Köpfe hinter dem Projekt daraus: „Es macht viel mehr Spaß, ein schön gekochtes Essen in Glasschalen anzurichten“, sagt Barth. Rehmann inspiriert die neue Verpackung zu neuem Inhalt: Er plant, schön angerichtete Brotzeitschalen oder Grillgutpakete anzubieten. Was sich die Initiatoren nun wünschen, sind mehr Mitstreiter aus Gastronomie und Lebensmittelhandel.

Das System „Lunchbox to go“

Glasboxen gibt es in zwei Größen zum Pfand von fünf oder zehn Euro. Sie sind (ohne Deckel!), bis 400 Grad erhitzbar.

Teilnehmende Betriebe sind bis dato: Berkheimer Hof (Berkheim), Gasthaus Rössle (Berkheim), Metzgerei Leibbrand (Berkheim), Metzgerei Baur (Wernau), Metzgerei Widmayer (Hauptsitz Denkendorf, weitere Filialen im Kreis Esslingen ).

Eine telefonische Vorabbestellung des gewünschten Gerichts wünschen sich das Gasthaus Rössle und, sofern à la carte und nicht Mittagstisch bestellt wird, der Berkheimer Hof.

Informationen zum System und den Partnerbetrieben gibt es online unter www.lunchbox-togo.de