Der Treffpunkt im Leonberger Stadtpark wird selbst in den Ferien nicht angenommen. Die jungen Akteure fühlen such in der Kommunikation alleingelassen.
Dienstagnachmittag in den Pfingstferien. Die Sonne scheint und nur vereinzelt ist eine Wolke am Himmel zu sehen. Das perfekte Wetter, um den Tag außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen.
Im Leonberger Stadtpark herrscht reges Treiben: Kinder toben durch die Wiesen, ein paar Radfahrer schieben ihre Velos den Hügel hoch. Nur ein Ort scheint wie ausgestorben zu sein: der neu gestalte Jugendplatz zwischen der Ostertagrealschule und dem Mahnmal. Keine Menschenseele tummelt sich auf den Betonbänken oder hangelt sich an der Calisthenics-Stange entlang. Nur die verrußte Grillstelle und die leeren Chipstüten auf dem Boden zeigen, dass hier schon einmal Leben war.
Als der knapp 80 000 Euro teure Jugendplatz vor zwei Jahren eröffnet wurde, zeigten sich die Jugendlichen enttäuscht. Statt aktiv in die Planung einbezogen zu werden, wurden viele Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen, wie sie fanden. So wurden die finalen Pläne des Architekten nie dem Jugendausschuss vorgelegt – graue Betonwände waren sicherlich nicht die Vision der jungen Leonberger.
Nach langem Hin- und Her gab es doch einen Schritt nach vorne. Im Mai wurde der Platz innerhalb von drei Tagen mit der Hilfe einer Künstlerin moderner und farbenfroher gestaltet: Bunte Graffiti und von den Jugendlichen ausgewählte Motive sollten den trostlosen Platz verschönern.
Bei der Wiedereröffnungsfeier des frisch aufgepeppten Platzes vor den Pfingstferien zeigte sich in Sachen Publikumszuspruch allerdings ein ähnliches Bild: Neben den Projektleitern der Mobilen Jugendhilfe und des Stadtjugendreferates erschienen nur eine Handvoll Interessenten zu der Feier. Während die Jugendlichen stolz über ihr Projekt erzählten, glänzten viele ihrer Altersgenossen vor allem durch eines: Abwesenheit.
In der Vergangenheit fielen Aktionen des Jugendausschusses insbesondere dank ihrer Werbestrategien in den sozialen Netzwerken auf. Durch humorvolle Videos auf TikTok und aufwendig gestaltete Info-Beiträge auf Instagram konnten sich junge Leonberger über Events und Workshops auf dem Laufenden halten. Zur Europa- und Gemeinderatswahl 2024 wurden Jugendliche mithilfe von professionellen Erklärvideos informiert. Auch das Jugendforum, das Frauenschwimmen im Hallenbad und der Nachtbus N63 – all diese Projekte profitierten von kluger Social-Media-Arbeit.
Ganz anders sah es aber bei der Werbung für den Jugendplatz aus. Woran liegt das? „Viele unserer Mitglieder befinden sich gerade in der Abiturphase“, sagt die Sprecherin des Jugendausschusses, Eha Sadeque. „Und wir arbeiten alle ehrenamtlich, das darf man nicht vergessen“. Dennoch sei das Engagement groß, nur fehle oft die Unterstützung. Insbesondere bei der städtischen Öffentlichkeitsarbeit.
So wurde über die Einweihungsfeier nur ein Beitrag auf der Instagram-Seite der Stadt gepostet, obwohl diese bei dem kreativen Projekt nicht nur finanzieller Träger, sondern auch Hauptverantwortlicher in Sachen Öffentlichkeitsarbeit war. Dass nach der formellen Wiedereröffnung der neugestalteten Jugendstelle im Stadtpark noch ein gemeinsames Grillen stattfand, wurde weder auf den Sozialen Netzwerken der Stadt noch in einer Pressemitteilung erwähnt, beklagen die Jugendlichen.
„Social Media ist unser Hauptmedium. Andere Wege, wie Plakate, sind aufwendig, teuer und oft mit Bürokratie verbunden“, erzählt Sadeque. Um ins öffentliche Gebäuden zu plakatieren, müsse man zunächst eine Genehmigung einholen – ein Prozess, der gerade für junge Ehrenamtliche schwer zu stemmen sei.
Dass ihr Engagement weitgehend im Verborgenen bleibt, frustriert die jungen Leute: „Wir planen wirklich viel im Hintergrund. Aber wenn davon niemand etwas mitbekommt, ist das einfach schade“, so die Abiturientin. Ihre Botschaft ist klar: Wer junge Menschen für Projekte begeistern will, muss sie nicht nur einbinden, sondern ihre Kommunikationswege ernst nehmen. Sonst bleibt auch der schönste Jugendplatz leer.