Taktgeber im Frisch-Auf-Spiel: Der isländische Nationalspieler Janus Smarason. Foto: Baumann

Wenn einer bei Paris Saint-Germain auf dem Zettel steht, muss er ein Ausnahmekönner sein. Janus Smarason zeigt seit Saisonbeginn bei Frisch Auf Göppingen seine Klasse auf der Spielmacherposition. Was zeichnet den Isländer aus?

Göppingen - „Es war ein bisschen so, als würde man Gott bei der Arbeit zusehen, nur dass es nicht wie Arbeit aussah.“ Kreisläufer Kresimir Kozina kennt diesen Spruch über seinen kroatischen Landsmann Ivano Balic. Der frühere Weltklasse-Spielmacher galt als der Schöpfer der genialen Momente auf der Rückraum-Mitte-Position im Handball. Es wäre übertrieben, Janus Smarason vom Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen in einem Atemzug mit dieser Legende zu nennen, doch eines steht für seinen Teamkollegen Kozina fest: „Janus ist der Wunschspieler für jeden Kreisläufer.“

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Von seinen Anspielen profitiert der 30-Jährige selbst am meisten, aber auch alle anderen Teamkollegen können sich glücklich schätzen: „Er macht alle Mitspieler besser, weil er Dinge drauf hat, die man nicht lernen kann. Das merkt man auch, wenn wir Fußball oder Basketball spielen“, schwärmt Kozina, der Smarason am ehesten mit Luka Cindric vom FC Barcelona vergleicht. Diese neue Note im Frisch-Auf-Angriff macht sich auch im Punktekonto bemerkbar: Zwar unterliefen Smarason zu Beginn der Runde noch ein paar technische Fehler zu viel, doch an dem respektablen 10:4-Punkte-Saisonstart vor dem Nachholspiel an diesem Donnerstag (19 Uhr) bei Aufsteiger TuSEM Essen hat der 25-Jährige einen Riesenanteil.

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Warum sich der isländische Nationalspieler (44 Länderspiele) überhaupt für Frisch Auf entschieden hat? „Ich will mich in der Liga mit dem härtesten Konkurrenzkampf der Welt präsentieren. Dies ist die ideale Plattform, um mich weiterentwickeln zu können“, sagt der Rechtshänder. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert.

Paris Saint-Germain klopft an

Auch nicht, als vor kurzem Champions-League-Club Paris Saint-Germain über Berater Arnar Theodórsson auf der Suche nach einem Rückraum-Ersatz für den verletzten Starspieler Nikola Karabatic anklopfte. Über eine mögliche Ablösesumme wurde erst gar nicht verhandelt: Frisch Auf blockte sofort ab, verwies auf den bis 2022 laufenden Vertrag und Paris holte inzwischen den Niederländer Luc Steins vom französischen Ligakonkurrenten Fenix Toulouse. Smarason ist selbstbewusst genug, um zu wissen: Die Chance, zu einem internationalen Top-Club zu wechseln, wird er wieder bekommen.

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Warum er sich da relativ sicher sein kann? Weil die Handballgeschichte zeigt, dass jede große Mannschaft ein „Gehirn“ benötigt. Einen Mann, der instinktiv und autark handelt, der denkt wie ein Trainer, der blitzschnell eine Idee hervorzaubert, der Übersicht und Spiellenkung mit variantenreichen Würfen aus der zweiten Reihe paart. Göppingens Coach Hartmut Mayerhoffer ist heilfroh über seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld und weiß auch, warum er schon so weit ist: „Man spürt deutlich, dass Janus schon in relativ jungen Jahren bei Aalborg Handbold in der Champions League eine entscheidende Rolle spielte.“ Weiterer Vorteil: In Dänemark hatte Smarason als Jugendlicher schon das Internat unter dem früheren Flensburger Trainer Erik Veje Rasmusen in Aarhus besucht.

Freundin Embla spielt auch bei Frisch Auf

Smarason kommt aus einer Handball-Familie im südisländischen Selfoss, wo auch Haukur Thrastarsson vom polnischen Top-Club Kielce herstammt. Smarasons Onkel Torir Hergeirsson hat als Trainer der norwegischen Frauen-Nationalmannschaft regelmäßig Titel abgeräumt. Seine Cousine Maria Thorisdottir ist Fußball-Nationalspielerin und steht bei Chelsea LFC unter Vertrag. Und Freundin Embla Jonsdottir zog mit nach Göppingen und spielt Handball im Drittligateam von Frisch Auf.

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„Ich fühle mich rundum wohl, nur an meinen Deutsch-Kenntnissen muss ich noch arbeiten“, sagt Smarason. Dabei hilft ihm auch sein Nachbar. Der heißt Kresimir Kozina und kann auf diesem Weg etwas für die punktgenauen Anspiele an den Kreis zurückgeben.

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