Jetzt geht es wirklich bald los: Das Schulleiter-Duo Stephan Haag und Christine Benz in der neuen Fuchshofschule. Foto: Ralf Poller

Zweimal war alles eingepackt, zweimal musste ausgepackt werden, weil die Umzugstermine kurzfristig gecancelt wurden. Jetzt soll es in der fast 30 Millionen Euro teuren Schule tatsächlich bald losgehen. Wie sieht es dort aus?

„Humor ist etwas, das unser Kollegium auszeichnet“, sagt Christine Benz, stellvertretende Leiterin der Fuchshofschule, während sie im riesigen, noch kahlen Lehrerzimmer der neuen Fuchshofschule in Ludwigsburg sitzt. „Das war schon vor der Umzugssache so“, schiebt sie hinterher. Humor – schwarzer vor allem – war zuletzt öfter mal ein Mittel in der Schulgemeinschaft, um das Hin und Her um geplante und wieder verschobene Umzüge besser zu ertragen und auszubalancieren.

Jede Menge Anlaufschwierigkeiten

In den Sommerferien hatte das Kollegium schon alles gepackt und eingetütet, aber Lieferengpässe auf der Baustelle vereitelten den Unterrichtsstart zum Schuljahr 2022/23 in das neue Gebäude. Für die Katz war auch das zweite große Einpacken zu den Herbstferien: Weil die Sicherheitstechnik nicht rechtzeitig fertig wurde, platzte der Umzug erneut. „Das durchzusagen, war echt schlimm“, erinnert sich Schulleiter Stephan Haag. „Nach den Herbstferien hatten wir einen richtigen Tiefpunkt.“

Es kostete Zeit, Kräfte und Nerven, den Umzug zweimal umsonst vorzubereiten. „Das hätte man weitsichtiger planen können“, findet der Rektor. „Die Belastung für das Kollegium war groß, die Vorfreude auf den Neubau ging zeitweise verloren.“ Jetzt hat sich das Blatt aber gewendet. Die Schule zieht derzeit tatsächlich um, Vorfreude und Motivation haben Frust und Enttäuschung abgelöst. Denn die neue Schule ist ein feiner Bau mit vielen Finessen – von höhenverstellbaren Stühlen für die Kinder, interaktiven Boards und Dokumentenkameras oder optionalen Stehpulten in jedem Klassenzimmer bis hin zum Ruheraum und Duschen für die Lehrerinnen und Lehrer. Ein großzügiger, teils überdachter Pausenhof mit vielen Spielmöglichkeiten und einem Schulgarten zählt ebenfalls dazu, aber auch rund um das Schulgebäude gehende Balkone von den Klassenzimmern aus. Damit von dort aus niemand abstürzt, sind sie allerdings rundum vergittert, was ihnen eine etwas käfighafte Anmutung verleiht.

Die Schulgemeinschaft wächst mit dem Neubaugebiet

„Ich such’ mal die Rollwagen!“ – „Was ist eigentlich in diesen Kartons?“ – „Ich hab’ euch Plätzchen hingestellt!“: Überall herrscht in dem hellen Holzbau angeregte Betriebsamkeit, wird ausgepackt und eingeräumt, versuchen sich Menschen im neuen Umfeld zu orientieren. „Wissen Sie, wo ich die Küche finde?“, will der Mitarbeiter eines Catering-Unternehmens wissen. Stephan Haag weist ihm den Weg zur Mensa, die wie das für ein künftig großes Kollegium konzipierte Lehrerzimmer ebenerdig gelegen ist.

Erst- und Zweitklässler sind hingegen im ersten, Dritt- und Viertklässler im zweiten Obergeschoss untergebracht, jeweils in Clustern, die sich um einen Lichthof gruppieren und die neben Klassenzimmern auch Nebenräume und Freibereiche umfassen. Dort kann in Gruppen gelernt oder gespielt werden. „Nur dass wir keinen Bewegungsraum haben, ist sehr schade, den hätten wir dringend gebraucht“, bedauern Stephan Haag und Christine Benz. Überhaupt gehe es ohne Kooperationen mit Sportvereinen nicht, von denen weitere angestrebt würden. Die Cluster für die Klassenstufen sollen dazu beitragen, dass sich die Kinder in dem für eine Grundschule großen Neubau behaglicher fühlen und sich nicht verlieren – zumal zu Beginn, wenn weniger als die Hälfte der Menschen, auf die der Bau ausgelegt ist, ihn bevölkern. Voll belegt wird die Schule erst sein, wenn auf den Freiflächen in ihrer Nachbarschaft Neubaugebiete gewachsen sind. Mitwachsen wird auch die Möglichkeit der Ganztagsschule in Wahlform. Bisher gibt es sie in der ersten Klasse, alle neuen Jahrgänge werden künftig ebenfalls die Wahl haben. Für die Älteren gibt es so lange noch die Schulkindbetreuung am Nachmittag.

Baustellen-Feeling wird die Schulgemeinschaft also auch nach dem Einzug noch lange haben – wenn nicht mehr in der Schule, dann doch in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Besonderes Augenmerk werde gerade deshalb auch auf sichere Schulwege gelegt, sagt Haag. Das betrifft die nächsten Jahre, aber auch die direkte Zukunft in den Wochen nach dem Umzug: Elterntaxis sind explizit unerwünscht, extra Haltemöglichkeiten gibt es in der Nähe. Polizei und Ordnungsamt sind eingebunden und werden die Situation in der ersten Zeit mit überwachen.

Das Wichtigste nach den Weihnachtsferien ist es, betont das Schulleiter-Duo, dass die Kinder in dem Neubau heimisch werden und ihn sich mit der Lehrerschaft aneignen. Deshalb haben zu Beginn auch Eltern keinen Zutritt. Sie dürfen sich zu einem späteren Zeitpunkt umschauen. Eine offizielle Einweihung ist für das Frühjahr geplant. „Jetzt“, sagt Christine Benz, „sind erst einmal die Schüler und wir an der Reihe.“

Große Schule für kleine Ludwigsburger

Teure Investition
Den 29,5-Millionen-Euro-Neubau hat das Architekturbüro VON M aus Stuttgart und die Stadt in Abstimmung mit dem staatlichen Schulamt, Pädagogen und einer externen Expertenrunde geplant.

Große Rochade
Die Fuchshofschule war bislang im Schulgebäude am Berliner Platz untergebracht, das künftig von der Gemeinschaftseinrichtung Justinus-Kerner-Schule allein genutzt wird. Diese ist zurzeit noch an zwei Standorten beheimatet. Den in der Mathildenstraße bekommen nach den Weihnachtsferien dann die Gemeinschaftsschule Innenstadt und das Friedrich-Schiller-Gymnasium.

Viele Schulkinder
Die Fuchshofschule ist auf bis zu 22 Klassen und mehr als 600 Schüler ausgelegt. „Wir brauchen diese Schule nicht nur wegen des Neubaugebiets, sondern auch wegen insgesamt steigender Schülerzahlen“, sagt die Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. Jedes Jahr werden Klassen dazukommen.